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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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arbeiteten.«
    »Jede von euch bekommt eine Million Dollar«, wandte Ane ein.
    »Und wenn es fünf Millionen wären, ich würde nicht verkaufen.« Ili strafte Ane mit einem stechenden Seitenblick und wandte sich wieder an Moana, die noch immer grinste. »Unsere Mütter haben um dieses Land gekämpft, Moana. Sie haben sehr viel dafür hergegeben und Gott weiß wie viele Opfer gebracht. Du und ich genauso, jede auf ihre Art. Und jetzt, wo uns nur noch einige Jahre bleiben, da willst du das alles verschachern wie ein ausgebleichtes Tuch?«
    Moana schwieg.
    Ilis Kopf zitterte, und Evelyn konnte förmlich spüren, wie Ilis Wut langsam der Verbitterung wich.
    »Es waren meine Eltern, Moana, die dieses Land gekauft
und urbar gemacht haben, das weißt du so gut wie ich. Wenn irgendjemand das Recht hat, das Haus und die Plantage aufzugeben, dann bin ich das, niemand sonst. Ich, Moana. Und ich verbiete dir, es zu verkaufen!«
    Moana zeigte ihre gelben Zähne und lachte plötzlich aus voller Kehle. Sie sagte noch immer kein Wort, aber man spürte die Lust, mit der sie die andere Frau verhöhnte.
    Ili packte Moana an den Schultern und wollte sie aus ihrem Sessel hieven. Die Schüssel mit den Taros fiel von Moanas Schoß, und der Inhalt ergoss sich über den Fußboden.
    »Rede mit mir!«, schrie Ili. »Du hast lange genug geschwiegen. Jetzt wirst du mir Rede und Antwort stehen.«
    Ili fuhr zusammen. Ihre Hände verloren die Kraft, Moana zu halten, und ihre Beine schienen sie einen Moment lang nicht mehr zu tragen. Sie taumelte, und nur Evelyns schnelle Reaktion verhinderte, dass sie zusammenbrach. Sie legte Ilis Arm um ihre Schulter und stützte sie, während Ane Wasser holte. Einzig Moana rührte sich nicht vom Fleck und beobachtete interessiert – und, wie es Evelyn vorkam, auch amüsiert –, was vor sich ging.
    Ane reichte Ili einen Becher Wasser und wartete, bis sie einen Schluck getrunken hatte.
    »Siehst du«, sagte Ane aufmunternd, »nun sieht die Welt doch gleich wieder ganz anders aus, Großtante. Alles wieder in Ordnung?«
    Erneut warf Ili ihr einen Seitenblick zu, doch er hatte an Schärfe verloren und wirkte eher müde und mutlos.
    »Ich bin kein kleines Kind, Ane, das über ein Schauermärchen angefangen hat zu weinen und jetzt mit einer Geschichte über den Weihnachtsmann getröstet wird. Nichts ist in Ordnung, und wenn die Welt anders aussieht, dann nur, weil ich mich getäuscht habe in …« Sie atmete tief durch, ihr Atem flatterte. »In so ziemlich allem und jedem.«

    Ane biss sich auf die Lippe und senkte den Kopf. »Es tut mir Leid, Großtante.«
    »O ja, diesen Satz kenne ich. Er bedeutet nichts, Ane, er ist nicht einmal den Staub wert, auf dem wir stehen.«
    Ili gab sich einen Ruck und schien im Nu wieder bei Kräften, so dass sie ohne Evelyns Hilfe stehen konnte.
    »Sie sollten sich ausruhen«, schlug Evelyn vor. Sie konnte das Gefühl, mitverantwortlich für das alles zu sein, nicht ignorieren.
    »Mehr bleibt mir im Moment wohl auch nicht«, stimmte Ili zu.
    »Ich begleite Sie.«
    »Nein, danke, es geht schon wieder. Nur ein Schwächeanfall, nichts Ernstes. Etwas Schlaf, dann geht es mir wieder gut.«
    »Ich werde vielleicht doch besser …«
    »Ich bin keine Invalidin, Evelyn.«
    »Aber ich könnte wenigstens …«
    »Lassen Sie mich in Ruhe!«, schrie Ili plötzlich, so dass alle vor Schreck zusammenzuckten. »Ich komme zurecht, so wie ich immer zurechtgekommen bin: allein. Ich brauche keine Gäste, die das Geschirr abspülen und Händchen halten. Haben Sie keine eigenen Probleme, um die Sie sich kümmern sollten? Mir scheint doch. Ein ziemlich großes sogar. Und wenn Sie das nicht lösen wollen, dann gehen Sie in Ihr Zimmer und tun das, was Sie am liebsten tun. Öffnen Sie eine Flasche Wein, und gießen Sie sich …«
    Zitternd hielt sie sich die Hand vor den Mund, dann vor die Augen. Sie atmete zweimal tief durch und verließ dann vorsichtig den Raum, ohne noch jemanden anzusehen.
    Für eine ganze Weile schwiegen die drei Frauen. Evelyn verharrte bewegungslos. Sie konnte sich nicht bewegen, sie hatte Angst davor. Ihre Erstarrung war wie eine Tarnung, die sie vor Spott und Häme schützte, vor den Blicken einer
Umwelt, die sie bemitleidete und verachtete. Solange sie still stehen blieb, solange sie nicht mit gesenktem Haupt den Raum verließ, war sie nicht gedemütigt worden. Zumindest glaubte sie das.
    »Tja«, seufzte Ane irgendwann, »da ist uns wohl ganz schön der Kopf gewaschen worden,

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