Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
Stein und schleuderte ihn an der Außenseite der Felsen hinunter. Wieder zuckte die Schnauze des Dingos zurück, wieder schob sie sich Augenblicke später von neuem in die Felsritze. Josephine blökte in Todesangst, aber ihr Geschrei reizte die Dingos, die Beute witterten, nur noch mehr.
    Abbey sprang auf. Sie musste etwas unternehmen, bevor es zu spät war. Sie trat an die Kante des Felsens und brachte das Gewehr in Anschlag. Sie wusste, dass der Schuss die Aborigines auf sie aufmerksam machen konnte, aber dieses Risiko musste sie eingehen. Sie drückte ab, und die Dingos flüchteten erschrocken. Dieses Mal versteckten sie sich nicht in den Büschen, sondern rannten weiter.
    Abbey eilte zu der Felsspalte zurück und blickte zu Josephine hinunter, die sich zappelnd zu befreien versuchte. »Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe, Kleines«, sagte sie besänftigend, »aber ich musste doch die Dingos verjagen.«
    Das Lamm hob den Kopf. Abbey brach es schier das Herz, als sie in das süße, unschuldige Gesichtchen blickte. Sie legte das Gewehr hin, stemmte die Hände auf beide Seiten der Öffnung im Felsen und schob sich mit den Füßen voran langsam hinunter. Es war gar nicht so einfach. Schwitzend und strampelnd suchte sie mit den Füßen nach einem Gesteinsvorsprung. Sie merkte, dass ihre Kräfte nachließen. Als sie mit einem Fuß einen Halt gefunden zu haben glaubte, rutschte sie plötzlich ab und stürzte in die Höhle.
    Mit einem Aufschrei landete sie auf dem felsigen Boden. Zum Glück war sie nicht auf das Lamm gefallen, aber sie hatte sich den Arm aufgeschürft und sich an einem vorspringenden Felsstück den Knöchel angeschlagen.
    »O verdammt!«, murmelte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht, als der Schmerz ihr das Bein hinauf und durch ihren Arm fuhr. »Jetzt sitzen wir beide fest.« Sie rappelte sich auf und versuchte, sich an den Felswänden so weit hinaufzuziehen, dass sie die Öffnung über ihr erreichen konnte, aber sosehr sie sich auch abmühte, es gelang ihr nicht.
    »Was machen wir jetzt nur?«, murmelte sie ratlos.
    Die Zeit verging, und nichts geschah. Abbey geriet allmählich in Panik. Wenn die Pferde sich losrissen und wegliefen, würde kein Mensch sie jemals hier finden. Sie hatte alles versucht, aber sie kam nicht an die Felsöffnung heran. Sie hätte das Lamm hinausheben können, aber wenn es fortlief, wäre es eine leichte Beute für die Dingos.
    Plötzlich verdunkelte ein Schatten die Felsöffnung. Abbey schaute auf und sah ein schwarzes Gesicht über sich. Eine namenlose Angst überkam sie. Das musste einer der Stammes-Aborigines sein, die sie angegriffen hatten. Und sie hatte ihr Gewehr oben auf dem Felsen zurückgelassen! Sie verwünschte sich für ihre Dummheit.
    »Was machen Sie denn da unten, Missus?«
    Abbey fiel ein Stein vom Herzen, als sie Ernies Stimme wiedererkannte. »O Ernie, bin ich froh, dass Sie da sind!«
    »Kann ich mir denken, Missus. Schön, Sie zu sehen. Und mein Pferd. Der Mistkerl hat mich abgeworfen und ist davongerannt.« Ernie hatte damit gerechnet, Michael Dobson zu finden, weil er Bobby, dessen Pferd, wiedererkannt hatte.
    »Können Sie mich hier rausholen, Ernie?«
    »Denke schon, Missus.« Er verschwand wieder.
    Kurz darauf kam er mit einem Seil, das er in seiner Satteltasche mit sich führte, zurück. Er warf es in die Felsspalte hinunter und zog Abbey mitsamt dem Lamm heraus. Abbey war wütend auf sich selbst, weil sie nicht auf die Idee gekommen war, in der Satteltasche nach dem Seil zu suchen. Natürlich würde ein Viehhirte immer eines bei sich haben.
    Sein Pferd sei beinah auf eine Giftschlange getreten, habe gescheut und ihn abgeworfen, erklärte Ernie. Abbey erzählte ihm, wie sie bei dem Versuch, Josephine zu retten, in die Felsspalte gestürzt war.
    Ernie nickte. »Hätte ich den Schuss nicht gehört, würde ich immer noch in der anderen Richtung nach meinem Gaul suchen.«
    »Wo ist Wilbur?«
    »Nachsehen, woher der Rauch kommt. Er ist noch nicht wieder zurück.«
    »Glauben Sie, der Rauch stammt von einem Buschfeuer? Es wird sich doch nicht hierher ausbreiten, oder?«
    »Nein, ich denke, es ist gelöscht worden.«
    Jetzt erst fiel Abbey auf, dass der Rauch sich fast verzogen hatte.
    »Was machen Sie eigentlich ganz allein hier draußen, Missus?«, wollte Ernie wissen.
    »Ich habe Sie gesucht und mich verirrt«, sagte Abbey, Josephine liebevoll in den Armen haltend.
    Ernie sah sie verdutzt an. »Mich gesucht? Warum, ist was passiert?«
    »Dem Vater

Weitere Kostenlose Bücher