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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Sie allein zurechtkommen?«
    »Mir wird nichts anderes übrig bleiben«, gab Abbey zurück. »Nichts wird mir meinen Dad zurückbringen.«
    Sie nahm die paar Shilling – dank der Großzügigkeit von Mrs. Sneebickler mehr, als ihr eigentlich zustand – und kaufte ein paar Blumen für das Grab ihres Vaters und das von Neal.

3
     
     

     
     
     
     
     
    In der sengenden Nachmittagshitze ging Abbey neben dem Fuhrwerk, auf dem der Sarg ihres Vaters transportiert wurde, zum Friedhof. Vier von Finlays irischen Freunden begleiteten sie. Abbey musste ihren Vater in einem der billigsten Kiefernholzsärge beerdigen. Obwohl ihr das schier das Herz brach, ließ sie sich nichts anmerken. Neals Beerdigung war eineinhalb Stunden später angesetzt. Vera Nichols hatte versprochen, mit ein paar von Megs anderen Nachbarinnen da zu sein. Rechtzeitig zum Trauergottesdienst für Finlay strömten viele seiner Arbeitskollegen herbei, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Abbey war ob dieser Anteilnahme tief gerührt.
    Auch Jock McManus sollte an diesem Tag beerdigt werden, allerdings auf einem anderen Friedhof, in Aberdeen. Burra bestand genau genommen aus mehreren kleinen Gemeinden, die als The Burra bezeichnet wurden. Dazu gehörten Kooringa, die Siedlung der Bergwerksgesellschaft South Australian Mining Association, und Redruth, wo die meisten der aus Cornwall Eingewanderten lebten. Aberdeen war das schottische Viertel und Llwchwr das der Waliser. In Hampton wohnten überwiegend Engländer. Hinzu kamen Menschen anderer Nationalitäten, darunter nicht wenige Iren, die in allen Gemeinden verstreut waren.
    Der katholische Geistliche, der den Trauergottesdienst abhielt, sprach über Finlays Leben, das, in wenigen Sätzen zusammengefasst, kurz und tragisch gewesen zu sein schien. Doch die Worte, die er über den Menschen Finlay fand, über das Ansehen, das er bei Freunden und Kollegen genossen hatte, über die Liebe und Fürsorge, die er seiner Tochter hatte zuteilwerden lassen, erfüllten Abbey mit Stolz und einem grenzenlosen Gefühl von Trauer und Verlust. Als sich die Trauergemeinde zerstreute, um sich vor Neals Beerdigung auf ein schnelles Bier in der Kneipe zu treffen, blieb Abbey allein zurück und nahm unter Tränen Abschied von ihrem Vater. Dann wurde das Grab zugeschaufelt. Abbey legte einen kleinen Blumenstrauß auf den Erdhügel und wartete dann im Schatten einiger Eukalyptusbäume auf den Leichenbestatter, der Neals Sarg heraufbringen würde.
    Der Friedhof lag auf einer Anhöhe über der Stadt. Von hier aus konnte man nicht nur die Gemeinde, sondern auch die Monster Mine auf einem braunen Hügel in der Ferne sehen. Abbey machte ein unwilliges Gesicht. Es kam ihr ungerecht vor, dass ihr Vater mit Blick auf diese Mine, die sein ganzes Leben bestimmt und ihm den Tod gebracht hatte, seine ewige Ruhe finden sollte.
    »Sobald ich es mir leisten kann, werde ich einen schöneren Platz für dich suchen, Dad«, gelobte sie mit tränenerstickter Stimme.
    Einige Zeit später sah sie eine vornehme Kutsche die schmale Straße zum Friedhof herauffahren. Der Wagen überholte Vera Nichols und ein paar Frauen, die zu Fuß heraufkamen, und hüllte sie in eine dichte Staubwolke. Der Kutscher brachte die Pferde unweit von Abbey zum Stillstand. Sie traute ihren Augen kaum, als sie Ebenezer Mason aussteigen sah. Er trug einen teuren schwarzen Gehrock und einen Zylinder und ging langsam auf Abbey zu. Sie funkelte ihn zornig an. Sie hatte noch nie ein Wort mit ihm gewechselt, aber sie war fest entschlossen, sich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Er war auch nicht besser als andere Menschen, und jetzt, wo ihr Vater tot war, brauchte sie keinerlei Rücksicht mehr zu nehmen.
    »Guten Tag, Miss Scottsdale«, grüßte er und zog kurz seinen Hut. Sein schütteres Haar glänzte ölig in der Nachmittagssonne. Das frisch aufgeworfene Grab ihres Vaters streifte er nur mit einem flüchtigen Blick. Seine harten Züge verrieten keine Gefühlsregung, nicht die leiseste Spur von Trauer oder Bedauern, und das machte Abbey wütend.
    »Sie kommen zu spät, die Beerdigung meines Vaters ist längst vorbei«, fauchte sie bissig.
    »Ich wurde geschäftlich zu Hause aufgehalten, sonst wäre ich früher gekommen, Miss Scottsdale. Darf ich Ihnen mein Beileid aussprechen?« Der Minenbesitzer musterte sie eingehend mit seinen kalten grünen Augen.
    Seine prüfenden, anzüglichen Blicke jagten Abbey einen Schauer über den Rücken. »Sparen Sie sich das«, zischte sie.

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