Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
wunderschöne junge Frau gehabt hatte, selbst wenn es nur für ein paar Stunden gewesen war. Das rabenschwarze Haar, das sie sich im Nacken zusammengebunden hatte, war dick und gewellt, ihre Haut war, abgesehen von den Spuren eines Sonnenbrands auf der Nase, samtweich, und ihre strahlenden blauen Augen zogen ihn in ihren Bann. Er starrte sie an mit offenem Mund und hatte völlig vergessen, was ihn eigentlich hergeführt hatte. Doch dann dachte er an sein Erbe, und Zorn stieg in ihm auf.
»Ich bin Heath Mason, Miss Scottsdale.« Es gab eine Zeit, da hätte er es für unmöglich gehalten, dass eine so bezaubernde junge Frau berechnend und durchtrieben sein konnte, aber Meredith Barton hatte ihm die Augen geöffnet. Heute wusste er, dass auch hinter der Fassade einer sehr attraktiven Frau eine Betrügerin lauern konnte.
Als Abbey den Namen hörte, wurde ihr schwindlig. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Heath Mason. Ebenezers Sohn. »Freut mich sehr, Mr. Mason«, flüsterte sie kaum hörbar. Rein äußerlich sahen sich Vater und Sohn überhaupt nicht ähnlich, aber ob sie auch vom Charakter her verschieden waren, müsste sich erst noch herausstellen.
»Dann werde ich Sie mal alleinlassen«, sagte Jack, dem Abbeys sonderbare Reaktion nicht entgangen war. Er wandte sich um und ging ins Esszimmer zurück.
Abbey blickte ihm nach. Sie wünschte, Jack und seine Mutter würden sich nicht in Hörweite befinden. Da ihr die Knie ganz weich waren, ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. Heath nahm ebenfalls wieder Platz.
»Was kann ich für Sie tun, Mr. Mason?«, hauchte sie.
»Sie können sich sicher denken, warum ich hier bin«, entgegnete Heath in harschem Tonfall. »Sie haben meinen Namen bestimmt wiedererkannt, zumal es jetzt ja auch der Ihre ist.«
Abbey sah ihn stumm und mit großen Augen an. Der Gedanke, dass sie jetzt einen anderen Namen trug, war ihr noch gar nicht gekommen.
»Haben Sie meinen Vater vor zwei Tagen geheiratet oder nicht?«, fuhr Heath im gleichen schroffen Ton fort.
Abbey machte den Mund auf, brachte aber keinen Laut hervor.
»Nun, Miss Scottsdale? Oder sollte ich besser sagen Mrs. Mason? Möchten Sie mir nicht antworten?«
»Ich … ich hab nicht gewusst, dass ich ihn geheiratet habe«, stammelte Abbey.
Heath schnaubte verächtlich. »Erzählen Sie mir doch keine Märchen! Wie kann man jemanden heiraten, ohne es zu wissen?«
Sybil und Jack, die im Esszimmer jedes Wort mit anhörten, wechselten einen erstaunten Blick.
»Ich weiß, das klingt unglaubwürdig«, sagte Abbey verzweifelt.
»Allerdings«, knurrte Heath.
Abbey verschränkte nervös die Hände ineinander. Sie hätte ihm gern alles erklärt, aber sie hatte das Gefühl, dass es ihn im Grunde nicht interessierte. »Ich war auf Martindale, und das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich im Esszimmer ein Glas Wein getrunken habe. Dann muss ich eingeschlafen sein. Als ich wieder aufwachte, war ich anscheinend mit Ihrem Vater verheiratet.«
»Und das soll ich Ihnen abnehmen, Miss Scottsdale?«, sagte Heath ärgerlich. »Wollen Sie im Ernst behaupten, Sie leiden an Gedächtnisschwund? Ich warne Sie: Entweder Sie sagen mir jetzt die Wahrheit, oder ich werde die Polizei verständigen.«
Abbey brach in Tränen aus.
»Großer Gott«, stieß Heath gereizt hervor. »Sparen Sie sich das, das funktioniert nicht bei mir, Lady!«
Jack war aufgesprungen und eilte ins Wohnzimmer. »Hören Sie, Heath, Ihr Ton gefällt mir nicht. Ich muss Sie bitten, sich zu mäßigen. Sehen Sie nicht, wie sehr Sie dem armen Mädchen zusetzen?«
Heath erhob sich. »Mein Vater starb, als er neben dieser Frau im Bett lag. Ich möchte lediglich wissen, wie es dazu kam. Ich glaube nicht, dass das zu viel verlangt ist!« Seine Stimme bebte vor Zorn.
Jack starrte sprachlos auf Abbey hinunter, die schluchzend die Hände vors Gesicht geschlagen hatte.
»Das mit Ihrem Vater tut mir sehr leid, Heath«, murmelte er schließlich. »Aber ich denke, Sie kommen besser wieder, wenn Abbey sich ein wenig beruhigt hat.«
Heath schäumte innerlich. Er hatte zwar mit Tränen gerechnet, die ihn erweichen sollten, nicht aber damit, dass Jack diese Person verteidigen würde.
Abbey stand auf. »Nein, warten Sie«, schniefte sie. »Ich habe nichts zu verbergen, also werde ich Ihnen alles sagen, was ich weiß.« Sie sah Jack mit tränenfeuchten Augen an. »Ich hätte Ihnen das alles sagen müssen, bevor Sie mich eingestellt haben. Ich wollte Sie nicht hintergehen, das müssen Sie
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