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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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durchs Wasser schnitt. Die Augen auf den Strand geheftet, genoss sie die Geschwindigkeit und fühlte, wie ihr das Adrenalin durch die Adern rauschte.
    Unwillkürlich verlagerte Catherine ihr Gewicht, das Board fuhr den Wellenhang hinunter, wurde herumgerissen, und sie fiel ins Wasser. Doch als sie wieder auftauchte, konnte sie gar nicht aufhören zu lachen.
    PJ paddelte hinter ihrem Board her und brachte es ihr dorthin zurück, wo sie Wasser trat. »Phantastisch! Du hast es geschafft! Na, wie war’s?« Sein Gesicht leuchtete vor Begeisterung.
    »Aufregend. Ich weiß, dass ich nur kurz auf dem Brett stand, aber es fühlte sich ganz lange an. Dann ist es einfach passiert«, keuchte sie atemlos, schnappte sich das Brett und zog sich wieder darauf.
    »Das lag an deiner Gewichtsverlagerung und wie du die Füße plaziert hast. Den rechten vorne. Wie Goofy! Gleich noch mal? Wir tauchen durch die Welle, halt einfach den Kopf unten oder mach einen Liegestütz, damit die Welle zwischen dem Brett und deinem Körper durchgeht.«
    Catherine verlor jedes Zeitgefühl und vergaß auch alles andere. Wichtig war jetzt nur noch, den Punkt abzupassen, an dem die Welle das Brett erfasste. Und sie stand, mit gebeugten Knien, den Blick entschlossen auf den Strand gerichtet, der mit jedem Ritt näher kam, bis sie feststellte, dass sie fast auf den Sand auflief. Da brach die kleine Welle auch schon und lief aus, das Board wurde langsam, und sie fiel ins Wasser.
    PJ war direkt hinter ihr und sprang von seinem Brett. »Mehr hättest du aus dieser Welle nicht herausholen können.« Er schloss sie in seine nassen Arme. »Jetzt lass uns was essen gehen.«
    Catherine zog das durchnässte T-Shirt aus, wickelte sich in ein Handtuch und schüttelte die nassen Haare.
    »Unglaublich. Was für ein Gefühl! Als ob die Welle lebendig wäre, dir hilft, es fühlt sich … ich kann es nicht erklären.«
    Er legte ihr den Arm um die Schulter. »Das brauchst du auch nicht.«
    Sie nahmen die Boards – PJ ihr langes, sie sein kürzeres –, den anderen Arm schlang sie um seine Taille. So schlenderten sie am Strand entlang zurück. Außer ihnen waren nur noch ein paar Frühaufsteher unterwegs. Ein Gärtner fegte die Terrasse des Royal Hawaiian Hotel, dessen Fassade in der Morgensonne leuchtete.
    Catherine konnte nicht aufhören, über ihr Erlebnis zu reden. Nicht nur, weil der Ritt sie so fasziniert hatte, auch weil es ihr tatsächlich beim ersten Mal gelungen war aufzustehen. Mit stillem Lächeln hörte PJ ihr zu, nickte gelegentlich oder beantwortete eine Frage.
    Nun fing sie an, Lesters Ausführungen über diese Leidenschaft zu verstehen, die Besessenheit der Wellenjäger und ihre spirituelle Verbindung mit dem Meer. Es war ein ichbezogenes Tun, man konzentrierte sich dabei ausschließlich auf sich selbst und die Welle, ihren Rhythmus, ihre Stärke, ihren Verlauf, ließ sich von ihr fast hypnotisieren. Nur dass man – was nur ein Surfer wusste – auf den Wogen tanzte.
    Auf einer kleinen Caféterrasse nahe am Strand verschlangen sie ausgehungert ein Riesenfrühstück; die Boards hatten sie gegen die niedrige Steinmauer gelehnt. Catherine gönnte sich Pfannkuchen, Schinken und Ahornsirup. Sie hatte sich wieder das feuchte T-Shirt übergezogen und das Strandtuch um die Hüfte gewickelt.
    Als sie den Kaffee fast ausgetrunken hatten, hörte sie, wie jemand ihren Namen rief.
    »Catherine?«
    Überrascht drehte sie sich um und sah Julia Bensen und eine andere Frau über den Strand auf sie zugehen. Mit unverhohlener Neugier musterte Julia den gutaussehenden blonden Surfer und die nasse, zerzauste Catherine.
    »Hallo, Julia. Was für ein schöner Morgen. Du bist früh auf«, sagte Catherine.
    »Offenbar nicht so früh wie du. Was machst du hier?« Julia starrte PJ an, der sie anlächelte und seine Kaffeetasse leerte.
    »Ich hatte eine Surfstunde. Das ist mein Lehrer. Wir sind noch vor Sonnenaufgang raus«, erwiderte Catherine scheinbar unbeschwert, obwohl ihr nicht wohl in ihrer Haut war.
    »Tatsächlich? Surfstunden! Das muss Spaß machen«, sagte die andere Frau.
    »Sie ist verdammt gut. Schon beim ersten Mal aufgestanden«, sagte PJ .
    »Was du alles machst«, wunderte sich Julia. »Ich weiß beim besten Willen nicht, woher du all die Zeit für deine Aktivitäten nimmst.« Ihr leicht anklagender Ton erinnerte Catherine daran, dass sie das letzte Treffen des Frauenclubs versäumt hatte.
    »Deshalb sind wir ja schon vor Sonnenaufgang los«, sagte PJ .

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