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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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abzeichnete, die rasch näher kam. Es waren Jack und Elias, wie sie gleich darauf erkennen konnten. Jack hielt ein Lämmchen im Arm. Es begann laut zu blöken, als es seine Artgenossen im Paddock witterte.
    »Hallo!«, rief Jack, als er Abbey sah.
    Sie lächelte ihm zu. »Hallo. Ist das Kleine etwa ein Waise?«
    »Nein, ich glaube nicht. Ich vermute, es ist im Lauf der Nacht geboren und dann irgendwie von seiner Mutter getrennt worden. Ich hoffe, sie ist bei der Herde hier, es braucht nämlich dringend Milch, sonst geht es ein.«
    »Das arme Ding!«, sagte Abbey mitleidig. »Dass seine Mutter es einfach im Stich gelassen hat!«
    »Ich nehme an, die Herde wurde von einer Schlange oder einem Viehdieb aufgescheucht und hat sich dann zerstreut. Und das Neugeborene konnte nicht mithalten, als die anderen geflohen sind.«
    Das Lämmchen schrie herzzerreißend. Abbey zerfloss fast vor Mitleid. »Wie soll es denn seine Mutter unter den vielen Schafen wiederfinden?«, fragte sie allen Ernstes. »Die sehen doch alle gleich aus.«
    Jack, Pater John und die Viehhirten lachten schallend. Nur Elias verzog keine Miene.
    »Wie ihr Weißen«, sagte Ernie. »Ihr seht auch alle gleich aus.« Wieder lachte er, und Wilbur stimmte mit ein.
    Jack merkte, wie verlegen Abbey geworden war. »Genau wie ihr schwarzen Burschen, vor allem im Dunkeln«, scherzte er.
    Abbey hatte begriffen, wie dumm ihre Bemerkung gewesen war. Aber sie nahm es mit Humor und lachte über sich selbst.
    Jack stieg aus dem Sattel. »Keine Sorge, Abbey. Das Lamm wird seine Mutter schon finden«, sagte er und setzte das Kleine behutsam ab.
    Es schaute sich einen Moment verwirrt um, dann stakste es, laut blökend, auf unsicheren Beinen durch den Paddock. Auf einmal kam eins der Muttertiere, das ebenfalls laut schrie, angetrabt. Das Lämmchen lief zu ihm und wedelte mit seinem weißen Schwänzchen wie ein freudiger Welpe. Seine Mutter beschnupperte es, und eine Sekunde später drückte es seinen Kopf an ihren Bauch und trank gierig.
    Der rührende Anblick trieb Abbey Tränen in die Augen. Sie seufzte erleichtert. Sie war so froh, dass Mutter und Kind sich wiedergefunden hatten.
    »Das Mutterschaf würde das Lamm nicht trinken lassen, wenn es nicht das eigene wäre«, erklärte Pater John.
    Abbey war so in den Anblick der beiden Tiere versunken, dass sie nicht bemerkte, wie Jack sie mit unverhohlener Bewunderung musterte.
    »Sie sehen aber schick aus, Abbey«, sagte er schließlich.
    Sie drehte sich zu ihm um und lächelte. »Danke«, sagte sie errötend. »Das Kleid hat mir Ihre Mutter geschenkt.«
    »Ich habe es nie an ihr gesehen, aber Ihnen steht es wirklich hervorragend. Haben Sie etwas Besonderes vor, dass Sie sich so fein gemacht haben? Wollt ihr beide vielleicht in die Stadt?«
    »Nein, Miss Feeble ist doch zum Lunch gekommen.« Anscheinend hatte Jack das völlig vergessen.
    Er riss die Augen auf und schlug sich dann mit der Hand an die Stirn. »O Gott! Ich sitze ganz schön in der Patsche. Dann werde ich mich mal besser beeilen.« Er ergriff die Zügel seines Pferdes. »Kommen Sie mit?«
    Abbey zögerte. Nachdem sie Sybil so in Verlegenheit gebracht hatte, würde sie ihr in nächster Zeit lieber nicht unter die Augen treten. Aber sie wollte andererseits auch nicht, dass Jack von ihrem Patzer erfuhr. »Ja, aber gehen Sie ruhig schon vor«, entgegnete sie widerstrebend. »Ich bin mit Pater John hergekommen.«
    Jack führte sein Pferd durch das Gatter, das Elias geöffnet hatte, und stieg wieder auf. »Sie können mit mir zurückreiten. Wären Sie nicht hergekommen und hätten mich an den Lunch erinnert, wäre ich geliefert.« Er streckte die Hand aus. Abbey ergriff sie, und Jack zog sie hinter sich aufs Pferd. Abbey strich ihren Rock glatt. Sie wunderte sich ein wenig über Jacks Reaktion. Hatte diese Clementine ein so aufbrausendes Temperament, dass er ihre Wutausbrüche fürchten musste?
    »Festhalten!«, forderte er sie auf. Abbey legte ihm ihre Arme um die Taille.
    Sie war so entzückt gewesen von den Lämmern, dass sie gar nicht mehr an den Gast gedacht hatte, der im Haus wartete. Deshalb hatte sie fast ein schlechtes Gewissen, weil Jack sich bei ihr bedankt hatte.
    »Wir sehen uns morgen beim Gottesdienst!«, rief Pater John ihnen nach, als sie davonritten.
     
    Jack setzte das Pferd in leichten Galopp. »Mutter hat mich heute Morgen noch daran erinnert, dass Clementine zum Essen kommt«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich weiß nicht, wie ich das vergessen

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