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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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Rodung erfahren hatte, noch immer zum Verkauf bereit war. Er hatte kürzlich einen Lauscher in der Nähe des Hauses postiert, und der hatte deutlich gehört, wie sie über das ganze Gelände hinwegposaunt hatte, das Land herzugeben. Und auch der Brand dürfte sie kaum umgestimmt haben. Der von ihm engagierte Brandstifter hatte, wie von Ray befohlen, zur Warnung lediglich jenen Flügel des Hauses angezündet, in dem die trotzige Ili wohnte – und Evelyn. Beim Wegwerfen der Brandfackel hatte der Trottel zwar versehentlich auch einen Teil der Plantage entzündet, doch auch das dürfte Moana kaum gestört haben.
    Irgendetwas stimmte an dieser Sache nicht, das fühlte er in jeder Faser seines Körpers.
    Doch eigentlich konnte ihm dieses Geheimnis ebenso egal sein wie das Mädchen, das das Geheimnis bewahrte. Längst war er dabei, Plan B in die Tat umzusetzen, und der funktionierte unabhängig von Ane und diesen beiden Omas.
    Aus Anes Handtasche, die sie auf dem Schreibtisch abgestellt hatte, kramte er den Autoschlüssel heraus, griff in die Schublade, zog einen Umschlag hervor und warf ihn quer durch den Raum vor Anes Füße.
    »Was ist das?«, fragte sie verdutzt. Sie öffnete den Umschlag, in dem sich zwei Zehn-Dollar-Scheine befanden.

    »Der eine Zehner ist dein Taxigeld nach Hause.«
    »Taxi? Aber ich habe doch den Jeep.«
    »Irrtum, ich habe den Jeep. Meine Unterschrift steht unter dem Leasingvertrag, und die Papiere laufen auf meinen Namen. Der zweite Zehner ist übrigens dein Honorar. Für die Probeaufnahmen, du weißt schon. Mehr kriegst du nicht, und mit dem Shooting brauchst du nicht vor dem – na sagen wir – vor dem nächsten Jahrhundert zu rechnen. Falls du so alt wirst wie die anderen Frauen deiner Familie, wird das ein prima Foto für eine Reportage über Hundertjährige.«
    An ihrem Gesichtsausdruck erkannte er, dass sie noch immer nicht verstand.
    »Ich brauche dich nicht mehr«, verdeutlichte er ihr. »Du bist für mich so überflüssig wie ein Blinddarm – und für die Modewelt sowieso. Kapierst du noch immer nicht? Du bist raus, mein Schatz. Von jetzt an ziehe ich die Sache auf meine Weise durch.«
    Ane sah ihn mit großen Augen an, und er hielt ihrem Blick stand. Ein paar Sekunden bewegte sich keiner von ihnen, dann, plötzlich, packte sie ihre Tasche und rannte zur Tür. Als sie sie aufriss, lief sie einem Mann in die Arme.
    »Entschuldigung«, sagte er überrascht. »Ich wollte zu Mr. …«
    Sie rannte fort, ohne ihn zu beachten.
    Er wunderte sich kurz und pochte mit dem Finger gegen die offene Tür. »Mr. Kettner?«, fragte er. »Wir haben einen Termin. Mein Name ist Braams, Carsten Braams.«
    Verdammt, dachte Ray, sie haben mir einen Europäer geschickt.
     
    Er konnte Europäer nicht ausstehen, gleichgültig, welche. Alle Europäer waren entweder Aristokraten, Baguettefresser, Pazifisten oder – was am schlimmsten war – Katholiken.
Sie stanken allesamt nach Knoblauch, tranken fast nur Rotwein und waren im Grunde nichts anderes als Bewohner etwas besserer Entwicklungsländer, denn sie übernahmen mit fünfjähriger Verspätung alles, was zuvor in den Vereinigten Staaten erfunden und erprobt worden war.
    »Herein, immer herein«, rief er und klopfte Carsten zur Begrüßung auf die Schulter. »Braams, ja? Sind Sie Schwede?«
    »Deutscher.«
    »Deutscher, ja? Na, dann wissen Sie wenigstens, was kämpfen heißt.« Er lachte. Dann fiel ihm etwas ein. »Hier scheint’s eine Menge Deutscher zu geben, und Braams ist wohl ein häufiger Name in Ihrem Land, wie? In dem Haus, um das es bei unserer Besprechung gehen wird, lebt eine Frau, die …«
    »Das ist meine Ehefrau«, erklärte Carsten.
    Ray stutzte. »Ihre … Moment, da muss ich nachfragen, damit ich das richtig verstehe. Ihre Frau will mir das Geschäft verderben, und Sie helfen mir, damit ihr das nicht gelingt?«
    Ray brach innerlich in Gelächter aus. Das war ja grandios, fast filmreif. Nicht nur, dass die Eheleute auf verschiedenen Seiten fochten, der ahnungslose Carsten unterstützte sogar den Mann, mit dem Evelyn ihn betrogen hatte. Herrlich!
    Ray stellte sich Carstens Gesicht vor, wenn er ihm nach erfolgreichem Abschluss des Geschäfts mitteilen würde, dass seine Frau mit ihm im Bett gewesen war, mit einem richtigen Mann statt diesem Abziehbild.
    »Kommen Sie, Carsty«, sagte er grinsend. »Setzen Sie sich. Was wollen Sie trinken? Ich habe einen hervorragenden Whiskey da, einen amerikanischen. Nicht dieses schottische Zeug,

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