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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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das schmeckt immer irgendwie nach Fisch und Algen, finden Sie nicht?«

    »Für mich nichts, danke«, sagte Carsten, schlug die Beine übereinander und legte den Aktenkoffer darauf. »Also, Mr. Kettner, ich komme gerade …«
    »Warum so förmlich?«, unterbrach er den Deutschen. »Nennen Sie mich Ray. Immerhin haben wir so einiges gemeinsam.«
    Carsten verzog die Lippen zu einem bemühten Lächeln. »Gerne – Ray. Wie ich also bereits andeutete, komme ich soeben vom zuständigen Regierungsbeamten.«
    »Bringen Sie’s auf den Punkt«, sagte Ray. »Hat der Kerl zugesagt?«
    »Ja.«
    Ray goss zwei Gläser Whiskey ein und drückte Carsten eines davon in die Hand. »Sie haben mir und Ihrer Bank verdammte zwölf Millionen gerettet, Carsty. Gute Arbeit. Aber was wird Ihre Frau dazu sagen?«
    »Es wird ihr nicht gefallen«, seufzte Carsten. »Zum ersten Mal seit langem schenkt sie einer Aufgabe wieder Beachtung, engagiert sich. Und jetzt …« Mehr schien er einem Fremden darüber nicht erzählen zu wollen.
    Ray gefiel dieses Thema aber viel zu gut, um es schon wieder fallen zu lassen. »Engagement«, sagte er, »ist gar kein Ausdruck für die Art und Weise, mit der Evelyn sich hineinsteigert  – Entschuldigung, ich nenne sie einfach Evelyn, weil wir uns schnell beim Vornamen genannt haben.«
    Carsten nickte. »Sie erwähnte, dass Sie sich begegnet sind.«
    »Mehrere Male. Wir haben uns einen ziemlich heißen – Austausch geliefert.«
    »Tatsächlich?«
    »Sie hätten dabei sein sollen. Es war atemberaubend, wie Ihre Frau sich geschlagen hat. Evelyn hat Temperament, keine Frage.«
    »Im Grunde ist es schön zu hören, dass sie wieder aus
sich herausgeht. In den letzten Jahren war sie etwas verschlossen.«
    Ray grinste in sein Whiskeyglas hinein. »Tja, Evelyns plötzliche Veränderung hat wohl mit mir zu tun. Ich habe etwas an mir, das – reizt. Diese Erfahrung habe ich schon oft gemacht. Sehr oft sogar.«
    Er stand auf und klopfte Carsten kameradschaftlich auf die Schulter. »Wie auch immer. Sosehr ich Ihrer Frau die neue Leidenschaft gönne: Am Ende zählt das, was für mich dabei herausspringt. Am Ende zählt mein Erfolg. Ich hoffe, ich kann auch weiterhin auf Sie zählen, Carsty.«
    »Selbstverständlich«, sagte Carsten, wieder ganz Geschäftsmann. »Sie, Ray, und meine Frau – das hat nichts miteinander zu tun.«
    Ray lachte kurz auf und hob das Glas. »Das haben Sie schön gesagt. Darauf trinken wir.«
     
    Evelyn saß im Ananas vor einem alkoholfreien Cocktail und wartete auf Carsten. Er war schon über die Zeit, doch das störte sie nicht, denn das Treiben in der gemütlichen, von Fackeln erhellten Bar war bunt und stimmungsvoll. Eine Hand voll junger Einheimischer feierte eine fiafia , das samoanische Wort für Party, bei dem Blumenketten, ölgesalbte Körper und abwechselnder Tanz von Männern und Frauen ebenso dazugehörten wie zärtliche Blicke und viel Gelächter. Evelyn wiegte sich leicht im Takt der Musik. Sie musste wohl derart amüsiert die Tänzerinnen beobachtet haben, dass eine von ihnen zu ihrem Tisch kam und sie aufforderte mitzutanzen.
    »Ich? Oh, nein, nein«, wehrte sie lachend ab, doch die Samoanerin ließ nicht locker und zog Evelyn in die Mitte der Bar, wo sie in einem Kreis anderer Frauen versuchte, deren Schritte und Bewegungen nachzuahmen. Nach anfänglichen Mühen gelang ihr das sogar recht gut, und nach
ein paar Minuten fühlte sie sich ausgesprochen wohl. Sie dachte an das, was Ili neulich zu ihr gesagt hatte, dass sie keine Fremde auf Samoa war. Nicht nur die Menschen hier schienen das zu spüren, sondern auch sie selbst – ein ungewohntes, willkommenes Gefühl.
    Erst als die Männer wieder an der Reihe waren, verabschiedete Evelyn sich von den anderen und ging an ihren Tisch zurück. Erhitzt vom Tanz, nahm sie einen Schluck des erfrischenden Cocktails und ließ ihn langsam die Kehle hinunterrinnen. Sie genoss den Geschmack nach Mango, Kokos und Noni-Früchten, genoss die Wärme und Musik, die farbige Fröhlichkeit um sie herum.
    Dieser Abend, dachte sie, soll ein Aufbruch werden.
    Sie wusste noch nicht, wohin der Aufbruch gehen sollte, wie lange der Weg sich erstrecken und welche Mühen er mit sich bringen würde, aber sie spürte, dass einige Dinge in ihr sich geändert hatten. Mit Ili über Julia zu sprechen, war ein überraschend intensives Erlebnis gewesen, und noch intensiver war es, mit Julia zu sprechen, Gedanken mit ihr zu teilen, einen Brief zu schreiben. Das

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