Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
schlurfte dann mit schweren Schritten in sein Büro, wo er sich in einen Sessel fallen ließ und sich ein großes Glas Brandy einschenkte. Vernon Mead stürzte es in einem Zug hinunter. Wie flüssiges Feuer lief ihm der Brandy den Rachen hinunter, und er musste husten. Er fühlte sich matt und kraftlos, Schweiß stand ihm auf der Stirn. Während er ihn mit einem Taschentuch zerstreut abtupfte, dachte er fieberhaft nach.
    Die Arzneimittel für Ebenezer hatte er eigenhändig zubereitet, und er fragte sich, ob ihm ein Fehler bei der Zusammensetzung unterlaufen war. Hatte er von einem Bestandteil zu viel verwendet? Zu den Wirkstoffen des Potenzmittels gehörte unter anderem auch Arsen, das aber in kleinen Dosen heilsam und ungefährlich war. Wenn durch den häufigen Gebrauch über eine längere Zeit nun die gegenteilige Wirkung eingetreten war? Vernon stöhnte auf. »O Gott!« Die Stirn in die Hand gestützt, schüttelte er entsetzt den Kopf.
     
    Als Samuel McDougals Angestellter später kam, um den Leichnam abzuholen, fand er den Arzt so gut wie betrunken vor. Günter erschrak. In diesem Zustand hatte er Vernon Mead noch nie erlebt. Er vermutete, dass die Autopsie nicht einfach gewesen war.
    »Alles in Ordnung, Dr. Mead?«, fragte er, nachdem er Ebenezers Leiche auf den Leichenwagen geschafft hatte. Günter waren die zerbrochenen Arzneifläschchen auf dem Fußboden aufgefallen. Er fragte sich, ob Vernon gestürzt war und sie dabei heruntergerissen hatte.
    »Was? Ja, ja«, lallte Vernon. Er winkte Günter mit einer fahrigen Bewegung hinaus und warf die Tür hinter ihm zu.
    Günter fuhr mit dem Leichenwagen zurück und berichtete seinem Boss, was er gerade erlebt hatte. Samuel McDougal eilte, ohne zu zögern, zu Vernons Praxis, doch die Tür war verschlossen. Er klopfte und rief, aber niemand antwortete, und so nahm er an, der Arzt habe sich schlafen gelegt. Er ging um das Haus herum und rüttelte an der Tür zu Vernons Privaträumen, aber auch hier war abgeschlossen, und nirgends brannte Licht. Schließlich gab Samuel es auf. Er machte sich Sorgen um Vernon, aber was hätte er tun sollen? Und so kehrte er nach Hause zurück.
     
    Am anderen Morgen machte sich Vernon in aller Frühe auf den Weg nach Martindale Hall.
    Winston erschrak, als er ihm die Tür öffnete. »Dr. Mead! Was führt Sie so früh schon hierher?«
    »Guten Morgen, Winston. Heath bat mich, den Leichnam seines Vaters zu obduzieren, und ich möchte ihm den Befund mitteilen«, sagte Vernon und trat ein. Er hatte seinen Bericht ein wenig geschönt; Heath brauchte schließlich nicht alles zu wissen.
    »Fühlen Sie sich nicht gut, Dr. Mead?« Winston fand, der Arzt sah furchtbar aus.
    »Doch, doch, alles in Ordnung«, gab Vernon kurz angebunden zurück. Er hatte fast die ganze Nacht in seinem dunklen Haus gesessen, getrunken und gegrübelt, und als er ins Bett getorkelt war, hatte er sich nur unruhig von einer Seite auf die andere gewälzt. Er fühlte sich ausgelaugt und am Ende, aber er wollte diese Geschichte so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Winston sah ihn ausdruckslos an. Er hätte zu gern gewusst, was für Nachrichten er für den jungen Mason hatte, wagte aber nicht zu fragen.
    »Master Heath frühstückt im Esszimmer, Sir.«
    Mit einem knappen Kopfnicken wandte sich Vernon ab und ging ins Esszimmer. Der Duft von Toast und gebratenen Eiern schlug ihm entgegen.
    »Morgen, Heath.« Vernon fiel auf, dass der junge Mann aussah, als hätte auch er nicht besonders viel geschlafen.
    »Guten Morgen, Dr. Mead«, antwortete Heath müde. Die eine Hälfte der Nacht hatte er über Abigail Scottsdale nachgedacht und die andere über Mittel und Wege, wie er an sein Erbe kommen könnte. Er hoffte inständig, der Arzt hatte erfreuliche Neuigkeiten für ihn. »Ich habe Sie nicht so früh erwartet. Haben Sie die Autopsie denn schon durchgeführt?«
    Vernon wappnete sich innerlich. »Ja, das habe ich. Ihr Vater starb an Herzversagen, Heath, wie ich vermutet habe.«
    Heath starrte ihn einen Augenblick sprachlos an. »Sind Sie wirklich ganz sicher?«, fragte er schließlich.
    »Absolut. Falls es Sie beruhigt, es muss sehr schnell gegangen sein.« Obwohl das die Wahrheit war, wurde Vernon von unerträglichen Schuldgefühlen geplagt.
    Winston, der in der Tür zur Küche gestanden hatte, nahm der Haushälterin ein Tablett mit einer Kanne frischem Tee ab und trug es ins Esszimmer. Er hatte Vernons Bemerkung gehört. Die beiden Männer wechselten einen viel sagenden

Weitere Kostenlose Bücher