Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Rambouillet ist. Handelt es sich dabei um eine französische Delikatesse, eine Brot- oder Gebäcksorte vielleicht?« Abbey warf Jack einen schelmischen Blick zu.
Er musste lachen. »Ein Rambouillet ist eine französische Schafrasse mit langer, dicker Wolle, kräftigem Körperbau und geradem Rücken. Ich möchte sie mit meinen Merinos kreuzen, um zum einen bessere Wollschafe und zum anderen Tiere zu bekommen, die für dieses Klima besser geeignet sind.«
»Aha.« Abbey lächelte. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so viele Schafrassen gibt. Schafzucht ist ein weites Feld, wie mir scheint.«
»Stimmt, aber auch eine sehr befriedigende Aufgabe. Ein gesundes Tier mit erstklassigen Eigenschaften zu züchten ist etwas Wunderbares. Farmer hatten mit Rambouillet-Kreuzungen sehr viel Erfolg, und ich hoffe, ich kann es ihnen nachmachen. Einer der Böcke, die ich gekauft habe, hat einen exzellenten Stammbaum. Er ist mehrfach ausgezeichnet worden und hat sogar einen Namen.« Wieder musste Jack lachen.
»Wie heißt er denn?«
»Ob Sie’s glauben oder nicht – Napoleon!«
»Napoleon? Wie der französische Kaiser?«
Jack sah sie überrascht an. »Sie kennen ihn?«
»Ja, ich habe eine Zeit lang die Schule besucht.« Abbey kicherte. Ein Schafbock, der nach einem französischen Kaiser genannt worden war!
Sie sah Jack an, und sie mussten beide lachen. Clementine würde nicht verstehen, was daran so lustig ist, dass ein Schaf Napoleon heißt, schoss es Jack durch den Kopf. Der Gedanke stimmte ihn traurig, und das Lächeln auf seinen Lippen erstarb.
Abbey bemerkte es und wunderte sich darüber, wagte aber nicht, nach dem Grund zu fragen.
Abbey hätte es nie für möglich gehalten, dass eine Farm so groß sein konnte. Nachdem Jack ihr die riesigen Felder gezeigt hatte, auf denen Luzerne als Viehfutter angebaut wurde, ritten sie weiter zum Gemüsegarten. Abbey schätzte, dass er fast einen halben Hektar groß war. In der Nähe befand sich ein Brunnen, damit er während der trockenen Jahreszeit bewässert werden konnte. Anschließend ging es weiter zu den Stallungen und Schuppen, in denen Wagen, Sattelzeug und anderes Zubehör untergebracht waren. Stolz führte Jack ihr seinen preisgekrönten Zuchthengst vor, der eine große Box für sich allein hatte.
»Meine Brüder und ich besitzen zusammen ungefähr hundertfünfzig Pferde«, erklärte er Abbey.
»So viele!«, staunte sie. Das konnten unmöglich alles Arbeitspferde sein.
»Ja, einige behalten wir, aber die meisten züchten wir für den Verkauf.«
Abbey war ganz überwältigt von den vielen neuen Eindrücken. Fast hätte sie das Picknick mit Heath Mason vergessen, so sehr genoss sie ihren Ausflug über Bungaree unter Jacks kundiger Führung.
»Ich glaube, ich reite besser wieder zurück. Ich muss mich noch umziehen, bevor Heath Mason kommt.«
»Oh! Natürlich«, sagte Jack. Er hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. So viel Spaß wie in den letzten Stunden mit Abbey hatte er schon lange nicht mehr gehabt. »Wir werden uns die Wildgehege ein anderes Mal ansehen«, fügte er hinzu.
»Sie sind mir doch hoffentlich nicht böse?«, fragte Abbey zaghaft. »Ich habe so viel gesehen, es war wirklich wunderschön.«
»Aber nein, warum sollte ich Ihnen böse sein?« Jack war überrascht, wie maßlos enttäuscht er war, dass sie schon gehen musste. Er hatte sich unsagbar wohl gefühlt in ihrer Gesellschaft.
Sie stiegen ab, ließen die Pferde bei den Ställen und gingen zu Fuß zum Haus zurück. »Waren Sie nicht überrascht, als Heath Ihnen ein Picknick vorschlug?«, fragte Jack unvermittelt. Er selbst jedenfalls war völlig verblüfft gewesen.
»Doch, schon«, gab Abbey zu. Hinter der Kirche spielten kleine Kinder im Schatten einiger Bäume. Sie nahm an, dass ihre Eltern für Jack arbeiteten.
»Sie sind eine bezaubernde Frau, Abbey. Jeder Mann würde sich glücklich schätzen, mit Ihnen zusammen sein zu dürfen.« Er selbst war da keine Ausnahme, doch das sagte er ihr nicht. »Ich wundere mich nur über Heath’ plötzlichen Sinneswandel. Bei seinem ersten Besuch hier war er voller Zorn und erhob schwere Vorwürfe gegen Sie.«
»Ja, ich weiß, ich habe mich ja auch über seine Einladung zum Picknick gewundert«, gestand Abbey leise.
»Und trotzdem haben Sie sie angenommen? Trotz allem, was sein Vater Ihnen angetan hat? Ich will Ihnen keine Angst machen, Abbey, aber können Sie Heath wirklich vertrauen?«
»Anfangs hatte ich schon Bedenken, aber
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