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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Beine auseinander, kniete sich hin und paddelte sie beide zu dem weißen Rand der Wellen.
    Sie sausten mühelos dahin, Wasser rann über das Brett und benetzte ihren Bauch. Es wurde tiefer, und die Stöße der sich teilenden Wellen wurden kräftiger. PJ musste herunter aufs Brett, damit seine Arme kraftvoller eintauchen konnten. Das Brett schoss nur so dahin, und Catherine atmete im Rhythmus von PJ s Kraulstößen. Sein Körper lag nun nass auf ihr, sie spürte seine Haut auf ihrer, konnte seine Muskeln an ihrem Rücken fühlen. Und sie hörte seinen Atem, als er sie zu dem Brecher paddelte.
    Dann wendete er das Board, setzte sich auf, ließ die Beine über die Seiten baumeln und schaute aufmerksam über die Schulter. Das Brett schaukelte nur mehr sacht, sie war auf Augenhöhe mit dem Meer. Das Wasser flüsterte ihr zu. Der beruhigende Kontakt mit PJ s Körper, die Lautlosigkeit und Stille vermittelten ihr das Gefühl vollkommener Seelenruhe.
    »Los geht’s!« Er begann kräftig zu paddeln, und Catherine fühlte sich hochgehoben, für einen Augenblick in der Luft schwebend, bevor sie vorwärtspreschten. »Bleib dran, heb Kopf und Schultern!«
    Catherine bog das Rückgrat durch und nahm nur noch das an beiden Seiten vorbeirauschende Wasser wahr. PJ schien verschwunden zu sein, sie spürte ihn nicht mehr, und ein Blick über die Schulter zeigte, dass er aufs Brett gesprungen war und es nun mit ausgestreckten Armen die Welle entlangdirigierte. Sie sah zum Strand, der ihnen entgegenschoss, und die schwarzen Umrisse der Hügel mit dem goldenen Himmel dahinter. Sie glaubte zu fliegen.
    Der Ritt schien ewig zu dauern, sie wollte nicht, dass er je endete. Als sie langsamer wurden und sich PJ im seichten Wasser hinkniete, um sie an den Strand zu paddeln, wäre sie am liebsten sofort umgekehrt, um alles noch einmal zu erleben. Es hatte sie in einen Glückstaumel versetzt, und nicht nur das. PJ s Körper auf ihrem hatte sich sehr erotisch angefühlt. Der Sog der Welle, die Geschwindigkeit, der Nervenkitzel, der Wellenritt waren berauschend gewesen. Aber PJ half ihr herunter von dem Brett und zog es auf den Sand.
    »Na, hast du jetzt eine Ahnung, was Surfen heißt?« Wieder dieses Lächeln.
    Sie nickte und schüttelte ihr nasses Haar. »Es war phantastisch, ja. Danke.«
    Er nahm das kurze Brett unter den Arm. »Ich geh noch mal raus zu den Brechern. Du kannst weiter oben vom Strand bestimmt ein paar gute Bilder schießen.«
    Behende sprang er aufs Brett und jagte durch das Wasser. Catherine schien es, als ob er mit dem türkisfarbenen Board und dem Wasser eins wäre. Ein Vogel, ein Fisch, ein Teil des Meeres, hier daheim und glücklich, immer auf der Suche nach der Herausforderung in den Wellen, die sie noch nicht ganz verstand.
    Als sie sich anzog, glaubte sie noch immer PJ s Gewicht und Kraft auf sich zu spüren. Langsam hob sie ihre Kamera auf. Sie stieg zu einem kleinen grünen Flecken hinauf und lehnte sich gegen einen Felsen, um die Kamera ruhig halten zu können, wenn sie mit dem Teleobjektiv die Jungs auf ihren Boards vor der untergehenden Sonne auf Film bannte.
    Nach einiger Zeit kehrte sie zum Strand zurück. Dort brannte jetzt ein von Treibholz gespeistes kleines Feuer, um das sich eine Gruppe scharte; die Bretter, ihre stillen Partner, lagen in der Nähe. Flaschen kreisten, Zigaretten glühten auf, und Stimmen ließen Augenblicke aus den vergangenen Stunden wieder lebendig werden.
    Sie scheute sich, in den Kreis der jungen Männer einzudringen, von denen jeder für sich seine Erfahrungen mit dem Element gemacht hatte. Was sie wiederum miteinander verband. Und so trat sie zurück und machte eine Aufnahme von den drahtigen Gestalten vor dem funkensprühenden Holz und den glühenden Wolken am Horizont.
    PJ sah sie, winkte sie herbei und rückte zur Seite, um ihr Platz zu machen. Sie kauerte sich in den kühlen Sand und versuchte, die von Sonnenuntergang und Feuer erleuchteten Gesichter zu erkennen – da waren Lief, Doobie, Damien und andere, die sie zu anderen Zeiten an anderen Stränden gesehen hatte.
    »Hi, Damien! Wusste nicht, dass du auch hier bist«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Der sonst so fröhliche Aussie winkte ihr zu, gab sich aber zurückhaltend, ein wenig verschlossen. Er schien in ein intensives Gespräch mit dem Kumpel neben sich vertieft zu sein. Catherine erkannte, dass sie hier so etwas wie ein Eindringling war, eine Außenseiterin; nicht nur weil sie eine Frau war, sondern weil sie dieser Kultur

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