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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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entrüstet an.
    »War sie die Frau seines Vaters oder nicht?«
    »Vielleicht vor dem Gesetz, aber sicher nicht aus freiem Willen«, erwiderte Jack mit Bestimmtheit. Er fand es verwerflich, wie der alte Mason ein unschuldiges junges Ding ausgenutzt hatte.
    Sybil wiegte nachdenklich den Kopf. »Nach allem, was ich über Ebenezer Mason gehört habe, muss er ein wollüstiger alter Wüstling gewesen sein. Glaubst du, sein Sohn schlägt nach ihm?«
    »Ich will es nicht hoffen!« Jack war zutiefst beunruhigt. Er hatte das ungute Gefühl, dass Heath etwas im Schilde führte. Die Frage war nur, was.
    »Abbey ist ein ausgesprochen hübsches Mädchen«, fuhr Sybil fort. »Leider ist sie aber auch sehr naiv, sonst wäre sie dem alten Mason nicht so arglos in die Falle gegangen. Aber eines muss man ihr lassen: Sie hat Mumm in den Knochen. Erstaunlich, wie sie das alles verkraftet hat, findest du nicht?«
    Jack nickte zustimmend, nahm sich aber dennoch vor, ein wachsames Auge auf Abbey zu haben.
     
    Beim Abendessen, Teigtaschen mit scharf gewürztem Gemüse und frischem Salat, brachte Sybil das Gespräch auf Heath Mason.
    »Jack hat mir erzählt, Heath Mason ist heute da gewesen«, sagte sie zu Abbey.
    »Ja, er hat den Leichnam seines Vaters obduzieren lassen und wollte mir das Ergebnis mitteilen. Das ist doch nett von ihm, nicht wahr?«
    Sybil nickte. »Allerdings, ja.« Sie sah Abbey prüfend an und fragte sich, ob der gut aussehende junge Mason ihr den Kopf verdreht hatte. »Ich hoffe nur, er kommt nicht nach seinem Vater.«
    Abbey schaute bestürzt auf. »Das hoffe ich auch«, sagte sie. »Aber er macht mir nicht den Eindruck.«
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, Abbey, vergessen Sie das nicht. Das hat meine Mutter immer gesagt, und es hat sich oft genug bewahrheitet.«
    Jack beobachtete Abbey. Sie schien auf einmal beunruhigt zu sein, und obwohl ihm das leidtat, wusste er, dass es richtig war, sie vor Heath zu warnen. Sie sollte ihn so sehen, wie er wirklich war, und ihn nicht für den Märchenprinzen halten, den sie sich vielleicht wünschte.
    Um sie auf andere Gedanken zu bringen, sagte er: »Wie wär’s mit einem kleinen Ausritt morgen nach der Kirche? Dann zeige ich Ihnen Bungaree.«
    »O ja, das wäre wunderbar«, stimmte Abbey erfreut zu.
     
    Als Jack nach dem Abendessen noch einmal hinausging, um nach den Lämmern zu sehen, blieben Abbey und Sybil allein im Wohnzimmer zurück.
    Abbey fasste sich ein Herz und sagte: »Mrs. Hawker, ich würde gerne etwas mit Ihnen besprechen, wenn Sie erlauben. Etwas Persönliches.«
    Sybil sah sie neugierig an. »Aber sicher. Hier unten oder sollen wir lieber hinaufgehen, wo wir ungestört sind?«
    »Oben wäre mir lieber«, sagte Abbey. Sie wollte auf keinen Fall von Elsa, Marie oder gar Sabu belauscht werden. »Wir können uns ja auf den Balkon setzen.«
    »Gut, gehen wir hinauf.«
    Als die beiden Frauen es sich auf dem Balkon bequem gemacht hatten, sah Sybil Abbey erwartungsvoll an. Abbey blickte nervös auf ihre Hände in ihrem Schoß. Sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte.
    »Nun, Abbey, worüber wollten Sie mit mir reden?«, fragte Sybil schließlich, als das Schweigen andauerte. Sie hatte eine Vermutung. »Geht es um Ebenezer Mason? Genauer gesagt um die Hochzeitsnacht?«
    Als Abbey rot anlief, wusste Sybil, dass sie richtig geraten hatte. Das Mädchen blickte so unglücklich drein, dass Sybil das Herz blutete.
    »Haben Sie Angst, Sie könnten schwanger sein?«, fragte sie behutsam. Was für eine grauenhafte Vorstellung, unter solchen Umständen schwanger zu werden! Sie konnte sich gut vorstellen, was in dem armen Ding vorging.
    Abbey nickte und kämpfte gegen Tränen an. »Ich weiß nicht, ob er … ob er …« Sie starrte auf ihre Hände, die sie ein ums andere Mal ineinander verschränkte und wieder löste.
    »Ob er Sie in jener Nacht geliebt hat?«
    Abbeys Kopf fuhr hoch. »Mit Liebe hatte das ganz sicher nichts zu tun«, widersprach sie heftig. »Ebenezer Mason hat mir vielleicht meine Unschuld genommen, aber geliebt hat er mich sicher nicht. Ich bezweifle, dass er zu einer so reinen Empfindung wie Liebe fähig war.«
    Sybil tätschelte ihr begütigend den Arm. »Ich habe nur nach einer taktvollen Umschreibung gesucht, Kindchen. Intimität zwischen zwei Menschen, die sich lieben, ist etwas Wunderschönes. Oder sollte es jedenfalls sein.« Es gab Ausnahmen. Manchmal musste eine Frau auch dann ihre Pflicht erfüllen, wenn ihr nicht danach zumute war, doch das

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