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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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und ich haben schon angefangen, weil uns der Magen knurrte.«
    »Ich möchte nicht stören«, sagte Abbey zögernd. »Ich werde lieber in der Küche essen.«
    »Kommt nicht infrage!«, widersprach Jack. »Sie essen hier mit uns. Dann können Sie und Clementine sich ein bisschen näher kennen lernen.« Er zog ihr den Stuhl neben seiner Mutter zurück.
    Abbey setzte sich, wenn auch nur ungern. Sie spürte, dass Clementine sie lauernd beobachtete, und das machte sie nervös. Sie hatte Angst vor den Fragen, die sie würde beantworten müssen, Fragen über sich, ihre Herkunft, ihre Vergangenheit. Doch wie sich herausstellte, waren ihre Sorgen unnötig gewesen. Als sich Jack gesetzt hatte, galt Clementines Aufmerksamkeit ausschließlich ihm.
    »Ich habe deiner Mutter gerade erzählt, dass mein Vater aus Adelaide mich für einen Monat besuchen wird. Er wird mir im Laden helfen, hat er versprochen. Ist das nicht wundervoll, Jack? Dann werde ich öfter auf die Farm kommen und mehr Zeit mit dir verbringen können.« Sie lächelte zuckersüß und legte ihm besitzergreifend die Hand auf den Arm.
    Wieder hatte Abbey den Eindruck, dass alles an Clementine unnatürlich wirkte, ihre Gesten ebenso wie ihre Worte. »Das ist eine reizende Idee, Clementine«, sagte Jack vorsichtig, »aber um diese Jahreszeit gibt es auf der Farm furchtbar viel zu tun, und wir haben sowieso schon viel zu wenig Arbeitskräfte. In den nächsten Wochen lammen die Schafe, und außerdem müssen auf Toms und Williams Farmen Brunnen gegraben werden.«
    »Das wollte ich Clementine gerade erzählen«, warf Sybil ein.
    Clementine lächelte nicht mehr. Ihre Miene hatte sich verfinstert, und sie zog ihre Hand zurück. »Mir scheint, es gibt das ganze Jahr über furchtbar viel auf der Farm zu tun. Irgendwann musst du doch auch mal Freizeit haben!«
    »Auf einer Farm ist immer etwas zu tun, das ist schon richtig. Die Schafe müssen geschoren, die Wolle zum Markt gefahren, das Lammen überwacht, die Herden kontrolliert werden. Oder wir müssen die Zäune ausbessern, Tiere für den Verkauf aussuchen, uns mit neuen Zuchtverfahren beschäftigen, den Schafen Arzneien zum Entwurmen geben. Das ist einfach so auf einer Farm. Und jetzt, wo so viele Arbeiter fehlen, weil sie im Goldrausch nach Queensland gezogen sind, um dort ihr Glück zu versuchen, habe ich keine freie Minute mehr. Eine Farm ist kein Laden, wo man einfach die Tür zusperren und nach Hause gehen kann.«
    Clementine schmollte und schwieg.
    »Woher wissen Sie denn, wo Sie nach Wasser graben müssen?«, fragte Abbey. Zum einen interessierte sie das wirklich, zum anderen hoffte sie, durch den Themenwechsel die angespannte Atmosphäre ein wenig aufzulockern.
    »Wir haben einen Wünschelrutengänger beauftragt, der uns mehrere Stellen aufgezeigt hat«, antwortete Jack, froh über die Ablenkung. »Auf dem Land meiner Brüder befindet sich das Grundwasser offenbar in einer größeren Tiefe als auf Bungaree, aber mit ein bisschen Glück werden wir das Wasservorkommen erschließen. Das wird die Viehhaltung auf Anama und Parrallana sehr erleichtern. Jetzt müssen William und Tom ihre Herden von einer Farm zur nächsten treiben, damit der Pflanzenwuchs auf den Weiden sich erholen kann, und ihr Trinkwasser beziehen sie von uns. Der Brunnenbau wird kein leichtes Unterfangen werden, so viel ist jetzt schon klar.«
    »Aber du wirst doch wenigstens ein bisschen Zeit für mich haben, Jack?«, sagte Clementine mit weinerlicher Stimme. Anscheinend war sie nicht gewillt, sich so schnell geschlagen zu geben.
    »Aber natürlich«, erwiderte Jack geduldig und legte seine Hand auf ihre. »Ich werde versuchen, mich am Sonntag ein paar Stunden freizumachen.«
    Clementines Gesichtsausdruck nach zu urteilen war das entschieden zu wenig. Sie hoffte wohl, ihre Beziehung werde sich schneller vertiefen.
    Jack wiederum schien verärgert, weil sie kein Verständnis für seine Arbeit zeigte.
    »Sind die Farmen Ihrer Brüder auch so groß wie Bungaree?«, fragte Abbey und probierte ihren Hühnchensalat.
    Erfreut über ihr offenkundiges Interesse, sah Jack sie an. »Williams Farm Parrallana ist ungefähr achtzig Hektar kleiner, und Anama ist die kleinste der drei Farmen. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen die Anwesen meiner Brüder bei Gelegenheit.«
    »O ja, gern!«, stimmte Abbey sofort zu. »Irgendwann würde ich auch gern sehen, wie groß Bungaree eigentlich ist.«
    »Dann gehen wir so bald wie möglich auf Entdeckungsreise«, sagte Jack ganz

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