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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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»Sie sind schuld am Tod meines Vaters! Und wenn Sie auch nur einen Funken Anstand hätten, wären Sie sofort nach dem Grubenunglück nach Burra gekommen. Drei Ihrer Leute sind getötet worden, und Sie haben es nicht einmal für nötig befunden, den Angehörigen Ihr Mitgefühl auszusprechen! Sie sollten sich schämen!«
    Ebenezer Mason zeigte keine Reaktion. »Bei dem Unglück handelt es sich um einen tragischen Unfall«, erwiderte er ruhig. »Ich bin sicher, Jock McManus’ Witwe und Neal Tavis’ Mutter werden das verstehen.«
    »Verstehen!«, wiederholte Abbey, fassungslos über so viel Kaltschnäuzigkeit. »Da irren Sie sich gewaltig, die beiden verstehen das keineswegs, und ich auch nicht! Die Katastrophe hätte vermieden werden können, wenn Sie nicht so ein Geizkragen wären! Mein Vater hat immer prophezeit, dass eines Tages ein Unglück geschehen wird.«
    »Ach ja, hat er das?« Ebenezers Augen wurden schmal vor Bosheit.
    »Er hat leider Recht damit gehabt und Ihre Nachlässigkeit mit seinem Leben bezahlt. Hätten Sie dafür gesorgt, dass die Morphett-Pumpe regelmäßig gewartet wird und einwandfrei funktioniert, wären mein Vater und die anderen beiden Männer immer noch bei den Menschen, die sie lieben.«
    »Ich weiß nicht, was man Ihnen erzählt hat, aber Tatsache ist, dass ich die Pumpe regelmäßig warten lasse. Maschinen können nun einmal kaputtgehen, und es war einfach ein tragischer Zufall, dass die Minenarbeiter genau in dem Augenblick in eine Wasser führende Schicht vorstießen, als die Pumpe ausfiel.«
    »Ein tragischer Zufall?«, murmelte Abbey mit matter Stimme. Sie hatte seit dem vorigen Morgen nichts mehr gegessen, und die Hitze und die stechende Sonne setzten ihr zu. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen, und sie schwankte leicht.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Miss Scottsdale?« Obwohl ihr schwindlig und elend zumute war, fiel Abbey auf, dass seiner Stimme jegliche echte Besorgnis fehlte. Als sie nicht antwortete, befahl er seinem Kutscher, die Feldflasche zu bringen.
    »Rühren Sie mich nicht an!«, zischte Abbey, als Ebenezer ihren Arm fassen wollte. Der Gedanke, von diesem Mann berührt zu werden, widerte sie an. Der Kutscher kam mit der Feldflasche, aber Abbey schlug sie ihm aus der Hand, und sie fiel auf die staubige Erde. In der Ferne sah sie den Leichenwagen mit Neals Sarg in die Straße zum Friedhof einbiegen. Wieder kamen ihr die Tränen. Dass Meg und die Mädchen nicht an der Beerdigung teilnehmen konnten, machte alles nur noch schlimmer.
    Abbey zitterte am ganzen Körper, vor Schwäche, aber mehr noch vor Zorn. Sie funkelte den Minenbesitzer grimmig an. »Sie sind dafür verantwortlich, dass der Mann, den ich geliebt habe, der Mann, den ich heiraten wollte, ums Leben kam, genauso wie mein Vater. Ich konnte meinem Dad nicht einmal ein anständiges Begräbnis bezahlen, und er war ein guter Mensch. Er hätte etwas Besseres verdient als eine Kiefernholzkiste und ein namenloses Grab. Etwas viel Besseres!«
    Ebenezer griff in die Tasche seines Gehrocks und zog fast widerstrebend drei Pfundnoten heraus. »Hier«, sagte er und drückte Abbey das Geld in die Hand. »Nehmen Sie das.«
    Die Geste brachte Abbey zur Weißglut. »Drei Pfund!«, brauste sie auf. »Drei lausige Pfund! Mehr ist Ihnen mein Vater nicht wert?« In blindem Zorn warf sie die Geldscheine in die Luft, wo der heiße Wind sie erfasste und auf die ungepflegten Gräber ringsum flattern ließ wie welke Blätter.
    Das Geld war als eine Art Soforthilfe gedacht gewesen, aber so hatte Abbey es nicht aufgefasst.
    »Wie können Sie es wagen!«, kreischte sie völlig außer sich. »Glauben Sie, Sie können mich mit drei Pfund für den Tod meines Vaters entschädigen?«
    Ebenezer zügelte seine Wut. Ihm war klar, dass die junge Frau sich in einer Ausnahmesituation befand. Mit einem finsteren Blick und einem Kopfnicken befahl er dem Kutscher, die Geldscheine wieder einzusammeln.
    »Am Tag vor seinem Tod hat mein Vater mir gesagt, er hätte Sie in letzter Zeit besser kennen gelernt«, fuhr Abbey anklagend fort. »Man würde Sie verkennen, hat er gemeint.« Sie lachte bitter und schüttelte den Kopf, als wäre das wirklich ein völlig absurder Gedanke. »Er hat Respekt vor Ihnen bekommen und ernsthaft geglaubt, dass das Wohl Ihrer Arbeiter Ihnen am Herz liegt. Er hat Sie für einen Freund gehalten.« Ihre Stimme wurde brüchig.
    Ebenezers Miene blieb ausdruckslos.
    »Ich mag mir gar nicht vorstellen,

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