Der Duft der Mondblume
nicht angehörte. Still saß sie da und fühlte sich ausgeschlossen, fehl am Platz. PJ spürte das, berührte behutsam ihren Arm, drückte ihn. Dabei schaute er sie nicht an, sondern hörte aufmerksam Lief zu, der gerade einen spektakulären Sturz vom Brett schilderte.
Catherine wollte gehen. Als Frau konnte sie dieser prahlenden Männerrunde nichts abgewinnen.
Plötzlich wurde sie gewahr, dass eine Zigarette herumgereicht wurde. PJ murmelte: »Rauchst du?«
»Nein. Hab’s nie probiert.« Jenseits des Feuers sah sie Damien, wie er lange an der Zigarette zog, sie mit beiden Händen umschloss und tief inhalierte, bevor er sie an seinen Nebenmann weiterreichte. Es verschlug ihr den Atem, als sie erkannte, dass sie Dope, Hasch, Shit, Marihuana rauchten!
Der Joint wurde weitergereicht. PJ zog und gab ihn zwanglos an sie weiter. Schon vorhin hatten ihr die Frauen das Gefühl gegeben, weltfremd und naiv zu sein. Und weil sie nicht wollte, dass die Männer ähnlich über sie dachten, nahm sie den Joint, ahmte die anderen nach, hielt die Luft an, nahm einen tiefen Zug, unterdrückte ein Würgen. Als sie leise hüstelte, reichte einer ihr eine Flasche, und sie nahm einen kräftigen Schluck von dem Rotwein.
Still saß sie da, während der Joint weiterkreiste, und beobachtete dabei, wie Damien emsig neue Kippen rollte. Dann starrte sie in die Flammen des kleinen Feuers, und die Gespräche und das Gelächter entfernten sich. Bilder blitzten auf und nahmen Form an … ein Buschfeuer auf Heatherbrae, wo Gummibäume in Flammen aufgingen, Szenen aus dem Vietnamkrieg, die sie im Fernsehen gesehen hatte, einen Moment lang flackerte da Bradleys Gesicht vor ihren Augen, dann brach ein Vulkan aus.
Da merkte sie, dass PJ sie anstupste.
»Was siehst du in dem Feuer?«, flüsterte er.
»Wie ein Vulkan ausbricht!« Sie begann zu lachen. Plötzlich fand sie alles schrecklich lustig.
An ihre Rückfahrt mit PJ konnte sich Catherine später kaum erinnern, außer dass sie viel redeten und lachten. Das Abendessen war schon im Gange, noch mehr Leute waren gekommen, die Musik war laut, Speisen und Getränke wurden herumgereicht. Die Party war nun in vollem Gange. Später nahm Lief seine Gitarre, Summer sang, und die Stimmung wurde besinnlicher. Einige diskutierten angeregt, andere saßen allein, verloren auf ihrem eigenen Trip. Frauen plauderten und lachten. Niemand spielte Gastgeber oder Gastgeberin, jeder zog sein Ding durch. Die Atmosphäre war entspannt, aber auch anregend und lustig. Catherine ließ sich von Gruppe zu Gruppe treiben, die Leute waren freundlich, nichts wurde von ihr erwartet, sie fühlte sich herrlich zufrieden. Die Erinnerung an den Wellenritt begleitete sie, die Woge wurde größer, der Ritt schneller, PJ s Berührung intensiver. Seine Haut auf ihrer schien zu brennen. Sie rieb sich die Arme.
»Ist dir kalt? Bist du okay?« PJ setzte sich neben sie.
»Mir ist heiß, nicht kalt. Ich dachte an den Ritt auf dem Brett mit dir. Ich würde das gern wiederholen.«
»Jederzeit.« Er lächelte in dem weichen Licht der Lampions auf der Veranda. »Aber sei vorsichtig. Sonst wirst du süchtig.«
»Ich muss ein paar Schritte gehen.« Die Musik, die Kerzen, der Rauch, all das war ihr plötzlich zu süßlich.
PJ nahm ihre Hand und half ihr auf die Beine. »Gute Idee.«
Sie gingen im Mondlicht den schmalen Sandweg hinunter. Catherine atmete tief ein. Der Duft der Nachtblumen war überwältigend, sie hörte die Brandung vom Riff her und den Ruf eines Nachtvogels in den Hügeln. Sie umklammerte PJ s Hand, und ihre Sinne schienen auf kleinste Regungen programmiert, so wach waren sie, die Nervenenden lagen ganz dicht unter der Oberfläche. Noch nie hatte sie sich so lebendig gefühlt. Oder so glücklich.
»Ich weiß nicht, warum ich mich so fühle … so toll«, sagte sie.
PJ kicherte. »Das ist das Dope. Sag nicht, dass du noch nie einen Joint geraucht hast.«
Als sie zum Strand kamen, ließ Catherine unvermittelt seine Hand los und rannte über den Sand, hüpfte, tanzte, drehte sich, bis sie umfiel und vor Freude lachte.
PJ war sofort bei ihr und nahm ihre ausgestreckte Hand. »Alles in Ordnung?«
»Ausgezeichnet. Mir ging’s noch nie besser. Los, schwimmen wir!« Sie tanzte zum Rand des Wassers, PJ folgte ihr.
Catherine watete hinein, ihr Baumwollrock wurde nass, er klebte an ihren Beinen, bis sie stolperte und mit einem lauten Platsch im Wasser saß. PJ hockte sich neben sie. Sie blickten hoch zum Mond. Es schien das
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