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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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spielen?« Sie setzte sich. Es war ein sonderbares Gefühl, mit den Dienstboten an einem Tisch zu sitzen.
    »So macht es viel mehr Spaß«, erwiderte Jack grinsend. »Hast du Angst, ich könnte dir dein Geld abluchsen, Mutter?« Sybil galt bei ihren Söhnen als äußerst sparsam. Sie neckten sie oft wegen ihrer Knauserigkeit, aber Sybil konnte nun einmal nicht über ihren Schatten springen. Schuld daran war eine Erfahrung aus ihrer Kindheit. Ihr Vater, ein Landarzt, war recht wohlhabend gewesen, bis er eines Tages schwer krank wurde. Zwei harte Jahre folgten. Die Mutter musste an allen Ecken und Enden sparen, um die Familie durchzubringen. Als Älteste von fünf Kindern wurde Sybil zum Putzen und Waschen in die Läden am Ort geschickt, bis der Vater wieder so weit hergestellt war, dass er seine Arbeit aufnehmen konnte. Sybil hatte in dieser Zeit gelernt, wie wertvoll jeder einzelne Penny war – eine Lektion, die sie nie wieder vergessen hatte.
    Es gab noch etwas, das sie nicht vergessen hatte: wie oft sie Jack schon gefragt hatte, ob er nicht eine Partie Karten mit ihr spielen wolle. Jedes Mal hatte er abgelehnt – angeblich aus Zeitgründen. »Ich wette, dass du das nicht schaffst«, erwiderte sie. Sie stand noch einmal auf, um ein wenig Kleingeld aus ihrer Handtasche zu holen. Da Jack seit ihrem Einzug auf der Farm nicht einen Penny von ihr genommen hatte, konnte sie sich eine kleine Wette schon leisten. Wer weiß, dachte Sybil, vielleicht gewinne ich sogar. Im Kartenspiel hatte sie oftmals Glück.
    Jack lachte. »Aber werd nicht miesepetrig, wenn doch!«
    »Gleichfalls«, versetzte Sybil trocken.
    Lügner-Poker werde normalerweise am Tresen mit Geldscheinen aus der Kasse gespielt, erklärte Abbey, als alle so weit waren. Es sei im Grunde ein Ratespiel um Zahlen, bei dem man sowohl mitdenken als auch bluffen müsse.
    »Hat jeder seine Karten, tippe ich zum Beispiel, dass drei Sechsen im Spiel sind. Einer von euch kann dann mitgehen oder dagegenhalten und meinetwegen auf drei Siebener oder vier Fünfen setzen. Ist mein Tipp der richtige, gewinne ich, je nachdem, was für einen Einsatz wir vereinbart haben, drei oder sechs Pennys oder einen Shilling von jedem Mitspieler. Ist mein Tipp falsch gewesen, muss ich jedem von euch dieselbe Summe zahlen.«
    »Klingt interessant«, meinte Jack. »Soll ich geben?«
    Bald schon waren alle mit Feuereifer bei der Sache. Nachdem sie etliche Partien gespielt und abwechselnd gewonnen hatten, zeigte Jack den Frauen, wie richtig gepokert wurde. Irgendwann stand er auf und holte eine Flasche Wein, während Sabu für alle eine Kleinigkeit zu essen machte. Als Jack Abbey ein Glas hinstellte, lehnte sie hastig und beinah erschrocken ab. Jack begriff: Der Wein erinnerte sie an ihren Besuch auf Martindale Hall.
    »Entschuldigen Sie«, flüsterte er ihr zu. »Das war gedankenlos von mir.«
    »Ist schon in Ordnung. Trinken Sie nur, das macht mir wirklich nichts aus«, versicherte sie ihm.
    Jack kam sich furchtbar unsensibel vor. »Wir können auch etwas anderes trinken«, versuchte er seinen Patzer wiedergutzumachen.
    »Nein, nein, kommt nicht infrage! Ich werde wie Elsa und Marie ein Glas Milch trinken.«
    Nach einem letzten bedauernden Blick in Abbeys Richtung schenkte Jack seiner Mutter, Sabu und sich selbst ein.
    In den folgenden Runden gewannen Jack und Abbey je zwei Mal. Elsa und Marie passten, Sabu verlor, und Sybil gewann dreimal hintereinander. Sie war ganz aus dem Häuschen vor Freude. Ehe sie sich’s versahen, war es elf Uhr.
    »Ich glaube, wir sollten schlafen gehen«, sagte Marie zu Elsa und unterdrückte ein Gähnen. »Wir müssen früh raus.«
    Elsa stimmte ihr zu. Sie hatten beide ungefähr so viel gewonnen, wie sie gesetzt hatten, daher waren sie zufrieden.
    »Danke, dass wir mitspielen durften«, sagte Marie zu den Hawkers. »Das hat richtig Spaß gemacht.«
    »Ja, uns auch«, erwiderte Jack mit einem Seitenblick auf seine Mutter und stand auf. Es war nicht zu übersehen, wie prächtig sie sich amüsierte, und er war sehr glücklich darüber.
    Sabu erhob sich ebenfalls und räumte die Teller ab, auf denen er den Imbiss serviert hatte. »Das war Anfängerglück«, sagte er zu Abbey. »Das nächste Mal werde ich mein Geld zurückgewinnen.« Er wünschte allen eine Gute Nacht und verließ die Küche.
    Abbey lächelte in sich hinein. Im Stillen frohlockte sie über ihren kleinen Triumph, hatte aber auch das Gefühl, dass Sabu es ihr nicht krummnahm.
    »Ich werde mich jetzt

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