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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wieder gehen.«
    »Ich will nach den neugeborenen Lämmern sehen.« Pater John nahm noch einen kräftigen Schluck und stellte die Flasche dann in ihr Versteck zurück. »Hätten Sie Lust mitzukommen?«
    »O ja, sehr gern.« Abbey lächelte ihm dankbar zu.
    Gemeinsam verließen sie die Kirche.

11
     
     

     
     
     
     
     
    Abbeys Neugier war geweckt, und als sie neben Pater John zu der Koppel hinter den Scherschuppen ging, fragte sie: »Wie kommt es, dass Sie keine Gemeinde in der Stadt haben, Pater? Ich habe noch nie von einer Farm gehört, die ihre eigene Kirche und ihren eigenen Pfarrer hat.«
    »Ja, das ist ungewöhnlich, Sie haben Recht. Nach meiner Ausbildung habe ich nacheinander fünf Gemeinden in verschiedenen Teilen von South Australia übernommen, aber ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas in meinem Leben fehlte. Ich spürte so eine innere Unruhe, eine Rastlosigkeit in mir. Mehrmals traf ich mich deswegen mit dem Erzbischof, aber er wusste nicht, was er mit mir machen sollte. Für mich stand fest, dass ich Gott dienen wollte, aber den Gottesdienst abhalten und die Beichte abnehmen war mir zu wenig. Als ein Geistlicher für St. Michael gesucht wurde, entschied der Erzbischof, dass ich der ideale Mann dafür war. Ich konnte sämtliche Aufgaben eines Pfarrers übernehmen, zusätzlich aber auch auf der Farm aushelfen, wenn Not am Mann war. Und heute bin ich ein zufriedener Mensch.«
    Abbey seufzte sehnsüchtig. »Es muss herrlich sein, seinen Platz im Leben zu finden, irgendwohin zu gehören und sich nützlich zu fühlen. Was kann man mehr vom Leben verlangen?«
    Pater John nickte. »Ich möchte mit niemandem mehr tauschen. Aber Kopf hoch, mein Kind, eines Tages werden auch Sie den Platz, der für Sie bestimmt ist, finden. Wer weiß? Vielleicht haben Sie ihn schon gefunden. Bungaree ist Gottes eigenes Land, das dürfen Sie mir glauben.«
    Abbey dachte über die Worte des Paters nach. Anfangs hatte sie sich nicht vorstellen können zu bleiben, weil Sybil Hawker eine tiefe Abneigung gegen sie zu hegen schien. Inzwischen hatte eine vorsichtige Annäherung stattgefunden, und Abbey hielt es durchaus für möglich, dass sie lernen könnten, miteinander auszukommen. Doch da war noch die Sache mit Ebenezer Masons Tod. »Ich fürchte mich, wenn ich an die Zukunft denke«, gestand sie beklommen. »Heath Mason ist außer sich, weil ich in der Nacht, als sein Vater starb, bei ihm war. Anscheinend denkt er, ich hätte etwas mit seinem Tod zu tun, auch wenn er es nicht ausdrücklich gesagt hat. Er hat mir nicht geglaubt, als ich ihm versichert habe, dass ich unschuldig bin.«
    »Nehmen Sie es nicht so schwer, Abbey. Heath muss den Verlust seines Vaters erst verkraften, und das kann eine Weile dauern. Aber ich bin sicher, dass er die Dinge dann in einem anderen Licht sehen wird.«
    »Meinen Sie wirklich?«, fragte Abbey hoffnungsvoll.
    »Aber ja. In seiner Trauer muss er jemanden für den Tod seines Vaters verantwortlich machen, deshalb hat er so heftig reagiert. Glauben Sie mir, Ihre Unschuld wird sich bald herausstellen.«
    Abbey seufzte. »Ich wünschte, Sie hätten Recht. Ich frage mich nur, wie das gehen soll.«
    »Nun, zum einen könnte er zur Feststellung der genauen Todesursache eine Autopsie durchführen lassen.«
    »Davon hat er gesprochen, das stimmt.« Abbeys Miene hellte sich ein wenig auf.
    »Na, sehen Sie! Dann wird sich die Angelegenheit sicher bald klären.«
    Abbey war ein bisschen leichter ums Herz, jetzt hatte sie einen Strohhalm, an den sie sich klammern konnte.
    Sie hatten die Scherschuppen erreicht, die still und verlassen dalagen. Die Schafschur würde in diesem Jahr etwas später stattfinden, wie Pater John ihr erklärte. Abbey sah sich neugierig um, als sie durch die Schuppen schlenderten.
    »Der nördliche Teil wurde zuerst gebaut.« Pater John war stehen geblieben und zeigte mit dem Finger darauf. »Der Wollschuppen wurde vor nicht allzu langer Zeit erweitert. Anfangs waren nur die Scherflächen überdacht, mit schindelgedeckten Kiefernbalken, aber dann hat Jack das Dach über den ganzen Schuppen gezogen. Das war vor ungefähr zwei Jahren, als ich hierherkam.«
    »Wie viele Scherer arbeiten denn hier?«
    »Bis zu fünfzig, je zwei in einem Pferch.«
    Abbeys Blick wanderte über die beiden Reihen niedriger Pferche. Sie konnte fast das Klicken der Scheren hören und stellte sich vor, wie Tag für Tag hunderte von Schafen mit ihrem dichten Fell hereingetrieben wurden und geschoren wieder

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