Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
bringen.
»Na ja, nicht direkt, noch nicht, aber wir haben über die Zukunft gesprochen, unsere gemeinsame Zukunft.«
»Ich verstehe«, murmelte Abbey enttäuscht.
In diesem Moment kehrte Doris zurück. Sie reichte Abbey ein kleines Gefäß und sagte: »Streichen Sie das auf die Wunde, Abbey. Bei entzündeten Wunden hat die Salbe immer geholfen.«
»Und bei Verbrennungen?«, fragte Clementine, die an die Brandwunden ihres Vaters dachte.
Doris schüttelte zweifelnd den Kopf. »Soviel ich weiß, hilft sie nur bei Ausschlägen und Schnittverletzungen.«
»Dann hoffe ich, dass Dr. Ashbourne heute kommt. Die Brandwunden meines Vaters sehen nicht gut aus. Sie sind ganz geschwollen.«
»Bitten Sie Ernie um Rat«, sagte Doris.
Clementine machte ein verblüfftes Gesicht. »Ernie? Den Eingeborenen?«
»Ja, er weiß ziemlich viel über die Heilmittel der Aborigines.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, dass diese Wilden ein wirksames Heilmittel für Verbrennungen haben«, sagte Clementine naserümpfend.
»Fragen Sie doch Ben, wenn Sie mir nicht glauben«, gab Doris beleidigt zurück. »Er hat sich einmal ganz fürchterlich am Schmiedefeuer verbrannt. Ernie gab ihm etwas, und die Wunde war im Nu geheilt.«
Clementine schüttelte verächtlich den Kopf und ging aus der Scheune. Doris, die Lippen ärgerlich zusammengepresst, warf Abbey einen viel sagenden Blick zu. Sie half ihr, die Salbe auf Max’ Wunde aufzutragen und diese frisch zu verbinden. Dann kehrte sie in ihren Laden zurück, und Abbey blieb mit Max allein.
20
Um die drückende Hitze in der Scheune zu vertreiben, riss Abbey die Türen weit auf. Ein heißer Wind wirbelte den Staub in der Auffahrt auf, aber ein Luftzug, mochte er auch noch so warm sein, war besser als stehende Luft.
Sie setzte sich wieder neben Max. Nach einer ganzen Weile hob er den Kopf, rappelte sich mühsam hoch und humpelte auf drei Beinen zur Tür. Abbey beobachtete ihn ängstlich und folgte ihm nach draußen. Der Hund hinkte zu einem Strauch neben der Scheune und pinkelte. Dass er aufgestanden war, war für Abbey ein gutes Zeichen. Max schleppte sich zurück in die Scheune, trank ein bisschen Wasser und ließ sich wieder auf sein Lager fallen. Der kurze Ausflug nach draußen hatte ihn seine ganze Kraft gekostet.
»O Max, du wirst wieder gesund werden, nicht wahr?« Abbey schwankte zwischen Hoffen und Bangen. Sie strich dem Hund über den Kopf und wünschte, sie könnte die freudige Nachricht, dass Max aus eigenem Antrieb hinausgegangen war, mit Jack teilen. Hoffnungsvoll hielt sie dem Hund noch ein Bröckchen Fleisch vor die Nase, aber Max rührte es kaum an.
Nachdem sie eine weitere Stunde bei Max gewacht hatte, beschloss Abbey, nach Sybil und den anderen zu sehen. Als sie zum Haus ging, sah sie den Schmied und seinen Sohn, die besorgt in die Ferne starrten. Sie nahmen Abbey gar nicht wahr. Im gleichen Moment konnte sie den Rauch riechen.
»Was ist denn, Mr. Dobson?«, fragte sie beunruhigt. »Ist das Rauch in der Luft?« Sie hoffte, der Rauch kam vom Herdfeuer im Farmhaus.
Ben nickte und zeigte in die Ferne, wo auf einem Hügel dünne Rauchschwaden über einigen Eukalyptusbäumen hingen. »Ja, er kommt von dort drüben. Schnell, Michael, sattle zwei Pferde!«, befahl er seinem Sohn.
»Was haben Sie vor?«, fragte Abbey.
»Nachsehen, woher der Rauch kommt, nur für den Fall, dass das Vieh in Gefahr ist.«
»Aber Ernie und Wilbur sind doch draußen, oder nicht?«
»Die sind vermutlich bei den Lämmern und den Mutterschafen, aber es gibt ja noch mehr Tiere auf Bungaree. Böcke, Hammel, Pferde und Rinder sind auf verschiedenen Weiden und Koppeln verteilt. Falls tatsächlich ein Feuer ausgebrochen sein sollte, können Wilbur und Ernie jeden Mann zum Löschen brauchen.«
Während Abbey ängstlich in die Ferne starrte, kamen Sybil, Clementine und Ralph herbeigeeilt.
»Woher kommt der Rauch, Ben?«, rief Sybil aufgeregt.
»Oliver und ich werden der Sache auf den Grund gehen, Mrs. Hawker«, antwortete Ben. In diesem Moment bog Oliver Hubert um die Ecke der Stallungen. Er trug ein Gewehr im Arm. Er war bei den Hengsten gewesen und hatte nach dem Wild gesehen, das in einer eigenen Koppel in der Nähe untergebracht war. Die Aborigines, die Rehe nicht kannten, waren anfangs nur neugierig gewesen. Doch nachdem sie einmal ein Reh erlegt und das Fleisch gegessen hatten, waren sie auf den Geschmack gekommen. Rehfleisch galt ihnen als Delikatesse. Zum Schutz
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