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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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für Mensch und Tier hatte sie schon bei Neal bewundert. Jack hätte auch einen seiner Arbeiter bitten können, die ganze Nacht bei Max zu wachen; dass er es nicht getan hatte und lieber selbst bei ihm blieb, sagte viel über ihn aus. Neal hätte nicht anders gehandelt, davon war Abbey überzeugt.
    Jack spürte, dass er beobachtet wurde. Er schlug die Augen auf und sah Abbey verträumt an. Die Zeit schien stillzustehen. Jacks Blick wanderte langsam zu ihrem Mund hinunter. Und dann küsste er sie, sanft und voller Zärtlichkeit. Ein wohliges Prickeln lief durch ihren Körper. Jack machte die Augen wieder zu, sein Kopf fiel zur Seite, sein Atem ging schwer und regelmäßig. Er war eingeschlafen.
    Abbeys Herz raste, ihre Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie von diesem Kuss halten? Hatte er sie geküsst, nur weil sie in diesem Moment in seinen Armen lag? Hatte er sie in seiner Erschöpfung mit Clementine verwechselt? Nein, das ganz sicher nicht, gab sie sich selbst die Antwort. Ein Gedanke durchzuckte sie. War Jack vielleicht eifersüchtig auf Heath und deshalb gegen ihre Freundschaft mit ihm? Aber das würde ja bedeuten, dass er tiefere Gefühle für sie hegte, und das konnte sie nicht glauben. Doch warum hatte er sie dann geküsst? Abbey fragte sich, ob Jack, so zerschlagen wie er war, sich am anderen Morgen überhaupt noch daran erinnern würde. Sie seufzte. Was auch immer der Grund gewesen sein mochte, sie wollte diesen Augenblick bis zur Neige auskosten, und so kuschelte sie sich an ihn und versuchte, noch ein wenig zu schlafen.
    Als Abby aufwachte, stand bereits die Sonne am Himmel. Sie war allein in der Scheune, zugedeckt mit einer Decke. Neben ihr lag ein Stück Papier. Max war wach und sah sie an, die anderen beiden Hunde waren fort.
    Abbey schlug die Decke zurück und griff nach dem Zettel.
    Gib Max bitte etwas zu fressen, Abbey, es wäre ein gutes Zeichen, wenn er Hunger hätte. Ich will mich auf die Suche nach den Leuten machen, die ihn so schwer verletzt haben. Bis später. Jack.
    Sie las die Zeilen ein paar Mal, in der Hoffnung, irgendeine romantische Anspielung zu entdecken, doch sie fand nichts dergleichen. Kein Wort über ihre vertrauliche Nähe oder darüber, dass sie sich geküsst hatten. Die Nachricht hätte auch von einem Bruder sein können. Sie fühlte eine maßlose Enttäuschung. Jack erinnerte sich offenbar nicht mehr an den Kuss.
    Sie rappelte sich hoch, streichelte Max und ging dann in die Küche, wo sie ein paar Scheiben von der Lammkeule vom Abend zuvor herunterschnitt.
    »Wie kann man denn Lammkeule zum Frühstück essen?«, fragte Sybil, die mit Clementine hereinkam.
    Abbey fuhr zusammen. »Du meine Güte, haben Sie mich erschreckt! Das ist nicht für mich. Jack hat mich gebeten, dafür zu sorgen, dass Max ein bisschen was frisst, und ich dachte, ein paar Brocken Fleisch wird er bestimmt nicht ablehnen.«
    »Das ist viel zu gut für einen Hund«, bemerkte Sybil. »Haben Sie ihm etwa den Schinken zu fressen gegeben?«
    Abbey schoss die Röte ins Gesicht. Max hatte den Schinken ja tatsächlich gefressen. Aber sie ärgerte sich über Sybils Verdächtigung. »Nein, hab ich nicht«, gab sie verschnupft zurück.
    »Wirklich nicht?«, drängte Sybil, die ihre geröteten Wangen bemerkte.
    »Wenn ich es doch sage! Ich habe ihn weder an Max noch an die anderen Hunde verfüttert.«
    In diesem Moment betrat Sabu die Küche. »Was haben Sie denn mit dem Fleisch vor?«
    »Sie will es Max zu fressen geben«, antwortete Sybil.
    »Nur ausnahmsweise«, verteidigte sich Abbey. »Es kann sein, dass er seine schwere Verletzung nicht überlebt, deshalb wollte ich ihm etwas besonders Verlockendes bringen. Er muss doch etwas fressen, sonst wird er noch schwächer.« Sie blickte den Koch finster an. Sabu hätte sie zu gern zusammengestaucht, sie konnte es ihm ansehen, aber er wagte es nicht – aus Angst, sie könnte Sybil die Wahrheit über den verschwundenen Schinken erzählen.
    Sybil wiederum war verblüfft, weil sie fest damit gerechnet hatte, Sabu werde aus der Haut fahren.
    Abbey drehte allen dreien den Rücken zu und gab das aufgeschnittene Fleisch auf einen Teller.
    Clementine trat hinter sie und zupfte einen Strohhalm aus ihren Haaren. »Haben Sie in der Scheune geschlafen, Abbey?«
    »Was?« Abbey fuhr schuldbewusst herum. »Oh, das … Ich war bei Max, ich hab mich zu ihm ins Stroh gesetzt.« Abermals lief sie rot an, aber sie überspielte ihre Verlegenheit, indem sie sich in die Haare griff und

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