Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
seinen Hut ab. »Guten Tag. Ist Miss Scottsdale da?«, fragte er höflich.
»Ja, Sir.« Elsa trat beiseite und bat ihn mit einer Handbewegung ins Haus.
Jack, der bei Clementine und Ralph im Wohnzimmer gewesen war, hatte den Besucher erst gehört, als Elsa die Tür geöffnet hatte. Er eilte hinaus, als er Heath’ Stimme erkannte, und schickte das Mädchen an die Arbeit zurück.
Die beiden Männer musterten sich kühl. Von oben waren markerschütternde Schreie zu hören.
»Sie kommen offen gestanden sehr ungelegen«, sagte Jack frostig.
Heath warf einen verstörten Blick in Richtung Treppe. »Wer schreit denn da so? Doch hoffentlich nicht Abbey?«
Jack fasste seine Worte als Vorwurf auf und war empört. »Natürlich nicht«, gab er bissig zurück. »Meine Schwägerin liegt in den Wehen. Abbey ist oben und hilft ihr.«
»Oh, dann komme ich allerdings zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Warum rufen Sie keinen Arzt?«
»Weil es dafür zu spät ist«, entgegnete Jack ungeduldig. »Was wollen Sie von Abbey?«, fragte er brüsk.
Heath schaute ihn erstaunt an. »Ich möchte nicht unhöflich sein, Jack, aber ich finde, das geht Sie nichts an.«
Jack straffte sich. Wieder schollen Marthas Schmerzensschreie durch das Haus. »Kommen Sie, gehen wir ein Stück«, sagte er, schob Heath zur Tür hinaus und machte sie hinter sich zu. »Wir sollten uns unterhalten, denke ich.«
Heath schien nicht besonders angetan von dem Gedanken. Zögernd folgte er Jack, der durch den Garten zu dem großen Eukalyptusbaum ging. »Ich will nicht lange drum herumreden, Heath. Abbey ist ein reizendes, unschuldiges Mädchen, und Sie … Nun, sagen wir, Sie sind ein im Umgang mit Frauen sehr erfahrener Mann. Abbey erzählte mir von ihrer so genannten Freundschaft mit Ihnen. Das erfüllt mich offen gestanden mit Sorge.«
»Ich will genauso offen zu Ihnen sein, Jack. Abbeys Privatleben geht Sie nichts an. Sie haben kein Recht, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen. Aber um Ihnen Ihre Sorge zu nehmen: Abbey und ich sind nur befreundet.«
»Ach ja? Warum liegt Ihnen ausgerechnet an der Freundschaft mit Abbey so viel?« Jack bezweifelte stark, dass Heath mit einer Frau »nur befreundet« sein konnte.
»Abbey ist wie eine erfrischende Brise«, sagte Heath und breitete theatralisch die Arme aus. »Sie ist auf charmante Weise arglos, andererseits aber klug und lebenserfahren, was an ihrer Herkunft und den schrecklichen Erfahrungen, die sie bereits machen musste, liegen dürfte.«
»Sie meinen, Erfahrungen wie jene mit Ihrem Vater?«, fragte Jack in eisigem Ton.
Heath nickte. »Ich gebe zu, das muss in der Tat eine furchtbare Erfahrung für sie gewesen sein.«
»Noch vor nicht allzu langer Zeit waren Sie davon überzeugt, Abbey hätte Ihren Vater seines Geldes wegen geheiratet. Sie unterstellten ihr sogar, sie hätte etwas mit seinem Tod zu tun. Und jetzt suchen Sie ihre Freundschaft? Warum diese plötzliche Kehrtwendung?« Jack sah Heath aus zusammengekniffenen Augen an.
»Ganz einfach: Als ich Abbey besser kennen lernte, wurde mir klar, dass ich mich geirrt habe. Sie ist eine ganz reizende junge Frau. Ich weiß jetzt, weshalb mein Vater sich zu ihr hingezogen fühlte. Dass er sie bewusst getäuscht hat, bedauere ich zutiefst.«
»Getäuscht?«, wiederholte Jack wütend. »Verführt hat er sie!«
»Ja, ich weiß«, sagte Heath leise. »Misstrauen Sie mir deshalb? Weil Sie denken, ich würde das Gleiche tun? Ich versichere Ihnen, ich bin nicht wie mein Vater.«
»Ihr Ruf ist auch nicht der allerbeste, Heath.«
»Ich bitte Sie, Jack! Das sind doch nichts als Gerüchte. Sie wissen selbst, wie in Kleinstädten getratscht wird.«
Jack war überzeugt, dass Heath’ Ruf als Schürzenjäger begründet war. »Wie dem auch sei, ich will nicht, dass Abbey noch einmal so tief verletzt wird.«
»Anscheinend hat sie Ihren Beschützerinstinkt wachgerufen«, spöttelte Heath. »Für eine Frau, die nur eine Angestellte ist, liegt ihr Wohl Ihnen aber sehr am Herzen.«
»Abbey hat keine Familie mehr, niemanden, der sich um sie kümmert«, verteidigte sich Jack. »Deshalb haben meine Mutter und ich das übernommen. Wir sind eine Art Ersatzfamilie für sie geworden.«
Heath nickte bedächtig. »Ich begreife ja, dass Ihre Mutter ihr gegenüber mütterliche Gefühle hegt, aber sind Sie sicher, dass Ihr Interesse an Abbey nicht anderer Art ist? Immerhin ist sie eine äußerst attraktive junge Frau.«
»Was reden Sie denn da!«, brauste Jack auf.
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