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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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musterte sie unverhohlen, wirkte aber ausnahmsweise nicht verärgert. »Mein Sohn ist ein kluger Mann.«
    Abbey verstand nicht, was sie meinte.
    »Er weiß genau, dass ich mich nicht mehr beklagen darf, wenn ich Sie bitte zu bleiben.«
    »Aber das werden Sie nicht tun«, sagte Abbey. »Sie haben gewusst, dass ich etwas zu verbergen habe. Sie haben Recht gehabt, und das erfüllt Sie mit Genugtuung.«
    »Das tut es, zugegeben. Ich bilde mir etwas darauf ein, in den Menschen lesen zu können. Als Schauspielerin lernt man, selbst die feinsten Nuancen zu registrieren. Jetzt, wo Ihr Geheimnis aufgedeckt wurde, fühle ich mich bestätigt.«
    Abbey ließ den Kopf hängen und drehte sich um.
    »Einen Augenblick, junge Dame«, sagte Sybil streng. »Ich bin noch nicht fertig.«
    Abbey sah sie an, fassungslos, dass Sybil es sich offenbar nicht nehmen lassen wollte, sie fortzuschicken. »Wie Sie wünschen. Ich habe es verdient, also tun Sie Ihren Gefühlen nur keinen Zwang an.« Sie verschränkte die Hände ineinander und starrte schicksalsergeben auf den teppichbedeckten Fußboden.
    Wieder verstrichen einige Augenblicke in dumpfem Schweigen. Als Abbey schließlich aufschaute, sah Sybil sie immer noch nachdenklich an.
    »Sie haben viel durchgemacht. Ich mag Ihnen herzlos vorkommen, aber es tut mir aufrichtig leid, dass Sie Ihren Vater verloren haben und den Mann, den Sie liebten.«
    »Danke«, erwiderte Abbey leise. Da Sybils Mann vor eineinhalb Jahren gestorben war, konnte sie den Verlust sicherlich nachempfinden.
    »In Clare kursieren Gerüchte über Ebenezer Mason. Er soll ein alter Lustmolch gewesen sein, habe ich gehört. Ich kann mir daher lebhaft vorstellen, dass er die Situation einer attraktiven jungen Frau, die niemanden mehr hat auf der Welt, schamlos ausgenutzt hat.«
    Abbey schaute sie verdutzt an. »Soll das heißen …?«
    »Dass Sie bleiben sollen? Ja, das heißt es. Möchten Sie immer noch meine Gesellschafterin sein?«
    »Ja, natürlich«, antwortete Abbey hastig.
    »Ich bin nicht besonders nett zu Ihnen gewesen. Und trotzdem wollen Sie bleiben? Warum? Wegen Jack?«
    Abbey kamen die Tränen. »Seit meine Mutter gestorben ist, habe ich kein richtiges Zuhause mehr gehabt. Ich habe nie ein eigenes Zimmer gehabt.«
    »Sie möchten also lediglich ein Dach über dem Kopf und drei warme Mahlzeiten am Tag«, stellte Sybil fest.
    »Wer würde nicht gern in einem Haus wie diesem wohnen?«
    »Wenigstens sind Sie dieses Mal ehrlich«, bemerkte Sybil trocken.
    »Das ist nicht nur ein Haus, Mrs. Hawker«, versicherte Abbey eilig, weil sie fürchtete, Sybil mit ihrer Offenheit verletzt zu haben. »Es ist ein wunderbares Zuhause, das Sie mit einem Sohn teilen, auf den Sie stolz sein können. Sie wissen gar nicht, wie gut Sie es haben. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als ein Zuhause wie dieses, aber ich weiß, dass ich nicht die Gesellschafterin bin, die Sie sich wünschen. Wir haben nichts gemeinsam, weil ich aus einer armen irischen Familie komme und nichts vom Theater verstehe. Ich bin noch nie in einem gewesen und werde vermutlich auch nie eines besuchen können, aber ich würde gern mehr darüber wissen. Ich habe Ihnen nichts zu bieten, ich weiß, aber vielleicht könnten wir versuchen, miteinander auszukommen.«
    Sybil war gerührt über diese Worte, wollte es sich aber unter keinen Umständen anmerken lassen. »Sie haben Recht«, sagte sie schließlich. »Wir sollten es zumindest versuchen. Einverstanden?«
    Abbey nickte.
    »Schön. Dann gehen Sie jetzt und waschen sich erst mal das Gesicht. Sie sehen ganz verweint aus. Ich würde nachher gern Karten spielen.«
    »Karten?«, wiederholte Abbey verblüfft.
    »Ja. Das können Sie doch hoffentlich, oder?«
    »Ja, ich hab gelegentlich mit meinem Vater und seinen Freunden gespielt.«
    »Haben Sie auch mal gewonnen?«
    »Hin und wieder, ja.« Ein Lächeln huschte über Abbeys Gesicht, als sie sich an diese fröhlichen Abende erinnerte.
    »Wunderbar, ich liebe nämlich gleichwertige Gegner. Ich werde jetzt einen kleinen Verdauungsspaziergang machen«, fügte Sybil hinzu, eine Hand auf ihren Bauch gepresst, »aber in einer halben Stunde treffen wir uns im Wohnzimmer.«
    Abbey verzog schmerzlich das Gesicht. »Das Curry war ganz schön scharf, nicht wahr?«
    »Das können Sie laut sagen«, murmelte Sybil. Sie nahm sich vor, ein paar Takte mit Sabu zu reden.
     
    Als Abbey sich frisch gemacht hatte und wieder herunterkam, war Sabu damit beschäftigt, die Küche aufzuräumen. Um

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