Der Duft der Mondblume
jeden Abend mit ihr.
Tagsüber öffnete sie manchmal den Schrank und berührte Bradleys makellose weiße Uniform, die neben ihren Sachen hing. Und wenn sie sein Rasierzeug im Bad sah, stellte sich ein angenehmes Zusammengehörigkeitsgefühl ein.
Ein paar Tage bevor ihr Flug nach Australien ging, brachte Bradley etwas zögerlich eine Bitte vor.
»Es ist wegen morgen Abend … Ich habe mir überlegt, ob du vielleicht zu einem Dinner mitkommen möchtest. Bei meinem Vorgesetzten. Sie geben nämlich diese Einladungen. Seine Frau ist eine wunderbare Gastgeberin. Es findet in ihrem Haus am Stützpunkt in Pearl Harbor statt. Kann natürlich sein, dass du das ein wenig langweilig findest …«
»Warum sollte ich es langweilig finden? Es ist doch nett, Leute kennenzulernen, die hier leben. Gibt es einen besonderen Anlass?«
»Eigentlich nicht. Nur der Gedanke, dass wir auch privat engen Kontakt halten wollen, um besser zusammenzuarbeiten.«
»Gute Idee, würde ich sagen.« Seltsam, dass er so förmlich fragte. »Gibt es irgendwas, das ich wissen sollte? Was man anzieht? Wer die maßgeblichen Leute sind?«
Bradley grinste. »Du siehst immer hübsch aus. Sie sind einfach ein bisschen konservativ … ältere Damen eben. Da bekommst du eine Vorstellung von der anderen Seite meines Lebens hier.« Er schloss sie in die Arme und hob sie hoch. »Dann weißt du, was ich ertragen muss, während du in Peel herumgaloppierst.«
»Aber du kennst nicht die andere Seite
meines
Lebens«, sagte Catherine nachdenklich. »Ich galoppiere höchstens auf Heatherbrae herum. So aufregend ist Peel nämlich nicht.« Sie küsste ihn. Peel würde ihr nach den wunderbaren Tagen auf Hawaii schrecklich eintönig erscheinen. Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken.
Commander Goodwin und seine Frau waren liebenswürdig und machten viel Aufhebens um Catherine. Sie wurde den anderen Offiziersfrauen vorgestellt, die sich auf der Terrasse versammelt hatten. Die Männer, in gediegener Freizeitkleidung, unterhielten sich am Pool. Auf dem gepflegten Rasen standen Palmen, und es bot sich ein wunderbarer Blick auf den Hafen.
»Ein großartiges Haus«, sagte Catherine.
»Die höheren Offiziere wohnen mit ihren Familien hier im Karree, die unverheirateten Offiziere sind dort drüben in einem Apartmentblock untergebracht. Aber die Aussicht dort ist auch sehr schön«, erklärte Mrs.Goodwin. An die anderen Frauen gewandt, meinte sie: »Ist Catherines Akzent nicht bezaubernd?«
»Ganz entzückend. Ich wollte schon immer mal nach Australien. Mein Mann war kurz vor seinem Einsatz in Vietnam dort. Wo kommen Sie denn her, meine Liebe?«, fragte eine Frau mit leuchtend rotem Haar, das, durch Haarspray zu einem Helm erstarrt, über ihren Schultern in einer Welle aufsprang.
»Ich komme vom Land. Der Name sagt Ihnen bestimmt nichts«, erwiderte Catherine.
»Sie meinen wohl eine Ranch, Honey?«
»Eine kleine. Nur Pferde und Rinder. Ein Hobby meines Vaters. Er ist Anwalt«, erklärte Catherine.
»Und wie lange kennen Sie Bradley schon?«, fragte eine andere Frau, die sich zu dem wachsenden Kreis um Catherine gesellte.
Neugierige Blicke musterten sie von Kopf bis Fuß. Man taxierte sie. Hatte Bradley etwa schon andere Mädchen mitgebracht und sie der Frau seines Vorgesetzten präsentiert?
»Wir haben uns in London kennengelernt, auf einem Empfang im Australia House«, stellte sie sicherheitshalber klar. »Dann sind wir in Kontakt geblieben, und weil ich vorhatte, einen Abstecher nach Hawaii zu machen – die Reise war ein Geburtstagsgeschenk meines Vaters –, konnten wir uns treffen.«
»Wie schön. Bestimmt freuen Sie sich schon darauf, Ihre Familie wiederzusehen. Wie lange waren Sie unterwegs, Catherine?«, fragte Mrs.Goodwin. »Und sind Sie berufstätig oder gehen Sie aufs College?«
Plötzlich tauchte Bradley hinter ihr auf. »Mrs.Goodwin, meine Damen.« Er lächelte den Frauen zu, die ihn samt und sonders anstrahlten. »Darf ich Ihnen Catherine für einen Augenblick entführen? Commander Goodwin und Jim Bensen diskutieren gerade über Australien. Wir hoffen, dass Catherine eine Streitfrage klären kann.«
»Ich werde mein Bestes tun.« Catherine nahm die Fluchtmöglichkeit gerne wahr.
»Tut mir leid. Ich hoffe, sie haben dir nicht zu arg zugesetzt«, flüsterte Bradley.
»Ist schon gut. Worum geht es?«
»Eigentlich nur um die unterschiedliche Aussprache. Ihr sagt
tom-mah-toe,
wir sagen
too-mei-toe
… so was in der Art. Vor allem
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