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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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dass er eigentlich nichts essen mochte, aber da Abbey sich schon die Mühe gemacht hatte, griff er nach dem belegten Brot und zwang sich, davon abzubeißen.
    »Wie geht’s ihm?«, fragte Abbey und zeigte auf Max.
    »Er schläft«, nuschelte Jack mit vollem Mund. »Ruhe braucht er jetzt am nötigsten.«
    Ein langes Schweigen trat ein, während Jack sein Sandwich aß. Abbey spürte, dass die Tatsache, als sie sich in der Waschküche verbarrikadiert hatte, zwischen ihnen stand, aber sie hatte keine Lust, sich zu rechtfertigen. Sie hatte nicht vor, Jack zu erklären, wie es sich in Wahrheit verhalten hatte – dass sie nämlich den Hund vor Elias beschützt und ihm nicht dessen Hilfe verweigert hatte.
    Jack brach das Schweigen als Erster. »Wie war es auf Martindale Hall?«, fragte er, nachdem er einen Schluck Wasser getrunken hatte.
    Abbey erzählte ihm von ihrem Besuch und von Heath’ angeschlagenem seelischem Zustand. »Er fragte, ob wir Freunde sein können. Anscheinend wünscht er sich im Augenblick nichts sehnlicher als einen aufrichtigen Freund«, fügte sie hinzu. Sie beobachtete Jack nervös. Sie kannte ja seine Meinung über Heath, deshalb fragte sie sich, wie er darauf reagieren würde.
    »Einen Freund?«, wiederholte Jack verblüfft. Leicht gereizt fuhr er fort: »Soviel ich weiß, hat er Freunde genug, und ein Großteil davon sind Frauen.« Das klang fast ein wenig eifersüchtig, aber es verdross ihn, dass Heath Abbey aus irgendeinem Grund etwas vormachte und sie ihn offenbar nicht durchschaute.
    »Ein reicher Mann wie er hat zweifellos viele Bekannte, aber keine richtigen Freunde«, entgegnete sie. »Jedenfalls keine, denen er seine innersten Empfindungen anvertrauen kann.«
    Jack machte ein skeptisches Gesicht. »Sie kennen den Mann doch kaum, Abbey, und dennoch behauptet er, dass er Ihre Freundschaft braucht? Soll ich Ihnen sagen, was ich denke? Entweder er lügt, oder er hat den Verstand verloren.«
    »Den Verstand hat er bestimmt nicht verloren«, widersprach Abbey empört. »Er ist nur krank vor Kummer und Schmerz.«
    »Weswegen? Weil sein Vater gestorben ist, den er gehasst hat? Das macht doch keinen Sinn, Abbey. Sie dürfen diesem Mann nicht vertrauen.«
    »Und wieso nicht?«, gab sie patzig zurück. »Was kann er von mir wollen? Ich habe nichts, was für ihn von Interesse wäre.«
    »Sagen Sie das nicht«, meinte Jack. Die Art und Weise, wie er sie ansah, machte sie verlegen und weckte unerfreuliche Erinnerungen an ihre Begegnung mit Ebenezer Mason.
    »Heath vergräbt sich in seinem Kummer, er ist am Ende«, sagte sie heftig. »Sie könnten ruhig ein wenig mitfühlender sein.«
    Jack konnte seine Ungeduld nur mühsam verbergen. »Überlegen Sie doch mal, Abbey. Warum legt Heath auf einmal so großen Wert darauf, ausgerechnet Sie zur Vertrauten zu haben?«
    Sie starrte ihn einen Augenblick finster an. »Vielen Dank«, sagte sie dann mit zittriger Stimme. »Anscheinend denken Sie, ich bin nicht gut genug für einen Mann wie Heath.« Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie sich selbst noch so eingeschätzt. Es war Heath, der ihr die Augen geöffnet hatte.
    »Das habe ich nicht gesagt«, widersprach Jack. Er war frustriert, weil sie ihn allem Anschein nach nicht verstehen wollte.
    »Aber Heath denkt anders darüber«, fuhr sie trotzig fort. »Er hat sich mir gegenüber immer wie ein Gentleman benommen, und jetzt, wo er einen Freund braucht, werde ich ihn nicht im Stich lassen.«
    Jack resignierte. »Wie Sie meinen. Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.«
    Abbey sprang auf. »Sparen Sie sich Ihre Ratschläge und Warnungen! Ich komme auch so zurecht.« Wütend stapfte sie aus der Scheune.
     
    Abbey war schnurstracks in ihr Zimmer und ins Bett gegangen, aber sie fand keinen Schlaf. Ihr dummer Streit mit Jack ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie wusste, er hatte es nicht so gemeint, er war müde und erschöpft gewesen. Nachdem sie sich stundenlang hin und her gewälzt hatte, beschloss sie, wieder aufzustehen und nach Max zu sehen.
    Unten in der Diele warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war fast drei Uhr früh. Sie schlich zur Tür, spähte hinaus, schob ihre Angst vor den Aborigines beiseite und eilte zur Scheune, die nicht allzu weit vom Haus entfernt lag. Durch die Ritzen zwischen den Brettern fiel der Schein einer Laterne. Wie rührend, dass Jack ein Licht für Max hat brennen lassen, dachte sie.
    Aber als sie das Tor öffnete, sah sie, dass Jack immer noch bei Max saß. Sein Kopf war ihm auf

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