Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
aufgeregt. »Sie können doch reiten, nicht wahr?«
»Ja, ganz gut sogar.«
»Wunderbar! Zu Pferde lassen sich die Farmen nämlich am besten erkunden. Clementine reitet leider nicht«, fügte er hinzu. Obwohl er sie lächelnd dabei angesehen und es keineswegs vorwurfsvoll gesagt hatte, versteinerte ihre Miene.
»Ich komme mit meinem Buggy überallhin, wo ich möchte, danke«, entgegnete sie beleidigt. Ihr war nicht entgangen, dass Jack sehr wohl bereit war, sich für Abbey Zeit zu nehmen.
»Aber natürlich, meine Liebe«, sagte Sybil beschwichtigend. »Ich habe auch noch nie auf einem Pferd gesessen.«
Jack ignorierte Clementines kindisches Benehmen und wandte sich wieder Abbey zu. »Ursprünglich gehörten die drei Farmen zusammen.«
»Es war Jacks Vater, der das Land unter seinen drei Söhnen aufteilte«, ergänzte Sybil. »Jeder sollte seine eigenen Vorstellungen von einem landwirtschaftlichen Betrieb verwirklichen können.«
Jack nickte. »Anama ist teilweise ziemlich hügelig, aber landschaftlich wunderschön. Parrallana hat flacheres Gelände und ist deshalb für die Haltung von Rindern gut geeignet.«
»Sind Ihre Brüder verheiratet?«, fragte Abbey neugierig. Ihr fiel auf, dass Clementine ihr Essen kaum angerührt hatte.
»William ja, Tom nicht. Er ist der Jüngste. Er behauptet immer, er hätte keine Zeit für Romanzen.«
»Genau wie sein Bruder«, stieß Clementine gepresst hervor.
Jack lächelte gezwungen. Ein peinliches Schweigen entstand.
»Wie geht’s Martha?«, erkundigte sich Clementine. Sie fand, sie war lange genug von der Unterhaltung ausgeschlossen worden. »Ich habe sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr in der Stadt gesehen.«
Jack wandte sich an Abbey. »Martha ist Williams Frau.« Zu Clementine sagte er: »Gut geht es ihr. Sie …«
»Martha ist ein unscheinbares Heimchen, müssen Sie wissen«, fiel Sybil, an Abbey gewandt, ihrem Sohn ins Wort.
»Mutter! Das ist nicht nett von dir!«
Sybil versuchte, zerknirscht dreinzublicken, doch es gelang ihr nicht. »Wenn es doch die Wahrheit ist!«, protestierte sie. »Na ja, aber ich muss zugeben, sie ist William eine gute Frau. Sie hält das Haus in Ordnung, und sie kann ganz passabel kochen. Es ist nur … jedes Mal, wenn ich sie sehe, würde ich am liebsten meine Theaterschminke hervorholen und ihr ein bisschen Farbe ins Gesicht streichen!«
Als sie Abbeys verdutzten Blick bemerkte, fügte sie erklärend hinzu: »Martha ist so bleich, dass man meinen könnte, sie wäre zehn Jahre eingesperrt gewesen, ohne das Tageslicht zu erblicken!«
Abbey staunte. In einem Land, in dem man die Sonne praktisch nicht vermeiden konnte, keine Farbe zu bekommen, war schon sehr ungewöhnlich.
»Das ist wirklich nicht übertrieben«, fuhr Sybil fort. »Sie sieht entschieden kränklich aus, nicht wahr, Clementine?«
Diese warf Jack einen flüchtigen Blick zu. Um eine diplomatische Antwort bemüht, sagte sie schließlich: »Ihre Haut hat tatsächlich einen ungewöhnlichen Farbton, aber es sind ihre sehr dunklen Haare, die ihn noch betonen.«
»Und dann bevorzugt sie auch noch fade Beigetöne in ihrer Kleidung!«, fuhr Sybil kopfschüttelnd fort. »Ich weiß, es ist nicht nett, so etwas zu sagen, aber ich kann Marthas Gegenwart auf Dauer einfach nicht ertragen. So fade wie ihre Kleider ist ihre ganze Persönlichkeit.«
»Jetzt übertreibst du aber wirklich, Mutter!« Jack machte ein ärgerliches Gesicht. »Martha ist still und zurückhaltend, aber sie ist ein reizendes Mädchen.« Er wandte sich an Clementine. »Martha erwartet ihr erstes Kind, hast du das nicht gewusst? In ein paar Wochen ist es so weit. Der armen Martha ist es in letzter Zeit nicht gut gegangen, deshalb ist sie auch nicht mehr in die Stadt gefahren.«
»Oh«, sagte Clementine.
»Wollen wir hoffen, dass das Kind nach seinem Vater kommt«, bemerkte Sybil. Den vorwurfsvollen Blick ihres Sohnes ignorierte sie wohlweislich.
»Kommen die beiden oft zu Besuch?«, fragte Abbey neugierig.
»Nein, so gut wie nie«, antwortete Sybil. »Martha ist ein durch und durch häuslicher Typ, und das wird vermutlich noch schlimmer werden, wenn das Baby erst mal da ist.«
»Ich reite oft hinüber, um mit William über Landwirtschaft und Viehzucht zu diskutieren«, sagte Jack. »Sie werden William und Tom sicher bald kennen lernen, es ist nicht so, als ob sie sich gar nie auf Bungaree blicken ließen, ganz gleich, was meine Mutter sagt. Und wenn Sie Martha gern kennen lernen würden, können Sie
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