Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
gebraucht.
»In der Erdwohnung«, spottete Heath.
Abbey lief rot an, nickte aber.
»Wie praktisch.« Heath verzog das Gesicht zu einer höhnischen Grimasse. »Obwohl Sie also gerade behauptet haben, außer für die Beerdigung kein Geld von meinem Vater gewollt zu haben, sind Sie zu ihm gegangen, um über eine Entschädigung zu verhandeln.«
»Neals Mutter starb nur kurze Zeit nach ihrem Sohn an gebrochenem Herzen«, ereiferte sich Abbey. »Der Kummer hat sie umgebracht! Seine beiden jüngeren Schwestern sind jetzt Waisen. Finden Sie nicht, dass Ihr Vater ihnen etwas schuldig war? Und ich konnte meinem Vater nicht einmal ein anständiges Begräbnis bezahlen«, fuhr sie mit rauer Stimme fort. »Ja, unser Zuhause war eine Erdwohnung, aber mein Vater war ein rechtschaffener, fleißiger Mann, und er hatte etwas Besseres verdient als eine schäbige Kiefernholzkiste …« Sie brach schluchzend ab.
Mitleid regte sich in Heath, aber nur einen kurzen Augenblick. »Ich wollte nicht so grob sein«, meinte er begütigend. »Aber versetzen Sie sich doch einmal in meine Lage. Ich habe gerade herausgefunden, dass mein Vater Sie geheiratet hat und in derselben Nacht gestorben ist!«
Abbey schnäuzte sich und atmete ein paarmal tief durch. Sybil hatte sich zu ihnen gesellt. Sie reichte Jack ein Glas Wasser für Abbey. Jack reichte es weiter und machte seine Mutter mit Heath bekannt.
»Was ist dann passiert, Abbey?«, drängte Jack behutsam, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.
»Ich bin mit dem Kutscher nach Martindale gefahren«, erzählte Abbey stockend. »Als ich dort ankam, lud Mr. Mason mich zum Abendessen ein. Ich lehnte ab, ich sagte ihm, ich würde mich nicht mit dem Mann an einen Tisch setzen, den ich für den Tod meines Vaters verantwortlich halte. Er bestand darauf, dass ich wenigstens ein Glas Wein trinke. Obwohl ich nur ein paarmal daran genippt habe, habe ich mich ganz merkwürdig gefühlt. Ich dachte, das komme daher, weil ich tagelang keine richtige Mahlzeit mehr zu mir genommen hatte. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich am anderen Morgen vom gellenden Geschrei einer Frau aufgewacht bin.«
»Wer war die Frau?«, fragte Jack.
»Eines der Dienstmädchen. Aber das erfuhr ich erst später. Ich lag in einem fremden Zimmer, in einem fremden Bett. Als ich mich umdrehte, sah ich einen Mann neben mir. Es war Ebenezer Mason. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass er tot war. Ich sprang in Panik aus dem Bett. Im gleichen Moment kamen das Dienstmädchen und die Haushälterin ins Zimmer. Ich hätte Mr. Mason geheiratet, behaupteten sie, aber ich glaubte ihnen nicht, weil ich mich doch sicher daran erinnert hätte. Aber die Haushälterin zeigte mir den Trauring an meiner Hand. Ich konnte es nicht glauben, ich dachte, das wäre alles nur ein böser Traum. Dann folgte der nächste Schock: Mr. Mason war tot. Ich ging zu ihm und rüttelte ihn, damit er aufwachte, aber er rührte sich nicht. Die Haushälterin warf mich hinaus.« Abbey sah Heath an, der einen völlig verwirrten Eindruck machte. »Es tut mir leid, dass Sie Ihren Vater verloren haben. Ich weiß nicht, woran er gestorben ist, aber ich schwöre bei Gott, dass ich nichts damit zu tun habe.«
Heath sah sie forschend an. »Und warum sind Sie dann geflüchtet? Noch dazu auf einem Pferd, das Sie gestohlen haben?«
Abbey streifte Jack mit einem Seitenblick. Sie bemerkte die Enttäuschung in seinen Augen. »Ich habe noch nie in meinem Leben gestohlen«, beteuerte sie, »aber als ich beschuldigt wurde, Ihren Vater getötet zu haben, geriet ich in Panik. Ich hatte Angst, ich wollte nur noch weg, und da habe ich mir den Hengst geborgt. Ich hätte ihn bestimmt irgendwann zurückgebracht.« Abermals begann sie zu schluchzen.
»Wirklich eine hübsche Geschichte, die Sie uns da auftischen«, sagte Heath eisig. Er dachte an das große Erbe seines Vaters. Falls Abbey davon wusste, lieferte sie die Vorstellung ihres Lebens, so viel stand fest. Doch er würde es nicht zulassen, dass sie in die Finger bekam, was rechtmäßig ihm zustand.
Obwohl Jack nicht so recht wusste, was er von Abbeys Geschichte halten sollte, sagte er mit fester Stimme: »Ich glaube, Sie gehen jetzt besser, Heath. Für heute reicht es. Abbey muss sich ein wenig ausruhen.«
»Na schön. Aber glauben Sie ja nicht, dass die Angelegenheit damit erledigt ist«, zischte Heath und drohte Abbey mit dem Zeigefinger. »Ich werde den Leichnam meines Vaters wahrscheinlich obduzieren lassen,
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