Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
die Brust gesunken, und die Augen waren ihm zugefallen. Abbey betrachtete ihn einen Augenblick. Was für ein unglaublicher Mann. Eine eigenartige Wärme, die ihr fremd war, durchflutete sie und erfüllte sie mit einer wohligen Trägheit.
Plötzlich schaute Jack auf. Er hatte gespürt, dass er beobachtet wurde. »Abbey! Was machen Sie denn hier?«
»Ich konnte nicht schlafen, deshalb dachte ich, ich schau noch einmal nach Max.«
»Das ist lieb von Ihnen«, sagte Jack gerührt. »Hören Sie, wegen vorhin … es tut mir wirklich leid …«
Abbey ließ ihn nicht ausreden. »Mir auch. Wir waren beide müde.«
Jack nickte. »Aber trotzdem muss ich eines klarstellen: Ich wollte wirklich nicht andeuten, dass Sie nicht gut genug sind für Heath oder irgendeinen anderen Mann. Das dürfen Sie niemals denken. Ich würde niemals …« Er brach ab. Er war so abgekämpft, dass ihm die Worte fehlten, ihr zu sagen, was für eine wunderbare Frau sie war und viel zu gut für jemanden wie Heath Mason. Der Mann, der eines Tages ihr Herz eroberte, war seiner Ansicht nach ein wahrer Glückspilz.
»Schon gut, vergessen Sie’s«, gab Abbey zurück. »Ich weiß, wie erschöpft Sie sind.«
Jack nickte knapp und sah dann wieder auf Max hinunter.
»Wie geht es ihm?« Abbey hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil er sich nicht nur um den Hund, sondern jetzt auch noch um sie Sorgen machte.
»Er hat sich nicht gerührt. Kein Wunder, er ist geschwächt, weil er so viel Blut verloren hat. Und die Wunde tut bestimmt höllisch weh.«
»Warum gehen Sie nicht ins Bett und schlafen noch ein paar Stunden?«, fragte Abbey und ging langsam auf ihn zu. »Sie können im Moment ja doch nichts für ihn tun.«
»Ich will ihn nicht alleinlassen«, sagte Jack leise. »Das hat er einfach nicht verdient, dass ihm so übel mitgespielt wird. Er ist mir seit so vielen Jahren ein treuer Begleiter.«
»Wird er beim Viehtreiben fehlen?«
»Und ob! Max ersetzt uns zehn Viehhirten zu Pferde.«
»Wirklich?«, staunte Abbey.
»Die Hunde sind nahezu unersetzlich. Sie leisten die Arbeit von mehreren Männern, und alles, was sie im Gegenzug dafür verlangen, ist ein Napf Futter und ein bisschen Zuneigung.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Max ist der beste Hund, den ich je hatte.«
»Woher haben Sie ihn?« Abbey setzte sich neben Jack ins Stroh und strich Max über das schwarze Fell.
»Von Reg Robinson, genannt Robbo, einem Farmer hier aus der Gegend, der Schäfer- und Hütehunde züchtet. Max war der kleinste von zwölf Welpen, und seine Mutter ließ ihn nicht saugen. Robbo stellt seine Hunde aus, deshalb behält er immer nur die besten. Er dachte, Max tauge nichts, und außerdem hätte er ihn mit der Flasche großziehen müssen, deshalb wollte er ihn ertränken. Da hab ich gesagt, ich nehme ihn. Robbo hielt mich für verrückt, aber manchmal ist das mickrigste Junge tatsächlich das beste. Max ist zwar keine Schönheit mit seinem umgeklappten Ohr, der langen Schnauze und der heraushängenden Zunge, aber er ist zu einer stattlichen Größe herangewachsen, und er ist der beste Hütehund, den ich je hatte. Er hat einen erstaunlichen Instinkt. Selbst wenn er nicht zum Arbeitshund getaugt hätte, hätte ich ihn behalten.« Jack wirkte bedrückt. »Hoffentlich schafft er es«, fügte er hinzu.
»Ja, das hoffe ich auch. Er ist mir richtig ans Herz gewachsen. Er ist zurückhaltender als Jasper und Rex, aber er ist so ein liebenswerter Rabauke.« Abbey dachte an Elias. »Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass Sie nicht wütend geworden sind, als Elias meinte, es sei besser, ihn von seinen Schmerzen zu erlösen.«
»Vielleicht wäre es tatsächlich besser gewesen«, sagte Jack. Abbey sah ihn erstaunt an. »Falls sich die Wunde infiziert und es kommt zum Wundbrand, wird sich das Gift in seinem Körper ausbreiten, und er wird qualvoll zugrunde gehen. Neun von zehn Farmern, die ich kenne, hätten ihn erschossen.« Plötzlich durchzuckte Jack ein Gedanke, und er blickte Abbey fragend an. »Haben Sie sich deshalb in der Waschküche verbarrikadiert? Weil Elias Max erschießen wollte?«
Abbey nickte mit Tränen in den Augen.
Ein Lächeln umspielte Jacks Mund, als er ihr seinen Arm um die Schultern legte und sie liebevoll drückte. »Danke, dass Sie ihn aufgehalten haben, Abbey. Falls er durchkommt, hat Max Ihnen sein Leben zu verdanken.«
»Ich konnte doch nicht zulassen, dass Elias so etwas Schreckliches tut«, flüsterte sie und lehnte sich an ihn. »Ich fand es
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