Der Duft der Mondblume
unsicher. »Liegt es an mir? Habe ich dich irgendwie falsch behandelt? War ich ein schlechter Ehemann, ein schlechter Liebhaber?«
Catherine wollte Bradleys Gefühle nicht noch mehr verletzen. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Bradley, du warst der perfekte Ehemann. Für eine andere Frau. Nicht für mich. Wir haben einen Fehler gemacht«, erwiderte sie leise.
»Für mich war es kein Fehler. Ich dachte, wir wären richtig glücklich. Du wirst mit den Folgen dieses … Irrsinns leben müssen«, schloss er. Er schob seine Kaffeetasse beiseite.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Catherine. Schon wieder. Wieder ließ sie Bradley die Entscheidungen treffen. »Ich habe vor, für eine Weile nach Kauai zu gehen.«
»Die Frage der Finanzen wäre zu klären. Und was mit dem Auto wird. Ich habe es jemandem aus meinem Büro angeboten. Es wäre mir recht, wenn du den Wagen auf dem Parkplatz abstellst und den Schlüssel beim Wachmann an der Pforte hinterlässt. Ich werde etwas Geld auf unserem gemeinsamen Konto für dich stehen lassen, damit kommst du die nächsten Wochen über die Runden. Wenn du deine Freiheit willst, Catherine, musst du selbst für dich sorgen.«
»Ich kann mir bestimmt einen Gebrauchtwagen kaufen.« Sie wollte Bradley beweisen, dass sie nicht auf ihn angewiesen war.
Bradley stand auf. »Ich fliege morgen oder übermorgen zurück aufs Festland. Dann werde ich meine Eltern ins Bild setzen.«
»Möchtest du, dass ich mit ihnen spreche?«
»Natürlich nicht. Sie sind nicht länger deine Familie, Catherine.«
»Du redest, als wären wir bereits geschieden.«
»Läuft es denn nicht darauf hinaus?«
»Das habe ich mir noch nicht überlegt.« Catherine wurde klar, dass sie nicht so weit vorausgedacht hatte.
»Ich habe den Eindruck, dass du dir sehr viel überlegt hast und die Scheidung die logische Konsequenz ist.« Bradley legte Geld auf den Tisch.
Also ist es meine Schuld, dachte Catherine bei sich. Bradley spielt den Tugendhaften, den Gekränkten. Als er aufstand, geriet sie kurz in Panik – war das wirklich das Ende ihrer Ehe, sollte sie ihn so in Erinnerung behalten, wie er dieses dunkle, leere Café verließ? »Bradley, ich weiß nicht, was ich sagen soll …« Tränen traten ihr in die Augen.
»Du hast genug gesagt. Wir beide haben genug gesagt. Leb wohl, Catherine.« Er kehrte ihr den Rücken zu und ging zur Tür hinaus. Er warf keinen Blick zurück, sie folgte ihm nicht. Zusammengesunken saß sie da, bis die Kellnerin kam, das Geld nahm und den Tisch abwischte.
»Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«
Catherine schüttelte den Kopf und griff nach dem Wasserglas. »Nein, vielen Dank.«
Sie wollte niemanden sehen, mit niemandem sprechen. Also fuhr sie nach Makaha, wo der Wind über den menschenleeren Strand fegte. Sand peitschte gegen ihre Beine, die Brandung toste, niemand war zu sehen. Sie war allein.
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14
I n dieser schwierigen Zeit kam Catherine nur am Strand zur Ruhe. Sie zog bei Kiann’e und Willi ein, die sehr rücksichtsvoll waren und sie tagsüber sich selbst überließen. Statt mit Kiann’e morgens zu schwimmen und am Strand entlangzuwandern, ging sie nun lieber surfen. Bei Sonnenaufgang auf goldglänzenden Wellen zu reiten brachte ihr Gemüt ins Gleichgewicht und half ihr, mit ihrer Entscheidung zu leben.
Sie fühlte sich ausgestoßen, vor allem nach einem Anruf von Julia Bensen, die ihr in kühlem Ton mitgeteilt hatte, sie rufe im Auftrag des Marinefrauenclubs an. Catherine möge Mrs.Goodwin schriftlich von ihrem Austritt in Kenntnis setzen.
Das war nicht fair. Bradley hatte ihr praktisch verboten, ihren Bekannten bei der Marine von ihren Eheproblemen zu erzählen, fühlte sich aber offensichtlich selbst nicht zum Schweigen verpflichtet. So hörten die Marinefrauen nur seine Version der Geschichte.
»Ach. Eigentlich hatte ich nicht vor auszutreten«, erwiderte Catherine, obwohl ihr die Clubaktivitäten bestimmt nicht fehlen würden. »Aber ich hoffe, dass wir uns weiterhin sehen, Julia.«
»Ich fürchte, das geht nicht, Catherine. Wir sind alle zutiefst schockiert. Und natürlich auch traurig.«
Meinetwegen oder wegen Bradley?, dachte Catherine. »Dann bin ich also bei Marineveranstaltungen nicht mehr willkommen? Ich habe sozusagen die Gruppe enttäuscht?«
»Der Commander und Mrs.Goodwin haben uns mitgeteilt, dass du nicht mehr zur Navy-Familie gehörst. Wir nehmen an, dass du wieder nach Australien gehst. Bradley ist ja bereits in Washington. Nur gut, dass
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