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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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aufgerissen. Sie musste an ihren Vater und an Neal denken, deren Verlust sie noch lange nicht bewältigt haben würde, da war sie sich sicher. Auch Jack würde die Ablenkung guttun. Ihm war anzusehen, dass er über Kenny Finch nachgrübelte. Er ließ ihn nur ungern ziehen.
    Jack blieb unvermittelt stehen und musterte Abbey von Kopf bis Fuß. Sie trug das Kleid, das Sybil ihr geschenkt hatte, wollte zum Reiten aber ihr altes anziehen. »Sie brauchen gescheite Reitkleidung«, meinte er. Er drehte sich zu Doris Hubert um, die mit ihrem Mann Oliver ein paar Meter hinter ihnen ging. Oliver war für die Beförderung der Waren von und zur Farm zuständig: Er transportierte, was immer benötigt wurde – Lebensmittel, Getreide oder Futter für die Tiere. »Abbey braucht etwas, das sie zum Reiten anziehen kann, Doris. Haben Sie was Passendes für sie?«
    »Wir werden schon etwas finden«, entgegnete Doris. Sie fasste Abbey am Arm und marschierte mit ihr zu ihrem Laden.
     
    Kurze Zeit später war Abbey startklar. Doris hatte ihr eine leichte Bluse, einen Hosenrock und bequeme, halbhohe Stiefel ausgesucht. Elias hatte schon ein Pferd für sie gesattelt, eine brave Stute. Obwohl die Hitze noch erträglich war, bestand Jack darauf, dass Abbey sich mit einem Hut vor der Sonne schützte, und lieh ihr einen von seinen.
    Als Erstes ritten sie zu den Scherschuppen. Ihnen gegenüber befanden sich die Unterkünfte der Schafscherer, ein langes Gebäude mit einer Veranda in der Mitte der Vorderseite. Noch lag es verlassen da, aber bald werde Leben einkehren, sagte Jack. »Am südlichen Ende gibt es eine Küche mit einem gemauerten Herd und einem offenen Kamin sowie einen Essbereich«, fuhr er fort. »Der Schlafsaal nimmt den meisten Raum ein. Wir haben zwanzig Betten aufgestellt, aber auf dem Boden können noch ein paar Männer mehr ihr Lager aufschlagen.«
    »Was ist denn in dem kleinen Gebäude dort?«, fragte Abbey und zeigte auf eine Hütte neben den Unterkünften.
    »Die ist für die Wanderarbeiter. Es ist Tradition bei uns, einen Wanderarbeiter niemals wegzuschicken. Er bekommt einen Platz zum Schlafen und Verpflegung – Tee, Brot, Fleisch und Zucker.«
    Der Gedanke gefiel Abbey. »Kochen die Schafscherer sich ihr Essen selbst?« Sie stellte sich vor, wie sie in der Küche am Herd standen oder vielleicht sogar draußen an einer Feuerstelle wie die Minenarbeiter in der Creek Street.
    »Normalerweise haben sie einen Koch dabei. Manchmal ist das ein ehemaliger Scherer, aber meistens die Frau eines der älteren Scherer. Die jüngeren Frauen bleiben mit ihren Kindern zu Hause, während ihre Männer von Schafstation zu Schafstation ziehen. Sind doch einmal jüngere Frauen mit Kindern dabei, werden diese von Doris Hubert unterrichtet, in einem Raum hinter dem Laden, ein paar Stunden jeden Nachmittag. Hat sie das nicht erzählt?«
    Abbey schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie war tief beeindruckt von der Organisation der Farm. Alles schien bis ins kleinste Detail durchdacht. Ihre Bewunderung für Jack wuchs.
    Ein Stück weiter kamen sie durch ein Tor. Dahinter führte der Weg eine Anhöhe hinauf. Von oben reichte der Blick meilenweit.
    »Nach Westen hin gehört alles zu Bungaree, so weit Sie sehen können«, erklärte Jack stolz.
    Abbey ließ ihre Blicke über die hügelige Landschaft schweifen. Etliche hundert Schafe grasten auf den mit Eukalyptusbäumen gesprenkelten Weiden.
    »Als meine Familie sich hier niederließ, war es für uns wichtiger, eine ausreichende Anzahl Schafe zu einem vernünftigen Preis zu bekommen, als auf die Qualität der Zuchttiere zu achten«, fuhr Jack fort. »Doch die Dinge haben sich geändert. Ich glaube, ich habe Ihnen erzählt, dass unsere ersten Schafe über Land aus Yass und Gundagai hierher getrieben wurden.« Er lachte. »Meine Brüder und ich sprechen nur vom unverbesserten Kolonialtyp .«
    »Was für Schafe waren das denn?«, fragte Abbey neugierig.
    »Hairy Capes und Bengalschafe und ein paar Langwoll-Teesdales. Ich glaube, sogar Kurzwoll-Southdowns und einige wenige Merinos waren darunter. Zum Glück begann die South Australian Company, hervorragende Tiere direkt aus England, aus Van-Diemen’s-Land, dem heutigen Tasmanien, und vom Kap zu importieren, darunter wertvolle Merinos. Wir haben einige gekauft, um unsere Zucht zu verbessern. Zufällig waren ein paar Muttertiere von Böcken gedeckt worden, damals neue sächsische Merinos von ausgezeichneter Qualität.«
    Abbey hörte ihm fasziniert zu. »Was

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