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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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Moment aus dem Auge, um Evelyn anzusehen. »Hat Ili Valaisi mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Bisher nicht.«
    Er entspannte sich wieder etwas. »Also Moana, ja? Sie hat ihre Theorie darüber – oder besser hatte. Und ich auch.«
    »Decken sich die beiden Theorien denn?«
    Er ließ die Fragen offen und sagte stattdessen: »Es war damals mein erster Fall. Erst zwei Tage zuvor war ich zum Polizeichef von Savaii gemacht worden, und dann das! Eine Brandstiftung und ein Mord! Es gab eine Reihe von Indizien, die für einen bestimmten Verdächtigen sprachen: ein Motiv, eine Gelegenheit – und trotzdem bis heute ein ungelöster Fall. Fahren Sie hier besser in der Mitte der Fahrbahn, wegen der Schlaglöcher. Aber achten Sie auf den Gegenverkehr.«
    Er wartete den Vollzug seiner Ratschläge, die eher Anweisungen glichen, ab, und fuhr dann fort: »Seltsam war, dass das Feuer am südöstlichen Rand der Plantage ausbrach, eine halbe Meile von der Stelle entfernt, wo man Atonios Leiche fand. Wenn ihn jemand in den Flammen umkommen lassen wollte, hätte er oder sie das Feuer doch in unmittelbarer Nähe legen müssen, so dass für Atonio keine Möglichkeit zur Flucht mehr bestand, nicht wahr? Es sei denn, Atonio wurde zuvor erschlagen.«
    »Sie meinen mit einem Werkzeug, wie Moana behauptete?«
    Leutnant Malu überging die Bemerkung. »Der Brand sollte in einem solchen Fall lediglich die wahre Todesursache vertuschen. Wenn das zutrifft, ging die Rechnung des Täters auf. Der Passat trieb das Feuer nach Nordwesten, direkt über Atonio hinweg, und hätte nicht kurz darauf ein für
die Jahreszeit ungewöhnlich heftiger Regenguss eingesetzt, wäre die ganze Papayaplantage in Flammen aufgegangen.
    Und dann ist da noch die Sache mit Ben Opalani … Hoppla, das war ein Schlenker von Ihnen, Mrs. Braams.«
    »Entschuldigung – ich war bloß überrascht. Ben Opalani? Was hat der alte Ben damit zu tun?«
    »Ich verrate Ihnen kein Polizeigeheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass er sozusagen Ilis Alibi ist. Er gab an, Ili zufällig getroffen zu haben, bevor das Feuer ausbrach. Theoretisch möglich, denn seine Kaffeepflanzung grenzt an die Plantage der Valaisis. Eigenen Angaben zufolge hielten die beiden ein Schwätzchen unter Nachbarn, und als sie die ersten Flammen auflodern sahen, brachten sie sich in Sicherheit. Nach dem Regenguss wollten sie sich den Schaden ansehen und stießen dabei auf Atonios Leichnam.«
    »Klingt plausibel.« Evelyn bog auf die Straße ein, die zum Papaya-Palast führte.
    »Als ich etwa eine halbe Stunde nach dem Brand bei den Valaisis eintraf«, berichtete er weiter, »waren sie alle auf der Veranda versammelt, einschließlich Ben, der ebenso wie Ili noch atemlos war, weil sie eben erst wenige Minuten zuvor aus der Plantage gekommen waren. Bevor ich meine Vernehmung begann, bat ich, dass man das Kind – damit meine ich Ane – ins Bett bringen sollte, denn die Kleine stand genauso unter Schock wie vermutlich heute. Zitterte am ganzen Leib und bekam vor lauter Schluchzen kaum Luft. Ich wollte mich um sie kümmern, doch bevor ich irgendetwas tun konnte, erhob Moana bereits ihre Verdächtigungen gegen Ili, während diese alles von sich wies. Es kam zum Streit, und wenn ich Moana nicht mit ihrer Enkelin ins Haus geschickt hätte, würden sie vermutlich heute noch dort stehen und sich anschreien.« Er bemerkte, dass er etwas Makabres gesagt hatte, und korrigierte sich: »Nun ja, heute sicher nicht mehr, jetzt, wo sie tot ist.«

    »Ich verstehe noch immer nicht, warum Sie ein Problem mit Bens Aussage haben.«
    Sie parkte neben dem Papaya-Palast, wo bereits der Wagen des Arztes stand, und stellte den Motor ab.
    »Das Problem ist«, antwortete Leutnant Malu, »dass ich bei der Vernehmung bemerkt habe, dass Ben Opalanis Kleidung und Haarspitzen versengt waren – und Ilis nicht. Wie kann das sein, wenn sie – wie beide ausgesagt haben – die ganze Zeit beisammen waren?«
     
    Als Evelyn und Malu das Haus betraten, bekam Ane soeben irgendeinen Sirup eingeflößt. Der Arzt bat Evelyn, bei ihr zu bleiben, und ging mit dem Leutnant hinter die Hecken auf die Veranda, zweifellos um die Todesursache Moanas festzustellen.
    »Geht es Ihnen etwas besser?«, fragte Evelyn die junge Frau.
    Ane machte eine unbestimmte Geste. Ihre geröteten Augen und Wangen sprachen für sich, aber Evelyn bemerkte darüber hinaus, dass ihre derzeitige Verfassung nicht allein auf Moanas Tod zurückzuführen war. Dass sie sich am Morgen nicht

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