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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Hawkers und Abbey am Eingang zur Kirche mit einem herzlichen Händedruck. Abbey war, als röche sein Atem schon wieder nach Alkohol. Bestürzt zuckte sie unwillkürlich zurück. Sie blickte verstohlen Sybil an und sah den vorwurfsvollen Blick, mit dem diese den Pater bedachte. Da wusste sie, dass sie es sich nicht eingebildet hatte: Auch Sybil hatte den Alkohol gerochen.
    Die Kirche war bereits gut gefüllt. Viele Gesichter waren Abbey noch fremd, aber sie erkannte Doris Hubert und nahm an, der Mann neben ihr war ihr Ehemann. Ben Dobson, der Schmied, und sein Sohn Michael saßen ein kleines Stück weiter. Elias Morton war ebenfalls da, und neben ihm saßen Wilbur und Ernie, die beiden Viehhirten. Abbey vermutete, der Pater hatte bei den Aborigines die gleiche sanfte Methode angewendet, um sie zum Kirchgang zu überreden, wie bei ihr.
    Sie folgte Jack und Sybil nach vorn, wo eine Bank für die Hawkers frei gehalten worden war.
    Als seine Schäfchen vollzählig versammelt waren, schloss Pater Quinlan die Tür und trat hinter das Lesepult.
    »Guten Morgen und willkommen«, begrüßte er die Kirchenbesucher. »Bevor wir beginnen, möchte ich euch ein neues Mitglied unserer Gemeinde vorstellen.« Er sah Abbey an. Sie wurde rot. Es war ihr peinlich, im Mittelpunkt zu stehen.
    »Einige von euch haben Miss Abigail Scottsdale bereits kennen gelernt, und denjenigen, die noch nicht das Vergnügen hatten, sei gesagt, sie ist Mrs. Hawkers Gesellschafterin. Ich hoffe, ihr werdet sie freundlich in eurer Mitte aufnehmen.«
    Abbey, die zwischen Jack und Sybil saß, senkte den Kopf, aber sie konnte spüren, wie die Hawkers sie anschauten.
    »Würden Sie bitte aufstehen, Abbey, damit alle Sie sehen können?«, bat der Pater.
    Abbey zögerte, schließlich hatten doch alle sie beim Hereinkommen gesehen. Sybil stieß sie sanft in die Seite. Da erhob sie sich widerstrebend, lächelte schüchtern in die Runde und setzte sich schnell wieder hin. Sie war froh, dass außer den Hawkers und Pater Quinlan niemand ihre Geschichte kannte. Auch wenn sie nur ein unschuldiges Opfer gewesen war, so schämte sie sich dennoch, in Ebenezer Masons Bett, lediglich mit einem dünnen Nachthemd bekleidet, gefunden worden zu sein. Manchmal dachte sie, sie werde nie darüber hinwegkommen.
    Zu ihrer Erleichterung lenkte Pater Quinlan nicht länger die Aufmerksamkeit auf sie, sondern fuhr mit dem Gottesdienst fort. Seine Predigt ließ Abbey aufhorchen. Er sprach über das Kreuz, das jeder irgendwann einmal in seinem Leben zu tragen habe, über den Verlust geliebter Menschen und das Leid, das einem manchmal von anderen zugefügt wurde. Er sprach darüber, dass Kummer und Unglück den Menschen stärker mache, auch wenn leidvolle Erfahrungen den Glauben auf eine harte Probe stellten. Abbey spürte, dass diese Worte für sie bestimmt, als Trost und Ermutigung gedacht waren.
    Sie ließ ihre Blicke über die Gläubigen schweifen. Sicher gab es auch den einen oder anderen unter ihnen, der vom Leben schwer geprüft worden war. Dennoch konnte sie fast nicht glauben, dass einem von ihnen Schlimmeres widerfahren sein sollte als ihr. Ebenezer Masons Geiz und Rücksichtslosigkeit war es zuzuschreiben, dass sie ihren Vater verloren hatte und den Mann, den sie geliebt, mit dem sie eine gemeinsame Zukunft geplant hatte. Judy McManus hatte durch Masons Schuld ihren Ehemann und ihre kleinen Kinder den Vater verloren. Ohnmächtiger Zorn stieg in Abbey auf. Sollte sie einfach vergeben und vergessen? Das konnte niemand von ihr verlangen.
     
    Als der Gottesdienst zu Ende war und alle die Kirche verließen, machten die Hawkers Abbey mit benachbarten Farmern und ihren Familien bekannt. Sie stellten ihr auch Kenny Finch, seine Frau Beryl und ihre beiden kleinen Kinder vor. Kenny errichte Unterkünfte für die Arbeiter auf der Farm, erklärte Jack, für die Wollsortierer, die Packer, die Fuhrleute und für die Arbeiter, die die Zäune ausbesserten. Kenny hatte schlechte Neuigkeiten für Jack. Der Mangel an Arbeitskräften wirkte sich auch auf sein Geschäft aus: Er hatte kaum noch Arbeit, deshalb würde auch er sein Glück in den Goldminen versuchen. Jack war alles andere als begeistert, als er das hörte, aber er wünschte Kenny und seiner Familie trotzdem alles Gute.
    »Ich freue mich schon auf unseren Ausflug«, sagte Abbey, als sie gemeinsam zum Haus zurückgingen. Der geplante Ausritt über die Farm würde eine willkommene Ablenkung sein. Die Predigt hatte wieder alte Wunden

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