Der Duft der Mondblume
Diamond Head. Komm doch mit rauf. Ich brauche nur einen Moment zum Umziehen.«
Bradley grinste. »Das höre ich gern. Kein stundenlanges Theater und Getue mit der Frisur.«
Der Raum war mit einfachen Möbeln aus dunklem Holz ausgestattet; frische weiße Laken, das Moskitonetz über dem Bett und ein Blumengesteck aus wachsartigen roten Flamingoblumen mit spitzigen grünen Blättern auf dem Kaffeetisch verstärkten den klaren, geordneten Eindruck. Auf dem Nachttisch stand eine Schale mit Mondblüten. Allein auf engstem Raum mit ihm fühlte sich Catherine plötzlich ein wenig unbehaglich. Bradley schien es nicht zu bemerken. Er ging auf den Lanai hinaus und genoss den Blick auf den Diamond Head und den Strand, den die Lichter der Hotels belebten.
»Bin gleich wieder da.« Catherine griff nach dem Kleid und den Sandalen und verschwand im Badezimmer. Dort schlüpfte sie aus ihren Sachen und legte den BH ab. Das neue Kleid war tief ausgeschnitten und rückenfrei. Sie bürstete ihr Haar und band es zu einem Pferdeschwanz, den sie zu einem Knoten aufsteckte. Ein paar lockige Strähnchen lösten sich und umspielten ihr Gesicht. Zuletzt frischte sie ihr Make-up auf, besprühte sich mit dem neuen Pikake-Parfum, legte baumelnde Ohrringe an und schlüpfte in Silbersandalen.
Bradley, der am Balkongeländer lehnte, richtete sich auf, als er Catherine kommen hörte. Staunen malte sich auf seinem Gesicht, als er sich umdrehte. »Catherine, du siehst wunderbar aus, einfach umwerfend. Das Kleid gefällt mir.«
Vergnügt drehte sie sich vor ihm im Kreis. »Ich versuche nur, mit den Einheimischen mitzuhalten.«
»Du brauchst eine Blume im Haar.« Er nahm sie an der Hand, führte sie ins Zimmer zurück, nahm eine Mondblumenblüte aus der Schale und steckte sie ihr ins Haar. »Perfekt.« Er neigte sich über sie und küsste sie zärtlich.
Aber seine Lippen lösten sich nicht von ihren, und Catherine ertappte sich dabei, dass sie die Arme um seinen Hals schlang, sich an ihn schmiegte und seine immer leidenschaftlicheren Küsse erwiderte. Überwältigt von Sehnsucht und Verlangen fielen sie aufs Bett. Catherine streifte die Schuhe ab und zerrte an Bradleys Hemd, während er die Bänder ihres Kleides löste. Aber als sie eng umschlungen nackt beieinanderlagen, rückte Bradley ein Stück von ihr ab und sah ihr in die Augen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob wir das tun sollten.«
»Warum nicht? Es ist alles gut«, murmelte sie.
Zögernd, beinahe schüchtern überließ er Catherine die Führung. Sie fühlte sich stark, und dass sie die Zügel in der Hand hielt, erhöhte ihr Verlangen noch. So ein zärtlicher Mann, der sich ihr nicht aufdrängen wollte – aber sie hatte den brennenden Wunsch, mit ihm zu schlafen. Sie zog ihn auf sich, und er ließ es geschehen.
Erhitzt und verschwitzt nebeneinanderliegend, kehrten sie in die Realität zurück.
Bradley liebkoste ihren Hals. »Das war wunderschön. Ich kann dir gar nicht sagen, wie schön.«
»Mhm ja, das war es.« Lächelnd ließ sie ihre Finger über seine muskulöse Brust gleiten.
»Tut mir leid, wenn ich dein Make-up ruiniert und dein Kleid zerdrückt habe.«
»Ist doch egal! Es hat Spaß gemacht.« Sie lachte, fühlte sich unternehmungslustig. »Ich bin am Verhungern, schaffen wir es noch zu dieser Vorführung?«
Bradley setzte sich auf und sah auf die Uhr. »Ja, zu der späteren. Es ist gleich über der Straße. Willst du noch hingehen?«
»Wenn du möchtest. Obwohl ich auch
gerne
hierbleibe.« Sie warf ihm einen schelmischen Blick zu.
Lachend stand er auf und zog sich an. »Die Eintrittskarten habe ich schon. Don Ho solltest du wirklich nicht verpassen.«
Als sie das Hotel verließen, hatte Catherine das Gefühl, dass ihr die Hotelmitarbeiter, die Taxifahrer draußen vor der Tür, die Passanten auf der Straße wissende Blicke zuwarfen. Bradley hielt sie an der Hand, als sie über die Fahrbahn liefen.
In dem Lokal glaubte Catherine eine andere Welt zu betreten, eine Welt, mit der sie allmählich vertraut wurde. Seit sie in Honolulu war, hatte Bradley sie in Cocktail- und Pianobars, in Gartenlokale, Hotels und Strandcafés geführt. Die Getränke, das Essen, das Entertainment in hawaiianischer Atmosphäre hatten nichts mit dem gemein, was sie zu Hause oder im kalten regnerischen London erlebt hatte. Hier ließ es sich aushalten. Als sie sich unter dem sternenübersäten Himmel in einer Nische niederließen, wo in einem mit Blumen drapierten rosa Glas eine Kerze flackerte,
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