Der Duft der Mondblume
herausgerutscht, sie hatte nicht groß darüber nachgedacht, welche Auswirkungen sie haben konnten. Sie wollte noch einmal seine Lippen spüren, sich in seinem Kuss verlieren.
Aber Bradley erwiderte den Kuss nicht. Er wirkte nachdenklich, fast besorgt, und sie bereute plötzlich, was sie gesagt hatte, fürchtete, dass er sich irgendwie verpflichtet fühlen könnte. Die Worte »Ich dich auch« waren ganz spontan gekommen, sie wusste gar nicht genau, ob sie damit Bradley meinte oder vielleicht Hawaii und wie ernst ihre Gefühle für ihn waren. Sie hatte einfach ausgesprochen, wie ihr ums Herz war.
Aber er ging darauf ein. »Ist das wahr? Liebst du mich?«
Sie nickte, wagte nicht zu sprechen, wollte nicht klammern, nicht in Tränen ausbrechen, den Abschied nicht durch innige Versprechungen verderben, die sich nicht halten ließen. Es sollte locker bleiben, unkompliziert, nicht unnötig schwer für ihn. Für mich, korrigierte sie sich im Stillen. Sie schloss die Augen.
»Willst du mich heiraten?«
Schockiert schlug sie die Augen wieder auf. »Was? Was hast du gesagt?«
Er machte ein betretenes Gesicht. »Ich glaube, ich habe dir einen Antrag gemacht. Willst du?«
»Dich heiraten?« Catherine wurde förmlich mitgerissen, als sich die Fluttore öffneten und all die Emotionen hervorbrachen, die sich aufgestaut hatten und die sie ihm nicht hatte zeigen wollen. Sie schloss ihn in die Arme und drückte ihn so fest an sich, wie sie konnte, als befürchte sie, er könnte sich plötzlich in Luft auflösen. »Ja. O ja. Ach, Bradley …«
Sie küssten sich lächelnd, umarmten sich, lachten, küssten sich wieder. Catherine schob ein Bein über ihn, so dass er ans Bett gefesselt war, ließ die Hände über seinen Körper gleiten und spürte, wie ihn das erregte. Doch Bradley hielt ihren Arm sanft fest.
»Tu das nicht, oder ich komme nie hier weg. Ich muss zur Arbeit. Ich leite ein Ausbildungsprogramm für ein paar Neuankömmlinge. Aber heute Abend … heute Abend feiern wir!«
»Großartig.« Catherine sah zu, wie er aufstand. »Wir haben ja einiges zu planen …«
»Wir sprechen beim Dinner über die Zukunft, ja? Zuerst brauchen wir einen Ring. Was ist dein Lieblingsstein?«
»Keine Ahnung. Darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht.«
»Es muss natürlich ein Diamant sein, aber vielleicht finden wir etwas Besonderes. Wir könnten uns heute ein bisschen umsehen.« Schon war er unter der Dusche verschwunden. Auf dem Sprung in einen neuen Tag.
Auszüge aus der Biographie
Der Wellenjäger
1918
Red Hawk, Nebraska, lag unter einer dicken Schneedecke begraben. Der Wind aus der Prärie schickte eisige Böen durch die fast menschenleere Hauptstraße. Mit Matsch vermischte Schneehaufen türmten sich an jeder Ecke.
Der junge Mann stiefelte mit gesenktem Kopf, den Mantel eng um sich gewickelt, den aufgeweichten Gehweg entlang und verzog sich dann ins Foyer eines kleinen Kinos, um die Filmplakate zu betrachten. Tief grub er in seiner Hosentasche, zählte ein paar Münzen ab und schob sie dem Mädchen an der Kasse unter der Scheibe durch. Sie las in einem Starmagazin und kaute Kaugummi. Als sie dem Jungen die Eintrittskarte zuschob, schaute sie kurz auf und lächelte ihn dann strahlend an, wie um zu würdigen, dass er ja sogar noch besser aussah als die Filmstars in ihrer Zeitschrift.
Noch immer zitternd, schlüpfte er in dem geheizten dunklen Raum, wo schon einige Gestalten kauerten, auf einen Sitz und taute langsam auf. Der junge Mann wusste nichts über den Film, der gezeigt wurde, doch das alte hölzerne Lichtspielhaus war ein gemütlicher Ort, in dem er die Zeit angenehm herumbringen konnte, bis er sich wieder mit seinem Vater am Gemischtwarenladen traf.
Die Wochenschau flimmerte über die Leinwand, man sah Bilder von amerikanischen Soldaten, die in Frankreich landeten. Er schloss die Augen und döste in der Wärme. Als er sie wieder aufschlug, erblickte er auf der Leinwand das Erstaunlichste, was er je gesehen hatte.
Obwohl in kratzigem Schwarzweiß gedreht, hatte er die Szene farbig vor Augen: das blaue Meer, die grüne Landzunge, die smaragdfarbenen Palmen und den goldenen Sand.
Aber das Wunder, das ihn in Bann schlug, waren die großen dunkelhäutigen Männer, die auf langen Holzplanken stehend die anbrandenden Wellen ritten. Es sah ganz einfach aus, wie sie da lässig über die Meeresoberfläche glitten. Hübsche Mädchen mit langem Haar, Kokosnussschalen über den Brüsten und langen
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