Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
helle Soße über den im Herd aufgewärmten Schinken zu löffeln. Sie sollten ihr Essen holen, bevor es kalt wurde, rief sie den beiden Dienstmädchen zu, doch diese trauten sich nicht in die Küche.
Abbey nahm Sybils und Jacks Teller und stellte sie in den Ofen, um das Essen warmzuhalten.
»Haben Sie nicht gehört?«, schrie Sabu, außer sich vor Wut, weil Abbey ihn nicht beachtete.
»Sie brüllen ja laut genug. Ich bin sicher, man kann Sie bis nach Clare hören«, entgegnete Abbey gelassen, obwohl ihre Hände zitterten. Aber sie wollte sich ihre Nervosität auf keinen Fall anmerken lassen.
Sybil erschien in der Küchentür. »Was ist denn hier los?«
»Diese Person «, sagte Sabu in abfälligem Ton und zeigte dabei verächtlich auf Abbey, »ist in meine Küche eingedrungen. Heute ist Fastentag, und sie kocht Fleisch!« Seine Augen waren groß vor Entsetzen. Er nahm eine Gabel und spießte eine Scheibe Schinken von einem der Teller auf. »Haben Sie das angeordnet?«, fragte er Sybil, wobei er mit dem aufgespießten Schinken herumwedelte, sodass die helle Soße auf den Fußboden tropfte.
»Natürlich nicht! Miss Scottsdale ist seit heute meine Gesellschafterin.« Sybils Ton verriet, dass sie nicht besonders glücklich darüber war. Sie funkelte Abbey zornig an. »Was glauben Sie eigentlich, was Sie hier machen, Abbey?«
»Das Abendessen«, gab diese zurück. Sie riss Sabu die Gabel aus der Hand und legte den Schinken auf den Teller zurück. »Sie müssen schließlich etwas essen, Mrs. Hawker, und Ihr Sohn auch.« Sie warf Sabu einen finsteren Blick zu, falls er es wagen sollte, das Essen noch einmal anzurühren.
»Sie hätten fragen müssen, bevor Sie die Küche benutzen«, rügte Sybil. »Sie können hier nicht einfach tun und lassen, was Sie wollen.«
In diesem Moment betrat Jack das Haus. »Was ist denn los? Euch kann man schon draußen hören.« Sein Blick fiel auf die Essensteller und heftete sich dann auf Abbey, die eine von Sabus Schürzen umgebunden hatte. »Haben Sie etwa das Abendessen gemacht?«
Sabu verschränkte die Arme über der Brust und setzte eine selbstgefällige Miene auf. Er zweifelte keine Sekunde, dass Jack diese Person scharf zurechtweisen würde.
»Ja, Mr. Hawker«, entgegnete Abbey kleinlaut. Sie wusste nicht, ob Jack verärgert war oder nicht. Es kam ihr in diesem Moment unpassend vor, ihn mit dem Vornamen anzureden, obwohl er ihr das ja angeboten hatte. »Ich dachte, Sie sind bestimmt hungrig, wenn Sie von der Arbeit nach Hause kommen.«
»Das bin ich auch.« Jack beugte sich über einen der Teller und rieb sich voller Vorfreude die Hände. »Dann wollen wir mal, bevor alles kalt wird!« Er sah Abbey an. »Egal, welcher?«
Sie nahm die beiden Teller, die sie zum Warmhalten in den Ofen gestellt hatte, heraus und reichte sie ihm. »Die sind für Sie und Mrs. Hawker.« Sie streifte Sabu mit einem flüchtigen Blick. Der Koch, der sich von Jack hintergangen fühlte, war maßlos enttäuscht.
»Kommen Sie, leisten Sie Mutter und mir Gesellschaft«, forderte Jack sie auf. Ohne den Koch eines Blickes zu würdigen, marschierte er mit den beiden Tellern ins Esszimmer. Sybil sah Sabu hilflos an und folgte ihrem Sohn aus der Küche.
Abbey war einen Moment sprachlos über diese unerwartete Wendung. Dann band sie eilig ihre Schürze ab und nahm sich einen Teller. Elsa und Marie standen noch immer unschlüssig im Flur herum. Sie sollten sich ihr Essen holen, sonst sei es wirklich kalt, sagte Abbey zu ihnen. Elsa, die über diese Entwicklung der Dinge nicht weniger erstaunt war als Abbey selbst, reichte ihr das Besteck, das sie auf dem Küchentisch für sie hatte auflegen wollen.
In der Tür zum Esszimmer blieb Abbey stehen. Jack zog seiner Mutter den Stuhl zurück, und Sybil nahm mit versteinerter Miene Platz. Als Jack aufschaute und Abbey sah, lächelte er ihr zu und zog einen weiteren Stuhl zurück. »Kommen Sie, Abbey, setzen Sie sich.«
Sie zögerte. »Sollte ich nicht in der Küche mit Elsa und Marie essen?«
»Nein, Sie sind Mutters Gesellschafterin, also werden Sie hier mit uns essen.«
Abbey setzte sich, aber wohl fühlte sie sich nicht dabei.
»Hm, das duftet köstlich!« Jack nahm ihr gegenüber Platz. »Ich habe einen Bärenhunger!«
Abbey sah verstohlen zu Sybil, die stumm auf ihren Teller starrte. Man konnte ihr ansehen, wie wütend sie war. Abbey war der Appetit plötzlich vergangen.
Jack hingegen ließ es sich schmecken. Einige Minuten verstrichen in eisigem Schweigen.
Weitere Kostenlose Bücher