Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Kinder auf die Welt. Sie wachte die ganze Nacht bei einem kranken Hund. Sie konnte ausgezeichnet reiten. Sie hatte ihrem Vater geholfen, wofür Clementine ihr auch dankbar war, doch jetzt lag Jack ihr erst recht zu Füßen.
Warum kann sie nicht mal einen Fehler machen?, dachte Clementine verbittert. Ihr Blick fiel auf den Hut, den Abbey an den Pfosten gehängt und vergessen hatte. Wenn sie nun das Gatter nicht richtig geschlossen hätte? Ob die anderen dann auch noch so große Stücke auf sie hielten? Ein Gedanke durchzuckte sie. Als sie kurz darauf zum Haus zurückging, spielte ein kleines, boshaftes Lächeln um ihre Lippen.
Am anderen Morgen war Abbey noch viel elender zumute. Die Übelkeit kam und ging und kam wieder, und abermals hatte sie ein unbändiges Verlangen nach gesüßtem Schwarztee. Als sie sich angezogen hatte und in die Küche hinunterging, klappte ihr vor Staunen der Unterkiefer herunter. Sybil und Sabu bereiteten gemeinsam das Frühstück zu. Sybil kümmerte sich um die Toastbrote, während Sabu Eier briet. Abbey traute ihren Augen nicht. Die beiden teilten sich nicht nur die Arbeit, sondern plauderten auch so unbekümmert miteinander, als hätte es nie irgendwelche Meinungsverschiedenheiten gegeben.
»Guten Morgen, Abbey«, grüßte Sybil fröhlich, runzelte aber gleich darauf besorgt die Stirn. Abbey sah gar nicht gut aus.
»Guten Morgen«, murmelte Sabu mit einer Mischung aus Verlegenheit und Schüchternheit.
»Guten Morgen«, antwortete Abbey. »Ist Jack gestern noch nach Hause gekommen?« Kopfschüttelnd hielt sie ihre Hand über ihre Teetasse, als Sybil Milch hineingießen wollte, und gab stattdessen zwei Löffel Zucker in ihren Tee. Da ihr beim bloßen Gedanken an gebratene Eier schlecht wurde, nahm sie sich nur eine Scheibe trocken Brot, an der sie lustlos knabberte.
»Ja, aber ziemlich spät«, antwortete Sybil. »Geht es Ihnen noch nicht besser?«
»Nein, nicht wirklich.« Abbey war froh, dass Jack tags zuvor nicht mehr dazu gekommen war, Sabu zu kündigen. Jetzt konnte Sabu ihm seine Situation erklären. Sie war sicher, dass Jack Verständnis hätte.
In diesem Moment betrat Jack, gefolgt von Clementine und Ralph, die Küche.
»Guten Morgen.« Es klang müde. Er bemerkte nicht einmal das einträchtige Miteinander von Sybil und Sabu.
»Einen wunderschönen guten Morgen alle zusammen«, sagte Clementine fröhlich.
Ralph ging es sehr viel besser, was die gute Laune seiner Tochter erklärte.
»Sabu, ich muss mit dir reden«, sagte Jack in strengem Ton.
Der Koch antwortete nicht. Er senkte den Kopf und schien sich ganz auf seine Tätigkeit zu konzentrieren.
»Sabu und ich haben uns unterhalten, Jack, und eine Abmachung getroffen«, sagte Sybil, die ganz glücklich darüber war. Sabu hatte nämlich über Abbeys Worte nachgedacht und sich dazu durchgerungen, mit Sybil zu sprechen. Von seiner Familie in Indien hatte er zwar nichts gesagt, aber er hatte ihr gestanden, wie schwer es für ihn war, leckere Mahlzeiten zu kochen, wenn er selbst fasten musste. Sybil, die ihn gut verstehen konnte und über sein Vertrauen ganz gerührt war, hatte ihm angeboten, das Kochen an seinen Fastentagen zu übernehmen. Sabu hatte es zunächst gar nicht glauben wollen, doch Sybil versicherte ihm, dass es ihr ernst damit war, was ihn sehr gefreut hatte, zumal sie ihm versprochen hatte, in der Küche alles an seinem Platz zu lassen.
Jack, der dachte, seine Mutter wolle den Koch wieder einmal in Schutz nehmen, schüttelte energisch den Kopf. »Dafür ist es zu spät, Mutter.«
Bevor Sybil etwas entgegnen konnte, klopfte es an der Hintertür. Es war Elias, der laut nach Jack rief. Als Jack zur Tür eilte und öffnete, trat Stille in der Küche ein. Alle lauschten. Die Schafböcke seien aus der Koppel ausgebrochen, sagte Elias aufgeregt.
»Was?« Jack fiel aus allen Wolken.
»Drei haben wir wieder eingefangen. Fred Roundtree hat mir geholfen, wir haben die Hunde dazugeholt«, berichtete Elias. »Die anderen sind verschwunden.«
»Was ist mit Napoleon?«
Elias schüttelte bedauernd den Kopf. »Den haben wir nicht erwischt.« Er wusste von Fred, dass der preisgekrönte Bock sich nicht unter den eingefangenen Tieren befand.
»Wie ist das möglich?« Jack konnte es nicht fassen. »Ich meine, wie sind sie überhaupt aus der Koppel rausgekommen?«
»Als ich ihnen heute Morgen ihr Futter brachte, war das Gatter offen.«
»Was?« Jack hätte sich ohrfeigen können, dass er bei seiner Rückkehr am Abend
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