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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Wesen eine andere. Bittere Galle stieg in ihm hoch.
    »Monsieur Levec?« Die sanfte Stimme riss ihn aus seiner Erstarrung. Er blickte der Comtesse ins Gesicht. Sie lächelte noch immer. Und er begriff, dass sie ihn nicht erkannte. Sie erkannte ihn nicht als den Mann, der ihr das Kissen aus der Hand genommen und sie am anderen Ende des Zimmers auf einen Sessel gedrückt hatte.
    Er war damals durch einen Seiteneingang ins Haus gelangt, unbehelligt, da sich viele Gäste auf dem Gut befanden, und hatte die Küche gesucht, weil er dort erfahrungsgemäß die besten Auskünfte erhielt, was freie Stellen betraf. Dabei hatte er an der offenen Tür vorbei in ein Zimmer geblickt, angelockt durch das Greinen eines Säuglings. Und da hatte er sie gesehen.
    Mit einem dumpfen Laut stieß er den Atem aus, den er unbewusst angehalten hatte. Sie runzelte die Stirn. Eine kleine Ewigkeit standen sie so, dann streckte ihm die Comtesse die Hand entgegen. Nicht wie eine Frau, die erwartete, dass er sich über diese Hand beugte und einen Kuss daraufdrückte, sondern wie ein Mann, der einen Handschlag austauschen wollte.
    Die Situation war so unwirklich, dass er sich wie in einem Albtraum gefangen fühlte. Er griff nach ihrer Hand, die lächerlich klein in seiner lag. Steif deutete er eine Verbeugung an.
    »Nehmt Platz, Monsieur Levec. Mögt Ihr eine Erfrischung, dann bedient Euch.«
    Er sah zwei Karaffen und ein paar Gläser auf einem Tablett auf dem Schreibtisch stehen. Um Zeit zu gewinnen, goss er klare Flüssigkeit in ein Glas und trank. Zitronenwasser, wie er überrascht feststellte.
    Die Comtesse hatte sich wieder auf ihren Platz gesetzt und beobachtete ihn. Was sollte er tun? Er brauchte Arbeit. Diese Stelle hier war so gut wie jede andere, versuchte er sich zu beruhigen. Und die Frau ihm gegenüber war keine Kindesmörderin. Schließlich hatte er ihr das Kissen aus der Hand genommen, bevor es soweit kommen konnte.
    »Francois sagte, Ihr wollt als Verwalter auf Plessis-Fertoc arbeiten?«
    Er stellte das Glas ab und setzte sich. Nur mit Mühe bezwang er den Wunsch, ihr seine Verachtung ins Gesicht zu schleudern.
    »Das ist richtig, Madame la Comtesse«, antwortete er stattdessen.
    »Gut. Erzählt mir von Euch. Wo habt Ihr zuletzt gearbeitet?«
    Die Frage ließ alles andere in Bedeutungslosigkeit versinken und erinnerte ihn erneut daran, wie verzweifelt seine Lage war. Er konnte es sich nicht leisten, diese Chance zu verspielen.
    »Auf den Gütern des Comte de Saint-Levin bei Morlaix.«
    »Das liegt in der Bretagne, nicht wahr? Wie lange wart ihr dort?«, fragte sie weiter und lächelte ihn ermunternd an.
    »Fast vier Jahre.« Er riss sich zusammen. Offensichtlich wollte sie es ihm leicht machen. Kein Wunder, es gab nicht viele Männer, die sich den Kommandos einer Frau beugten. »Davor habe ich für den Herzog von Paillet gearbeitet. Paillet ist berühmt für sein Gestüt. Ihr habt bestimmt davon gehört.«
    Sie nickte. »Natürlich. Eine sehr reizvolle Aufgabe.«
    »In der Tat. In der besten Zeit gab es über sechzig Pferde auf Paillet und hundertfünfzig Arbeiter. Während der Ernte kamen noch die Tagelöhner hinzu. Die zu betreuenden Ländereien machten an die 1500 Hektar aus.«
    »Beeindruckend.« Ihre Miene ließ keine Rückschlüsse auf ihre Gedanken zu.
    »Die Besitzungen des Comte de Saint-Levin waren natürlich kleiner, und sein Hauptinteresse galt dem Sägewerk.« Er hörte selbst, dass seine Worte hohl klangen, und versuchte verzweifelt, etwas Enthusiasmus in seine Stimme zu legen. »Pächter und Leibeigene eingerechnet, lebten auf den Ländereien fast zweihundert Menschen.«
    »Nun, wie es scheint, sollten die Aufgaben auf Plessis-Fertoc für einen Mann wie Euch leicht zu bewältigen sein. Das Hauptproblem besteht darin, dass der letzte Verwalter über dreißig Jahre hier gearbeitet hat. Er war nicht bereit, etwas zu ändern. Ganz zu schweigen davon, dass er meine Pläne für die Zukunft überhaupt in Erwägung gezogen hätte. Er ließ mich nie im Zweifel darüber, dass er meine Autorität nicht anerkannte.« Sie verschränkte die Finger auf der Tischplatte. »Ich bestehe auf regelmäßigen Berichten, und ich erwarte Unterstützung bei meinen Plänen. Könnt Ihr mir das garantieren?«
    Er räusperte sich. »Ich wäre nicht hier, wenn ich das nicht könnte.« Als er ihren skeptischen Blick bemerkte, setzte er schnell hinzu: »Welche Pläne habt Ihr denn, wenn Ihr mir die Frage gestattet?« Er hoffte, dass er damit das

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