Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
dritten Mal nach.
»Ich weiß gar nicht, was ihr habt, ich finde es köstlich«, sagte Sybil. Sie war den ganzen Tag in ihrem Zimmer geblieben. Abbey, die nichts zu tun hatte und Sabu nicht über den Weg laufen wollte, hatte den Tag draußen im Garten verbracht, wo sie sich mit Frank Fox über Pflanzen und Gartenarbeit unterhalten hatte. Später hatte sie Elsa und Marie beim Füttern der Hunde geholfen.
Jack warf seiner Mutter einen gereizten Blick zu. »Ich bitte dich, Mutter! Du weißt genau, dass Sabu nur versucht, uns zu beweisen, wie unersetzlich er ist.«
Sybil wollte zu einer Erwiderung ansetzen, als sie Hufgetrappel auf der gekiesten Zufahrt hörte und neugierig den Hals reckte. Jack konnte von seinem Platz aus eine Kutsche sehen. »Wir bekommen Besuch«, sagte er und stand auf.
Abbeys Herz schlug schneller. Hatte die Polizei sie gefunden? Sie verrenkte sich fast den Hals, um einen Blick durchs Fenster zu werfen, aber den Gentleman, der zum Vordereingang eilte, kannte sie nicht.
Sybil fiel der angespannte Gesichtsausdruck ihrer neuen Gesellschafterin auf. »Was haben Sie denn, Abbey? Sie sind ja ganz blass geworden.«
»Nichts«, antwortete Abbey hastig. »Alles in bester Ordnung.«
»So?« Sybil musterte sie misstrauisch. »Sie machen plötzlich so einen nervösen Eindruck.«
Abbey zuckte betont gleichgültig mit den Schultern und aß weiter, als ob nichts geschehen wäre. Sie konnte das Zittern ihrer Hände kaum unterdrücken, ihr Herz raste, und ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Ein Schweigen trat ein. Beide Frauen lauschten, als Jack die Haustür öffnete und Schritte auf den Verandastufen zu hören waren.
»Heath! Was führt Sie denn nach Bungaree Station?«, fragte Jack freundlich.
Heath ergriff seine ausgestreckte Hand. »Bitte entschuldigen Sie die späte Stunde«, sagte er mit einem Blick auf seine Taschenuhr. »Ich hoffe, ich störe nicht?«
»Wir essen gerade zu Abend, aber offen gestanden bin ich ganz froh über die Unterbrechung.«
Heath sah ihn verdutzt an.
»Unser Koch hat ein scharfes Curry zubereitet«, raunte Jack, »und mir brennen schon die Lippen. Aber kommen Sie doch herein.« Er führte Heath ins Wohnzimmer. »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, ein Glas Wein vielleicht oder einen Tee? Oder möchten Sie mit uns essen? Sie sind herzlich eingeladen.«
»Ich hatte ein sehr spätes Mittagessen, vielen Dank«, wehrte Heath ab. Er wollte zur Sache kommen. Durch die offene Tür konnte er zwei Frauen im Esszimmer sitzen sehen. Er nahm an, die ältere war Jacks Mutter; getroffen hatte er sie allerdings noch nie. Die jüngere saß mit gesenktem Kopf am Tisch.
Jack bot dem Besucher einen Platz an. »Was kann ich für Sie tun, Heath?«
»Ich suche jemanden, eine junge Frau, die, wie ich gehört habe, für Sie arbeitet«, antwortete Heath mit einem kurzen Blick ins Esszimmer hinüber.
»Oh.« Jack machte ein überraschtes Gesicht.
»Sie sollen sie als Gesellschafterin für Ihre Mutter eingestellt haben.«
»Sie meinen Abbey.«
Heath schaute zu der jungen Frau im Esszimmer. »Mit vollem Namen heißt sie nicht zufällig Abigail Scottsdale?«
Abbey wäre vor Angst fast ohnmächtig geworden, als sie das hörte. Sie vermutete, Heath war beauftragt worden, sie aufzuspüren, um sie der Polizei zu übergeben.
»Doch.« Jack, neugierig geworden, nickte. »Kennen Sie Abbey denn?«
»Nicht persönlich. Aber wenn Sie erlauben, würde ich mich gern kurz mit ihr unterhalten.«
»Wir sind wie gesagt gerade beim Essen«, erwiderte Jack zögernd. »Wenn Sie so lange warten möchten …«
»Es ist wirklich sehr wichtig«, betonte Heath mit ernster Miene.
Abbey blickte auf und sah Sybils grimmigen Blick auf sich ruhen. Sie wandte den Kopf und schaute ins Wohnzimmer hinüber. Jack war sichtlich verwirrt. Abbey schämte sich, weil sie nach allem, was er für sie getan hatte, nicht aufrichtig zu ihm gewesen war. Es war höchste Zeit, das nachzuholen. Sie wusste, ihr Vater wäre enttäuscht, wenn sie es nicht täte. Sie holte tief Luft, stand auf und ging ins Wohnzimmer.
Sybil, die Augenbrauen hochgezogen, schaute ihr nach.
Abbey trat vor die beiden Männer hin. »Ich bin Abigail Scottsdale«, sagte sie an Heath gewandt.
Dieser erhob sich und betrachtete sie prüfend. Er hatte zwar damit gerechnet, dass die Frau, die er suchte, hübsch war, aber eine so ausnehmend attraktive Person hatte er nicht erwartet. Eine Sekunde lang nagte Eifersucht auf seinen Vater an ihm, weil dieser eine so
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