Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul.
»Sitz, Max!«, befahl Elsa in strengerem Tonfall. »Sonst kriegst du überhaupt nichts.« Max gehorchte widerwillig. Kaum hatten Elsa und Marie die drei Näpfe auf den Boden gestellt, stürzten sich die Hunde auf ihr Fressen und schlangen es hinunter. Es dauerte nicht einmal eine Minute, bis sie ihre Näpfe leer und sauber geleckt hatten. Dann trabten sie zu den Wassereimern und tranken reichlich von dem bereitgestellten Wasser.
Als sie ihren Durst gestillt hatten, liefen Rex und Jasper schwanzwedelnd zu Abbey und beschnupperten sie. Nur Max hielt misstrauisch Abstand.
»Was für wunderschöne Hunde«, sagte Abbey, die ihnen erst die Hand hingestreckt hatte, damit sie sie beschnüffeln konnten, und sie jetzt kraulte.
»Sie sollten sie mal bei der Arbeit sehen, wenn sie die Schafe zusammentreiben«, sagte Elsa. »Unglaublich, wie sie das machen.«
Nach einer Weile legten sich Rex und Jasper in den Schatten, um sich ein wohlverdientes Nickerchen zu gönnen. Max hingegen war in die Waschküche gegangen und suchte nach Futterresten. Marie scheuchte ihn hinaus.
»Ist er denn noch nicht satt?«, fragte Abbey.
»Max hat immer Hunger«, antwortete Elsa. »Er würde alles Fressbare klauen, wenn er Gelegenheit dazu hätte. Er kann sogar die Hintertür aufmachen, deshalb sollten Sie nichts in der Küche herumliegen lassen. Vor Sabu allerdings hat er Respekt, weil der ihn mehr als einmal mit dem Besen davongejagt hat.«
»Max scheint ein richtiger Spitzbube zu sein«, meinte Abbey. Nach seinen Erfahrungen mit Sabu war es kein Wunder, dass er vorsichtig geworden war. Doch jetzt kam er tatsächlich näher und beschnupperte sie. Abbey streckte langsam die Hand aus und strich ihm über den Kopf. Max ließ es sich gefallen, ohne jedoch seine Zurückhaltung vollends abzulegen. Abbey mochte ihn, aber er schien länger zu brauchen als die anderen Hunde, um Vertrauen zu ihr zu fassen.
»Er ist Mr. Hawkers Lieblingshund«, erklärte Elsa. »Er ist vielleicht nicht so hübsch wie die anderen beiden, aber er ist ein erstklassiger Hütehund.«
Abbey fand es überhaupt nicht verwunderlich, dass Jack an diesem Hund hing. Er schien ein großes Herz für bedauernswerte Geschöpfe zu haben. Sie wurde unwillkürlich rot, als sie daran dachte, in was für einem Zustand er sie in Clare von der Straße aufgelesen hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihn an einen verlassenen Welpen erinnert und dadurch sein Mitleid geweckt. Lächelnd gab sie Max einen liebevollen Klaps und kehrte dann in die Küche zurück.
Eine Stunde später war das Essen fertig. Die helle Soße war wunderbar cremig geworden und das Gemüse genau richtig – es war gar, aber nicht zu weich. Abbey war mit sich zufrieden. Sie richtete das Essen an und stellte die Teller auf den Tresen. Jetzt brauchte Jack nur noch nach Hause zu kommen. Augenblicke später hörte sie die Hintertür. In der Annahme, es sei Jack, drehte sie sich freudig um. Doch das Lächeln verging ihr, als sie sich einem Fremden gegenübersah, der sie grimmig anstarrte. Sie wusste sofort, wen sie vor sich hatte: Sabu, den Koch.
Abbey hatte sich einen großen, kräftigen Burschen vorgestellt, der allein durch seine Statur einschüchternd wirkte, doch vor ihr stand ein schmächtiges Männlein, das mindestens sieben Zentimeter kleiner war als sie. Sabu hatte einen Glatzkopf, Ohren, die ein wenig spitz zuliefen, und war ganz in Weiß gekleidet – sein einem Bauernkittel ähnliches Hemd, die weite Hose, sogar die Schuhe waren weiß. Besonders Angst einflößend sah er nicht aus, fand Abbey.
Nach einem einzigen Blick auf sie und das angerichtete Essen schrie er los: »Wer sind Sie, und was haben Sie in meiner Küche zu suchen?« Sein olivfarbenes Gesicht färbte sich noch dunkler. »Was fällt Ihnen ein, meine Sachen anzurühren? Verschwinden Sie! Auf der Stelle!«
»Ich habe Ihre Sachen nicht angerührt«, erwiderte Abbey ruhig, obwohl sie Herzklopfen hatte, als der Inder drohend auf sie zukam. Sie spürte instinktiv, dass viel von dieser ersten Begegnung abhing. Würde sie jetzt vor ihm kuschen, hatte sie verloren.
»Das hier ist meine Küche!«, brüllte Sabu und schlug dabei mit der Faust so kräftig auf den Tresen, auf dem die Teller standen, dass diese hochhüpften. Elsa und Marie, die gerade anfangen wollten, den Tisch in der Küche zu decken, traten hastig den Rückzug an und brachten sich im Flur in Sicherheit.
Abbey atmete tief durch und fuhr dann fort, die
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