Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Behandlungszimmer hören konnte.
»Das kann ich nicht sagen«, antwortete Cora. »Möchten Sie nicht so lange Platz nehmen?«
»Nein, möchte ich nicht«, gab Ebenezer schroff zurück. »Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Ich habe keine Zeit, untätig hier herumzusitzen.«
Die anderen Patienten, die auf den Doktor warteten, ärgerten sich zwar über Ebenezers Vordrängen, doch keiner wagte es, laut dagegen zu protestieren.
Nachdem er mit Abbey gesprochen hatte, war er entschlossener denn je, sie zu bekommen. Aus der Ferne war sie ihm immer bildhübsch erschienen, aber jetzt hatte er gesehen, was für eine hinreißende Schönheit sie war. Ihre Widerspenstigkeit hatte ihn nicht abgeschreckt, im Gegenteil: Sie hatte sein Verlangen nur geschürt.
Ursprünglich hatte er Abbey überreden wollen, seine Geliebte zu werden. Da er Finlay auf seiner Seite gewusst hatte, wäre das, so hatte er geglaubt, kein großes Problem gewesen. Normalerweise genügten ein paar teure Geschenke und die Aussicht auf ein luxuriöses Leben, damit die Betreffende einwilligte. Doch dann hatte er seine Meinung geändert. Er fand, Abbey war es wert, geheiratet zu werden. Zum ersten Mal seit vielen Jahren war ihm der Gedanke gekommen, dass eine hübsche junge Frau sein Leben bereichern würde. Er wollte Kinder mit ihr haben, damit sie sein Haus mit ihrem fröhlichen Lachen füllten, er wollte eine schöne Frau, die Gäste einlud und Gesellschaften gab.
Ebenezer hatte keine Mühe gescheut, Finlay, den hitzköpfigen Iren, für sich einzunehmen. Und es war ihm gelungen: Er wusste, Finlay würde nichts gegen eine Verbindung mit Abbey einzuwenden haben. Dummerweise war er bei dem Grubenunglück ums Leben gekommen, und jetzt machte Abbey ihn dafür verantwortlich. Ebenezer wusste, er musste sich etwas einfallen lassen. Irgendwie musste er Abbey davon überzeugen, dass er sich schuldig fühlte, ohne ihr jedoch eine rechtliche Handhabe für eine Schadenersatzforderung zu geben. Zuallererst musste er sie in sein Haus locken. Alles Weitere würde sich finden. Doch dafür brauchte er Vernon Meads Hilfe. Ebenezer presste grimmig die Lippen zusammen. Er würde Abbeys aufbrausendes Temperament schon zu zügeln wissen, sobald sie erst einmal seine Frau war.
Die Tür zum Behandlungszimmer öffnete sich, und der Arzt, der die Stimme des Minenbesitzers erkannt hatte, verabschiedete sich eilig von seinem Patienten. »Was kann ich für Sie tun, Ebenezer?«, fragte er dann. »Handelt es sich um einen Notfall? Wie Sie sehen, warten noch andere Patienten.«
»Es handelt sich in der Tat um einen Notfall«, antwortete Ebenezer. Er schob den Arzt zurück in das Behandlungszimmer, folgte ihm und schloss die Tür hinter sich. »Ich brauche mehr von dem Schlafmittel, das Sie mir gegeben haben, und von dem anderen Mittel … Sie wissen schon, für meine Manneskraft«, fügte er im Flüsterton hinzu.
Vernon machte ein ärgerliches Gesicht. »Ebenezer, ich muss vorsichtig sein. Falsch dosierte Schlafmittel können gefährlich sein, und der Arzneitrank für Ihre …«, er räusperte sich und warf einen bedeutungsvollen Blick auf Ebenezers Unterleib, »… kann Ihr Herz schädigen. Ich möchte Sie nicht auf dem Gewissen haben. Ich kann Sie nur warnen, Sie spielen mit Ihrem Leben!«
»Lassen Sie das meine Sorge sein«, schnauzte Ebenezer. »Hören Sie, Vernon, ich bin ein viel beschäftigter Mann, und ich muss heute noch einiges erledigen, also geben Sie mir einfach, was ich möchte, und Sie sind mich wieder los!«
Der Arzt zögerte, trat dann aber an seinen Arzneischrank und holte das Gewünschte heraus. »Das ist aber das letzte Mal, Ebenezer«, sagte er mit fester Stimme. »Es ist einfach zu gefährlich.« Er war entschlossen, sich nicht mehr beschwatzen zu lassen. Ebenezer behauptete zwar, das Schlafmittel für sich selbst zu brauchen, weil die Leitung der Mine ihm zu viel abverlange und er sonst nicht zur Ruhe komme, aber Vernon hatte seine Zweifel an dieser Version. Er wusste von Ebenezers Vorliebe für junge Frauen und fürchtete, der Minenbesitzer könnte das Schlafmittel benutzen, um sie gefügig zu machen.
Ebenezer riss ihm die Arzneifläschchen aus der Hand. »Ja, ja, schon gut«, knurrte er ungeduldig.
In den folgenden Tagen musste Abbey erkennen, dass ihre Situation schlimmer war, als sie gedacht hatte. Sie klapperte alle Geschäfte in Burra ab und fragte nach Arbeit, aber niemand wollte sie einstellen. Nicht einmal in der Wäscherei, in der Meg Tavis
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