Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
merkwürdigen Gewürze raus und dieses ganze andere komische Zeug.« Sie blickte flüchtig über die Schulter zurück, bevor sie die Scheune verließ. Sabu hatte in ohnmächtigem Zorn die Fäuste geballt und sah aus, als würde er gleich explodieren. Abbey hatte darauf gehofft. Sie wusste doch, wie sehr er es hasste, wenn jemand sein Reich, die Küche, betrat und darin herumhantierte. Sie hoffte, der bloße Gedanke daran werde ihn auf Trab bringen, damit er mit Sybil oder Jack redete, bevor es zu spät war.
25
Der Tag verging wie im Nu. Abbey beschloss, vor dem Zubettgehen noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Sie hatte wieder so ein flaues Gefühl im Magen und hoffte, ein bisschen Bewegung an der frischen Luft würde ihr guttun. Es war ein wunderschöner, lauer Abend, und sie atmete tief aus und ein. Jack war noch nicht von Anama zurück. Sie konnte sich vorstellen, wie abgekämpft er nach dem langen Tag sein musste, und hatte Mitleid mit ihm.
Sie ging zu dem Pferch hinter den Scherschuppen, in dem die Schafböcke vorübergehend untergebracht waren. Im Stillen hatte sie gehofft, Jack wäre vielleicht doch schon da und würde noch einmal nach den Tieren sehen. Aber weit und breit war niemand auszumachen. Ernie und Wilbur waren vermutlich irgendwo draußen bei den Lämmern und den Mutterschafen. Elias hatte sie seit dem Morgen nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Im Quartier der Wanderarbeiter brannte Licht. Fred Roundtree machte es sich offenbar bequem für die Nacht. Nachdem er tagelang unterwegs gewesen war, würde er es mit Sicherheit genießen, in einem Bett zu schlafen, bevor er sich am anderen Morgen auf den Rückweg nach Truro machte. Er war ein sehr netter Mann. Beim Mittagessen hatte er von sich und seiner Familie erzählt – er hatte fünf Söhne und eine Tochter – und von seiner Farm, wo er Merino- und Rambouilletschafe züchtete. Jack, der die Farm ja kannte, weil er seine Schafböcke dort selbst ausgesucht hatte, meinte, es sei wirklich ein ganz bezauberndes Fleckchen Erde.
Abbey stand am Koppelzaun und versuchte, ihre ganze Aufmerksamkeit auf die unvergleichlichen Geräusche des Buschs zu richten, der sich auf die Nacht vorzubereiten schien. Der endlose Himmel mit den flammend rosarot und orange gebänderten Wolkenschleiern bildete einen prachtvollen Hintergrund für das dichte Dach der majestätischen Eukalyptusbäume. Grillen zirpten, und in den Ästen lachten prächtig gefiederte Kookaburras. Obwohl es ein ungemein friedliches Bild war, übertrug sich dieser Frieden nicht auf Abbey. Etwas nagte an ihr, sodass sie innerlich nicht zur Ruhe kam. Sie hatte ein furchtbares Gefühl. Es war so entsetzlich, dass sie es nicht in ihren Verstand ließ, sondern es dort begrub, wo es sie am meisten belastete: in ihrem Herzen.
Clementine hatte Abbey abgepasst, als sie aus der Scheune zurückgekommen war. Sie hatte gehofft, sie in ein Gespräch verwickeln zu können, weil sie unbedingt mehr über Ebenezer Mason erfahren wollte und was Abbey mit ihm zu schaffen hatte. Doch Abbey, die von neuem gegen Übelkeit ankämpfte, war sehr wortkarg gewesen und hatte sich gleich in ihr Zimmer zurückgezogen. Sybil, die das mitbekommen hatte, spürte, dass sie etwas bedrückte. Eine schlimme Ahnung stieg in ihr auf, und sie hoffte von ganzem Herzen, dass sie sich irrte.
Clementine hatte beobachtet, wie Abbey später noch einmal das Haus verließ und Richtung Scherschuppen ging. Sie vermutete, dass sie nach Jack Ausschau halten wollte. Von Eifersucht gequält beschloss sie, Abbey in einiger Entfernung zu folgen.
Sie ging nicht wie Abbey, die ihrem rebellierenden Magen den Gestank nicht zumuten wollte, um den Schuppen herum, sondern durch ihn hindurch und spähte am anderen Ende durch eine Ritze in der Tür. Der stechende Geruch verschlug Clementine den Atem, und ihr wurde übel davon, aber sie war entschlossen auszuharren. Sie musste herausfinden, ob Jack sie betrog. Und von ihrem Versteck aus würde sie die beiden nicht nur beobachten, sondern auch belauschen können.
Abbey, die gedankenverloren in die Dämmerung blickte, sah plötzlich Jacks Hut auf der Koppel mit den Schafböcken liegen, nicht weit von der Einfriedung entfernt. Wahrscheinlich hatte der Wind ihn von einem der Pfosten heruntergeweht. Ob die Böcke ihn wohl anknabbern würden? Es schien, als fräßen sie wirklich alles, einschließlich kleiner Zweige und harter, dorniger Gräser. In diesem Moment donnerte Napoleon
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