Der Duft der Mondblume
zimperlich. »Wir sehen uns dann am Hafen.«
Am Morgen von Bradleys Ankunft stand Catherine unter der Dusche, bemüht, in Schwung zu kommen. Es würde nicht einfach sein, ihrem Mann aufgeregt und glücklich über das Wiedersehen gegenüberzutreten. Denn eigentlich empfand sie nur Beklommenheit und fragte sich, was Bradley wohl davon halten würde, wenn sie bei Sonnenaufgang zum Schwimmen und bei Sonnenuntergang zum Surfen ging. Dann räumte sie die Wohnung auf, füllte den leeren Kühlschrank und die Vorratskammer und stellte frische Blumen auf den Tisch. Das muss reichen, dachte sie.
Als sie das Gedränge der wartenden Frauen sah, stellte sie überrascht fest, dass manche in Jeans und rückenfreien Oberteilen gekommen waren. Andere wie Julia trugen hochhackige Schuhe und schicke Kleider oder enge Röcke mit taillierten Blusen und kamen frisch vom Friseur. Catherine hatte sich für ein leichtes Spaghettiträgerkleid mit weitem Rock und Sandalen mit kleinem Absatz entschieden. Ihr Haar umfloss ihre Schultern in seidigen Wellen. Sie hatte eine Blume hineingesteckt und trug das Perlenhalsband, dass ihr Bradley zur Hochzeit geschenkt hatte. Seit er ausgelaufen war, hatte sie sich nicht mehr solche Mühe mit ihrer Aufmachung gegeben.
Mit dem Lei aus Orchideen- und Frangipaniblüten in der Hand stand sie an der Seite, hörte die Freudenschreie und sah innige Umarmungen, als die Männer die Gangway hinunterkamen und ihre Frauen und Freundinnen in die Arme schlossen. Und da tauchte auch Bradley oben an der Gangway auf und ließ den Blick über den Kai schweifen. Sie hob den Arm und winkte ihm zu. Ein bisschen fühlte sie sich wie damals, als sie aus London zum ersten Mal nach Honolulu gekommen war – unsicher, zögerlich, sogar schüchtern. Keine Frage, warum sie sich in diesen großen, gutaussehenden Mann in der makellosen, frisch gebügelten Uniform verliebt hatte. Bradley strahlte sie an und ging mit einem schneidigen Gruß zu dem Offizier am Kai die Gangway hinunter. Nur noch ein paar große Schritte, und er stand vor ihr, ließ die kleine Reisetasche fallen und breitete die Arme aus. Dann küsste er sie zärtlich und hielt sie eine Armlänge von sich entfernt.
»Himmel, wie braun du bist. Und dein Haar ist länger geworden. Du siehst fit und kerngesund aus. Dieses Surfen bekommt dir.«
Catherine war verwirrt. Woher wusste er vom Surfen? Julia musste es Jim geschrieben haben. Oder hatte er es über Mrs.Goodwin erfahren?
Bradley nahm die Mütze ab, und sie legte ihm den Lei um den Hals. »Wie gut du aussiehst, Bradley. Allerdings nicht so braun, wie ich dachte.«
»Normalerweise arbeite ich nicht an Deck, Liebling. Sollen wir?«
Catherine öffnete die Fahrertür, aber Bradley nahm ihr die Autoschlüssel ab. »Ich fahre.«
Auf dem Heimweg plauderten sie über dies und das. Er blieb vage, was seinen Einsatz betraf, sprach nur über die Kameraden. Dann erkundigte er sich nach Neuigkeiten von zu Hause, nach ihrer Familie und wollte alles über die Aktivitäten des Frauenclubs wissen. Catherine stellte fest, dass es ihr nicht leichtfiel, ihr Leben in seiner Abwesenheit zu beschreiben.
»Es ist erst drei Uhr. Ich dachte, wir nehmen bei Sonnenuntergang einen Cocktail am Strand und gehen dann zum Essen aus. Ich habe reserviert.« Sie wusste, dass er sie nicht gleich aufs Bett werfen würde, wenn sie zu Hause waren. Sex bei Tageslicht lag ihm nicht. Aber es war ein komisches Gefühl, ihn wieder dazuhaben. Sie hatte sich daran gewöhnt, allein zu sein und zu unternehmen, wonach ihr der Sinn stand.
»Klingt wunderbar. Ich pack schnell aus und fahr dann rüber zum Commander. Muss noch kurz ein paar Dinge auf dem Stützpunkt regeln, aber ich bin rechtzeitig für einen Drink bei Sonnenuntergang wieder da. Im Ilikai? Oder im Royal Hawaiian?«
»Wie wär’s mit dem Moana?«
»Gern. Ist ja irgendwie unser Stammlokal.«
Kurz darauf rief Bradley sie an. »Wir essen zusammen mit Jim und Julia. Jim möchte gern nach Chinatown in ein original chinesisches Restaurant Ecke Hotel Street. Ich hab gesagt, wir treffen uns nach den Drinks.«
»Klingt gut«, sagte Catherine. Ihr ging durch den Kopf, dass der Besuch eines solchen Lokals für die Bensens schon ein Abenteuer sein musste.
Nachdem Bradley im Moana die Getränke bestellt hatte, erzählte er Catherine von einem neuen Paar, das auf dem Stützpunkt eingetroffen war. »Sehr nett. Aus Pennsylvania. Er arbeitet mit mir zusammen, also wirst du sie im Frauenclub
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