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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Blick.
    »Ich bleibe nicht lange, Winston«, wehrte der Arzt ab, als Winston ihm Tee einschenken wollte.
    Heath stieß seinen Stuhl zurück und sprang auf. »Ich war mir so sicher, dass diese Frau, die die Nacht mit meinem Vater verbrachte, etwas mit seinem plötzlichen Tod zu tun hat. Könnte sie ihm etwas eingeflößt haben, das den Herzanfall ausgelöst hat?«
    »Das halte ich für ausgeschlossen, Heath«, erwiderte Vernon und dachte bei sich, dass er wohl derjenige war, der das getan hatte. Er wäre am liebsten geflüchtet, weil er fürchtete, sein schlechtes Gewissen werde ihn überwältigen, sodass er die Wahrheit nicht länger für sich behalten könnte.
    Heath setzte sich wieder hin. Auf seinem Gesicht spiegelten sich die unterschiedlichsten Emotionen wider.
    »Ich habe Samuel McDougal gesagt, dass Sie heute wegen der Beerdigung vorbeikommen würden. Bei dieser Hitze …« Er brauchte den Satz nicht zu beenden.
    Heath nickte. »Ich will später noch nach Burra zur Mine, dann werde ich das erledigen«, murmelte er dumpf. Seine Gedanken rasten. Was sollte er tun? Was konnte er unternehmen, um sein Erbe zu retten?
    Vernon verabschiedete sich mit einem kurzen Kopfnicken, das Heath nicht wahrnahm, und verließ das Zimmer. Winston folgte ihm in die Eingangshalle. Die beiden Männer sahen sich an.
    »Darf ich fragen, ob das Stärkungsmittel etwas mit Mr. Masons Tod zu tun hat?« Winstons Tonfall war sachlich. »Sie können sich auf meine Verschwiegenheit verlassen.«
    »Ich vermute, er hat eine viel zu hohe Dosis eingenommen und das über einen viel zu langen Zeitraum. Die Folge war ein Aneurysma«, raunte Vernon ihm zu. »Ich habe ihn immer wieder vor den Risiken gewarnt, aber er wollte ja nicht hören.«
    Winston spürte, dass der Arzt sich bittere Vorwürfe machte. »Sie trifft keine Schuld, Dr. Mead«, sagte er leise. Bei aller Loyalität zu dem Verstorbenen wusste er doch um dessen Schwächen und Unzulänglichkeiten. »Mr. Mason hat immer das getan, was er für richtig hielt. Er war nie für irgendwelche Ratschläge empfänglich.«
    Vernon nickte nachdenklich. »Sagen Sie, Winston, haben Sie je beobachtet, dass er noch andere Arzneien eingenommen hat, etwas von einem anderen Arzt vielleicht? Seine Leber und die Nieren sind stark geschädigt.« Er wusste, dass er sich an einen Strohhalm klammerte, weil er sicher war, dass Ebenezer nie Dr. Forbes, der ebenfalls in Burra praktizierte, aufgesucht hatte.
    »Nein, nie«, antwortete Winston kopfschüttelnd.
    »Sind Sie sicher?«
    »Falls er noch andere Mittel genommen hat, so habe ich ihn jedenfalls nie dabei beobachtet.«
    »Hat er viel Alkohol getrunken?«
    »Nun, er hat fast jeden Tag Wein getrunken, aber normalerweise in Maßen.«
    »Mir hat er gesagt, er bräuchte das Schlafmittel, weil er sonst nach einem anstrengenden Arbeitstag keine Ruhe fände. Stimmt das oder …« Vernon räusperte sich unbehaglich. Es fiel ihm schwer, den Satz zu beenden. »… oder besteht die Möglichkeit, dass er das Schlafmittel benutzte, um die Frauen, die er begehrte, gefügig zu machen?« Es war ein furchtbarer Verdacht, aber er musste Gewissheit haben.
    Die Frage brachte Winston in einen Gewissenskonflikt. Er schwankte zwischen seiner Loyalität zu dem Verstorbenen und Mitgefühl für den Arzt, der sichtlich betroffen und voller Schuldgefühle war. »Soviel ich weiß, hat Mr. Mason das Schlafmittel nicht selbst genommen«, erwiderte er schließlich.
    Vernon begriff, was er damit sagen wollte. Bei dem Gedanken an den Missbrauch, den Ebenezer offensichtlich mit der Arznei getrieben hatte, wurde Vernon richtiggehend schlecht. Der einzige kleine Trost war, dass das Schlafmittel offenbar nicht seinen Tod herbeigeführt hatte. Das Potenzmittel allerdings hatte er mindestens zwei Jahre lang genommen. Konnte es für die schweren Schäden an Leber, Nieren und Kehlkopf verantwortlich sein? Vernon ging die Zusammensetzung immer wieder im Geist durch. Er hatte das Präparat mehrere Male hergestellt, aber in den letzten fünf Jahren nur drei Patienten gegeben.
    Plötzlich durchfuhr ihn ein Gedanke, und sein Herzschlag setzte einen Moment lang aus. Zwei dieser Patienten waren jetzt tot! Francis Beadle war an einer Blutvergiftung gestorben, die Vernon auf eine akute Blinddarmentzündung zurückgeführt hatte. War es möglich, dass das Potenzmittel zu einem Absterben von Gewebe geführt und dadurch eine Blutvergiftung hervorgerufen hatte? Francis hatte ihn nach seiner Hochzeit mit einer viel

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