Der Duft der Mondblume
»Entschuldige mich, Catherine, ich zahl mal.« Er ging hinein zur Theke.
»Da wird Bradley aber überrascht sein, wenn er wieder nach Hause kommt. Nimmt er dann auch Stunden?«, fragte Julia.
»Nein, er ist Schwimmer, kein Surfer. Deshalb lerne ich es, solange er weg ist. Aber was machst du hier?«
»Oh, Entschuldigung. Das ist meine Freundin Bonnie aus Ohio. Sie ist zu Besuch hier. Auch eine Frühaufsteherin.«
»Ich komme von einer Farm«, lächelte Bonnie. »Woher stammen Sie?«
»Aus Australien. Ich bin auch auf einer Farm aufgewachsen. Und bin mit ein paar australischen Surfern befreundet, die gerade hier zu Besuch sind. Sie reisen rund um die Welt, um zu surfen, und kommen zu den großen Meisterschaften Ende des Jahres wieder.« Catherine hoffte, dass nicht plötzlich Damien auftauchen und ihre langjährige Freundschaft in Frage stellen würde.
»Es würde mich freuen, wenn wir uns noch mal treffen. Alles Gute bei Ihren Stunden.«
»Danke. Viel Spaß auf Hawaii. Bis bald, Julia. Nächsten Dienstag, stimmt’s?«, sagte Catherine, die eigentlich die Teestunde des Frauenclubs hatte schwänzen wollen, sich jetzt aber eines Besseren besann. Denn zweifellos würde Julia ihrem Mann Jim im nächsten Brief diese Begegnung in allen Einzelheiten schildern.
»Ja, stimmt. Grüß Bradley von mir, wenn du ihm schreibst.«
»Gerne. Dasselbe gilt für Jim.«
Als sie durch die Stadt zurückgingen, wo eben die ersten Geschäfte öffneten, sagte PJ : »Marine-Frauen, was? Das wird zweifellos eine Menge Tratsch geben.«
»Möglich. Sie machen nie irgendwas Aufregendes. Und haben kaum Kontakte außerhalb des Stützpunkts.«
»Ganz anders als unsere Supersurferin. Wart nur, bis ich den Jungs erzählt habe, wie wacker du dich geschlagen hast.«
Damien machte gerade Frühstück, und PJ erzählte ihm von Catherines Leistung. »Ja, prima! Gibt nicht viele Mädels, die das hinkriegen. Und dazu noch eine aus dem Busch. Du kommst dann morgen wieder raus?«
»Ich weiß noch nicht, Damien. Ich will PJ nicht von seiner Arbeit abhalten. Und wenn du mir Stunden gibst, PJ , sollte ich sie dir bezahlen.«
»Ach was, ich find’s schön, wenn du da bist. Und wenn du ein paar Stunden haben willst, tausche ich sie gegen Bilder, die du von den Surfmeisterschaften Ende des Jahres machst.«
»Klingt nach einem guten Geschäft«, meinte Damien und setzte sich, um eine größere Menge Rührei zu verdrücken.
Catherine ging rasch unter die Dusche und zog sich dann an. »Danke für den Bikini. Und ich darf Lesters Buch nicht vergessen.«
PJ legte das Album auf den Rücksitz ihres Wagens, streckte dann den Kopf durchs Fahrerfenster und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
»Ich bin stolz auf dich. Komm am späten Nachmittag, wenn du wieder rauswillst, dann hat sich der Wind gelegt.«
»Ich will doch nicht ewig auf Babywellen surfen«, scherzte sie.
»Hört, hört. Fahr zu Lester und erzähl ihm, wie du dich heute Morgen gefühlt hast.«
»Ich glaube, das wird ihn wirklich freuen«, meinte Catherine. »Danke, PJ . Du bist sehr verständnisvoll.«
Sie sahen einander an, und PJ nickte. Er wusste, dass sie nicht nur die Surflektion meinte. Denn er hatte sie zu nichts gedrängt und ihre Liebesnacht auf Kauai mit keinem Wort erwähnt, so dass sie sich nicht unbehaglich fühlen musste. Aus der erotischen Anziehung war eine Freundschaft geworden, die eine Vergangenheit hatte und eine ungewisse Zukunft. Doch Catherine fühlte sich gut aufgehoben. Der freundschaftliche Kuss, die fast zufälligen Berührungen ließen alles offen. Sie wusste, dass es an ihr lag, ob sie die Tür aufstieß oder sich umdrehte und ging.
Catherine hüpfte in Lesters Wohnzimmer herum, sie zeigte ihm, wie sie auf dem Board aufgestanden war und ritt dann eine imaginäre Welle. Er gluckste.
»Jetzt hängst du am Haken, damit kenne ich mich aus. Klingt ganz so, als ob PJ ein guter Lehrer ist. Manche Burschen können es nicht erklären, nur zeigen, wie sie es machen. Das hilft manchmal nicht weiter. Jetzt musst du einfach immer wieder raus und auf Wellen springen. Und das willst du ja wohl, oder?«
»Es ist eine Herausforderung, die mir gefällt. Und dieses Gefühl … wenn man hochgehoben wird, Teil dieser Kraft wird … ich kann es nicht erklären. Aber du weißt ja, was ich meine.«
»Ja«, sagte er zärtlich. » PJ hat dir ein Geschenk fürs Leben gemacht. Ich hab zu meiner Zeit auch ein paar Mädchen dafür zu interessieren versucht. Manche waren
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