Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
gegeben, den er über das Feuer in der Schmiede gehängt hatte. Sie mussten aufkochen, bis eine gallertartige Masse entstand. Dann, so hatte er Abbey erklärt, würde er ein klein wenig Tierfett unterrühren, damit das Ganze streichfähig wurde. Dieser Balsam musste direkt auf die Brandwunden aufgetragen werden.
Abbey hatte das Haus kaum durch die Hintertür betreten, als Sybil ihr um den Hals fiel vor Erleichterung. »Gott sei Dank, dass Sie wieder da sind, Abbey!« Ihre Augen schimmerten feucht. Sie war halb krank gewesen vor Sorge um die junge Frau, weil diese so lange fortgeblieben war. Dann fiel Sybils Blick auf Jack, und als sie seinen finsteren Gesichtsausdruck sah, war ihr klar, dass sie in Schwierigkeiten war.
»Ich weiß, du bist böse auf mich, Jack, aber was sollte ich machen? Ralph geht es gar nicht gut. Ich musste Abbey gehen lassen.«
Jack zog die Brauen hoch und sah Abbey an. Die Röte schoss ihr in die Wangen – Jack hatte sie bei ihrer kleinen Lüge ertappt.
»Abbey!« Clementine kam herbeigeeilt und griff aufgeregt nach ihrem Arm. »Haben Sie Ernie gefunden? Wird er Dad helfen?«
»Ja, er hat schon mit der Herstellung des Balsams angefangen. Es wird nicht lange dauern.«
»Oh, ich danke Ihnen, Abbey!« Clementine griff sich erleichtert an die Brust.
»Was hast du dir nur dabei gedacht, Mutter?«, sagte Jack in scharfem Ton. »Wenn Abbey nun etwas zugestoßen wäre? Wenn sie von den Aborigines angegriffen worden wäre? Was glaubst du, wie du dich dann fühlen würdest?«
Sybil blickte betreten zu Boden. Er hatte ja Recht. Die gleichen Fragen hatte sie sich auch gestellt.
»Es war meine Idee, Jack«, versicherte Abbey abermals. »Deine Mutter hat wirklich versucht, es mir auszureden.«
»Sie hätte sich mehr Mühe geben sollen«, versetzte Jack. »Die Aborigines, die das Feuer neben Williams Haus gelegt haben, hätten es in Kauf genommen, dass William und Martha dabei umkommen. Glaubst du, sie hätten dein Leben verschont, wenn du ihnen in die Hände gefallen wärst?«
Clementine funkelte Jack zornig an. »Hast du deiner Mutter nicht zugehört, Jack? Mein Vater ist schwer krank. Er könnte sterben! Er braucht Hilfe, und Dr. Ashbourne ist nicht gekommen. Ich bin Abbey unendlich dankbar, dass sie sich auf die Suche nach Ernie gemacht hat. Wenigstens einer, der sich um meinen Vater sorgt.« Sie war außer sich, weil Jack offensichtlich mehr Angst um Abbey ausstand als um ihren Vater.
Jack, der Clementine bislang nicht beachtet hatte, warf ihr einen flüchtigen Blick zu und ging dann ins Wohnzimmer, wo Ralph bleich und mit geschlossenen Augen auf dem Sofa lag. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. »Hat er Fieber?«
»Ja«, antwortete Clementine knapp. »Seine Wunden haben sich entzündet.«
»Jack! Jack!«, schrie William in diesem Moment vom ersten Stock herunter. Er hatte Martha gleich nach oben gebracht. »Das Baby kommt! Martha braucht Hilfe!« Wie um seine Worte zu unterstreichen, stieß Martha einen gellenden Schrei aus.
Jack drehte sich zu seiner Mutter um, die in der Tür zum Wohnzimmer stand. »Willst du nicht hinaufgehen und ihr helfen?«
»Ich?« Sybil starrte ihn entgeistert an. »Martha braucht einen Arzt!«
»Es dauert zu lange, einen zu holen, Mutter, wir müssen es ohne ihn schaffen. Marie und Elsa sollen Wasser kochen oder was immer getan werden muss, und dann gehst du mit Clementine hinauf und stehst Martha bei. William oder ich können ihr ja schlecht helfen, oder?«
» Ich muss mich um meinen Vater kümmern«, sagte Clementine spitz. »Sobald Ernie den Balsam bringt, werde ich seine Wunden versorgen.«
»Ich könnte doch helfen«, warf Abbey ein. Sie hatte einer ihrer Nachbarinnen in der Creek Street einmal bei der Entbindung geholfen. Die Wehen hatten mitten in der Nacht eingesetzt, als sie keinen Arzt auftreiben konnten. Abbey und eine zweite Frau, die gelegentlich der Hebamme am Ort assistierte, hatten das Kind auf die Welt geholt. »Ich habe ein ganz klein wenig Erfahrung in Geburtshilfe.«
»Danke, Abbey, das ist besser als gar nichts, jede Hilfe ist willkommen«, sagte Jack. »Sag Mutter einfach, was sie tun soll.«
Sybil warf ihrem Sohn einen gereizten Blick zu, hielt aber den Mund. Nachdem sie den Dienstmädchen einige Anweisungen gegeben hatte, eilte sie mit Abbey zu Martha hinauf.
Die beiden Frauen waren noch nicht lange oben, als es an der Vordertür klopfte.
Elsa öffnete. Vor ihr stand Heath Mason. »Guten Tag, Mr. Mason.«
Heath nahm
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