Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
konnte!«
»Sie hatten eben die Schafe im Kopf«, erwiderte Abbey. Sie war sich seiner Nähe und der Wärme seines Rückens an ihrer Brust nur allzu bewusst. »Beim Anblick dieser süßen Lämmchen würde ich alles um mich herum vergessen.«
Jack wandte den Kopf und lächelte ihr zu. Seine Augen erinnerten sie an die Neals – die Regenbogenhaut hatte kleine goldene Sprenkel. »Es gibt nicht viele Frauen, die Schafe mögen.«
»Ich mag eigentlich alle Tiere, das war schon immer so. Mein Vater und ich wohnten auf der Farm meiner Tante und meines Onkels, bevor wir nach Australien kamen. Dort gab es Schweine. Die meisten Leute haben für Schweine nichts übrig, aber sie sind sehr intelligent und auf ihre eigene Art ganz reizende Tiere.«
Jack lachte. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Überhaupt nicht«, widersprach Abbey entrüstet. »Ich hatte die Schweine wirklich gern.«
Ich kann mir nicht vorstellen, so einen Satz jemals aus Clementines Mund zu hören, dachte Jack. Schade eigentlich.
Am Tor zur Rückseite des Hauses stieg Jack ab und half dann Abbey vom Pferd, indem er sie um die Taille fasste. Sie konnte die Wärme seiner großen, braun gebrannten Hände durch den Stoff ihres Kleids hindurch spüren. Es war ein wunderbares Gefühl, wie sie ein wenig überrascht feststellte. Schüchtern hielt sie ihren Blick gesenkt.
Jack schlang die Zügel um einen Pfosten. Sie gingen über den Hof, und Abbey wartete, bis Jack sich in der Waschküche den Staub von Gesicht und Händen gewaschen hatte. Dann gingen sie weiter ins Haus, wo Jack ins Esszimmer zu seiner Mutter und Clementine eilte. Abbey hielt sich im Hintergrund.
»Entschuldige die Verspätung«, sagte Jack und küsste Clementine auf die Wange.
Abbey sah, wie ihre Augen aufleuchteten, ihr Gesichtsausdruck aber immer noch erkennen ließ, dass sie ihm die Verspätung übel nahm.
»Wo warst du denn so lange?«, fragte Sybil ihren Sohn.
»Ich habe die Grenzzäune kontrolliert und dabei ein verlassenes neugeborenes Lamm gefunden.«
Clementine verrollte die Augen. Für sie war das eindeutig kein Grund, sie warten zu lassen.
»Sie dürfen ihm das nicht krummnehmen, Clementine«, sagte Sybil. »Jack würde barfuß die Simpson-Wüste durchqueren für eins seiner Schafe.«
»Hast du denn keine Viehhirten, die das erledigen können?« Eine Spur Verärgerung lag in Clementines Stimme.
»Bei einigen tausend Schafen ist es mir lieber, sie halten die Augen nach Viehdieben offen, Clementine. Und im Dunkeln kann man ein neugeborenes Lamm schon mal übersehen. Ich vermute, dass eine Schlange die Herde in Panik versetzt hat und das Mutterschaf von ihrem Jungen getrennt wurde, das dann umhergeirrt ist. Ich hab es zur Herde zurückgebracht, wo es seine Mutter wiedergefunden hat.« Jack sah zu Abbey hinüber, die bei der Erinnerung an den rührenden Anblick lächelte.
Clementine bemerkte es. Gab es etwas, das die beiden verband? Eifersucht durchfuhr sie.
Jack, der ihren misstrauischen Blick auf sich ruhen fühlte, fügte hastig hinzu: »Abbey ist das Wiedersehen von Mutter und Kind richtig zu Herzen gegangen, nicht wahr, Abbey?«
Sie nickte nur, weil Clementines Blick sich jetzt prüfend auf sie geheftet hatte.
Sybil wandte sich ihr zu. »Ich hab mich schon gewundert, wo Sie so lange bleiben.«
»Ich dachte, ich lasse Sie mit Miss Feeble allein, damit Sie sich ungestört unterhalten können«, erwiderte Abbey. Das war nur die halbe Wahrheit: Sie hatte Sybil nicht noch einmal in eine peinliche Situation bringen wollen, deshalb war sie gegangen. »Ich bin ein bisschen spazieren gegangen und dabei Pater Quinlan über den Weg gelaufen. Er hat mir die Kirche gezeigt. Die Buntglasfenster sind wirklich wunderschön.«
»Sie stammen von einheimischen Handwerkern«, sagte Jack.
»Ja, Pater Quinlan hat es erwähnt. Und anschließend sind wir zusammen zu den Lämmern gegangen«, fügte Abbey an Sybil gewandt hinzu.
»Er hat Ihnen hoffentlich nichts Alkoholisches angeboten«, meinte sie.
»Äh …« Abbey wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie wollte den Geistlichen nicht in Schwierigkeiten bringen, nachdem er so nett zu ihr gewesen war.
»Mutter! Die Bemerkung war nun wirklich überflüssig«, sagte Jack tadelnd.
»Wieso? Du willst doch wohl nicht leugnen, dass er ein Alkoholproblem hat? Er würde noch mit einem toten Esel anstoßen, wenn er sonst niemanden hat!« Sybil wandte sich an Abbey. »Kommen Sie, setzen Sie sich und essen Sie etwas. Clementine
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