Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
sie sich um. Sybil sollte nicht sehen, wie sehr sie sie mit ihrer Bemerkung gekränkt hatte. Sie ging ein paar Schritte den Flur entlang und lehnte sich dann, von Kummer und Trauer überwältigt, an die Wand. Sie vermisste ihren Vater so sehr, dass sie den Schmerz körperlich in der Brust spürte. Am liebsten hätte sie sich auf den Boden gesetzt und bitterlich geweint, aber sie riss sich zusammen. »Ich werde mich nicht von ihr unterkriegen lassen, Dad«, wisperte sie. »Niemals.«
Als Abbey sich wieder in der Gewalt hatte, wischte sie sich energisch die Tränen ab und schlenderte durch das stille Haus. An der Tür zur Küche, die offen stand, blieb sie neugierig stehen. Da niemand zu sehen war, warf sie einen Blick hinein. Ein großes Fenster zeigte zum Garten hinaus. Dort, hinter dem Haus, redete Elsa lebhaft auf ein anderes Mädchen ein, Marie, wie Abbey vermutete. Wahrscheinlich sprachen die beiden über sie, die neue Angestellte. Die Wäscheleinen waren über den Rasen gespannt, der seitlich von mehreren Hundezwingern begrenzt wurde. Drei kleine Gebäude bildeten die rückwärtige Einfriedung des Hofs: Zwei hatten Türen, die sich zum Garten hin öffneten, vom dritten sah man nur die durchgehende Rückwand.
Abbey blickte sich in der Küche um, die sehr groß war, aber auch ziemlich unordentlich, wie sie fand. Über einem Tresen hing eine Vielzahl verschiedener Töpfe und Pfannen an Haken von der Decke herunter. In Regalen standen Gefäße mit sonderbar aussehenden Gewürzen, die Abbey zum Teil noch nie gesehen hatte. Sie dachte an ihre Erdwohnung, wo sie drei Jahre lang über einer Feuerstelle am Boden mit einem einzigen Topf und einer einzigen Pfanne irgendwie eine Mahlzeit zusammengerührt hatte. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, was für ein Genuss es sein musste, in einer Küche wie dieser zu kochen.
Plötzlich kam ihr eine Idee. Warum machte sie eigentlich nicht etwas zu essen? Jack würde sich sicherlich über eine anständige Mahlzeit freuen, wenn er nach Hause kam. Auf diese Weise könnte sie sich wenigstens nützlich machen.
Sie warf einen Blick in die Speisekammer. Viele von den Vorräten, die hier gelagert waren, darunter pulvrige und cremige Nahrungsmittel, seltsame Wurzeln und getrocknete Blätter, kannte sie nicht. Aber auch ein großer Schinken war da, viel frisches Gemüse und Eier sowie Butter, Sahne, Brot und Käse. Sie fand genügend Zutaten, aus denen sich leicht ein köstliches Mahl bereiten ließe.
Als sie sich die Hände gewaschen hatte, schälte und zerkleinerte sie das Gemüse und schnitt dann den Schinken auf. Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie Elsa und Marie nicht hereinkommen hörte.
»Was machen Sie denn da?«, rief Elsa entgeistert aus.
»Ich koche uns etwas für heute Abend. Wie viele werden wir denn sein?«
»Sie können doch nicht einfach Sabus Sachen benutzen«, sagte das andere Mädchen genauso fassungslos. Sie war ein dünnes, sommersprossiges Ding mit einem rotblonden Lockenschopf und schien einige Jahre älter zu sein als Elsa. »Ich bin übrigens Marie«, fügte sie hinzu.
Abbey nickte. »Ja, das dachte ich mir schon. Ich bin Abbey Scottsdale, aber du kannst ruhig Abbey zu mir sagen. Und was Sabus Sachen angeht, so hatte ich nicht vor, seine Gewürze zu verwenden. Die Küchenutensilien und die Lebensmittel gehören doch den Eigentümern von Bungaree, oder etwa nicht?«
»Ja, das schon«, antwortete Elsa zögernd. »Aber Sie verstehen das nicht, Abbey. Die Küche ist Sabus Reich. Er fährt schon aus der Haut, wenn wir auch nur eine Tasse benutzen und sie nicht an ihren Platz zurückstellen. Er kriegt einen Tobsuchtsanfall, wenn er Sie hier drin kochen sieht.«
Abbey schaute Elsa verblüfft an. Das Mädchen schien richtiggehend Angst vor dem Koch zu haben. »So schlimm wird es schon nicht sein. Wo ist er überhaupt?«
»In der Scheune. Er meditiert«, sagte Marie. »Aber stören Sie ihn bloß nicht! Das kann er gar nicht leiden.«
»Warum habt ihr solche Angst vor ihm? Er ist auch nur ein Angestellter und nicht der Herr des Hauses.«
Die Mädchen sahen Abbey an, als wäre ihnen dieser Gedanke noch nie gekommen.
»Er ist vielleicht nicht der Herr des Hauses«, sagte Marie, »aber er ist ohne jeden Zweifel der Herr dieser Küche.«
Die beiden steckten Abbey mit ihrer Angst an, und sie fragte sich, ob die Zubereitung des Abendessens vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war. »Kommt Sabu bald zurück, was meint ihr?« Obwohl sie ihn sicher
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