Der Duft der Rose
Teller, fügte ein paar Scheiben Braten und etwas Senf dazu und hielt Nicholas das Ganze entgegen. Dann füllte sie die Kelche mit dem Wein. »Auf die Dekadenz«, sagte sie, als sie mit ihm anstieß.
Über ihnen zirpten die Grillen, und die Blätter des Baumes brachen das Licht. Eigentlich sollte ihm diese lächerliche Idylle auf die Nerven gehen, aber zu seiner Überraschung musste er zugeben, dass er sich ausgesprochen wohlfühlte.
»Ich konnte gestern nicht kommen. Jacques hatte Fieber, und ich saß bis Mitternacht an seinem Bett. Dann war ich zu müde, um ...« Sie brach ab.
Ihre Worte brachten ihm zu Bewusstsein, dass sie jeden Tag bei ihm gewesen war, seit sie ihm den Schlüssel gebracht hatte. Was bedeutete, dass sie sich jeden Abend geliebt hatten.
Er nahm einen Schluck Wein. Unfassbar. Wie schnell hatte er sich diesem neuen Leben ergeben. Er, der stolz darauf gewesen war, keine Frau zu brauchen und als Einzelgänger für sich zu bleiben.
»Deshalb dachte ich, dass ein Picknick eine gute Idee ist. Schließlich müsst Ihr bei Kräften bleiben, Nicholas.«
Er verschluckte sich an seinem Bissen und begann zu husten. Sofort war sie neben ihm und klopfte ihm auf den Rücken. Nach Luft japsend, stiegen ihm die Tränen in die Augen, aber er wusste nicht, ob er lachen oder darum kämpfen sollte, nicht zu ersticken. Hastig trank er den Wein, den sie ihm reichte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
Als er aufblickte, war Ghislaines Gesicht direkt vor ihm. Goldene Lichter zogen ihn in die Tiefe. Atemlos küsste er sie. Viel zu kurz, aber er musste wieder Luft holen. Widerstrebend löste sie sich von ihm.
»Ein wenig Dekadenz stünde Euch gut, Nicholas.« Sie strich mit dem Daumen über seine Unterlippe.
»Welcher Art?«, murmelte er, noch immer völlig in ihrem Bann.
Sie lachte leise. »Ach, da gibt es vielerlei Arten. Ein duftendes Schaumbad vielleicht. Würde Euch das gefallen, im warmen Wasser zu liegen, und ich wasche Euer Haar?«
Er ging auf ihr Spiel ein. »Und die nasse Bluse schmiegt sich an Eure Brüste und lässt mich die harten Spitzen sehen.«
»Das könnt Ihr gar nicht sehen, wenn ich hinter Euch stehe und Euer Haar wasche«, tadelte sie.
»Ich habe eine rege Fantasie. Ihr braucht ja nicht ewig, um mein Haar zu waschen, und dann ...« Er schwieg vielsagend.
»Dann?«, fragte sie neugierig.
»Dann leistet Ihr mir beim Bad Gesellschaft.« Er beugte sich vor und küsste sich von ihrem Ohr zu ihrem Kinn vor. »Würde es Euch gefallen, mit mir im warmen, duftenden Wasser zu liegen? Unsere nassen Körper aneinander geschmiegt, ineinander verschlungen. So sehr damit beschäftigt, unsere Lust zu genießen, dass wir gar nicht merken, wie kalt das Wasser schon ist.« Er strich mit der Zunge über ihre Lippen. Begehren nahm von ihm Besitz, und er zog Ghislaine an sich. Ihr Körper schmolz buchstäblich in seinen Armen, wurde weich und nachgiebig.
Sie lagen neben der Decke im sonnenwarmen Gras und küssten sich, als gäbe es kein Morgen. Wie immer waren Ghislaines Hände plötzlich unter seinem Hemd, ohne dass er sagen konnte, wann genau es passiert war. Er zog sie enger an sich, aber ihr Gewand samt der Unterröcke gab ihm nicht viel Spielraum. Also beschränkte er sich darauf, ihren Mund mit heißen, feuchten Küssen zu bedecken und in ihren sanften Liebkosungen zu schwelgen.
Er presste seine Erektion an ihren Leib und imitierte mit seiner Zunge die Bewegungen, nach denen sich ihre Körper verzehrten. Verlangen vernebelte sein Denkvermögen; er begehrte sie so sehr, dass er alles andere um sich herum vergaß. Er vergaß, wo sie waren und dass sie nicht allein waren. Seine Finger gruben sich in das Erdreich neben ihrem Kopf, um ihr nicht die Kleider vom Leib zu reißen. Noch nie hatte er ein derartiges Verlangen verspürt.
Ghislaine stöhnte in seinen Mund. Der Laut brachte seinen Verstand wieder zurück. Widerstrebend unterbrach er den Kuss und blickte auf sie hinunter.
Ihre Augen waren dunkel vor Lust. »Eure Fantasien sind sehr ... anregend.«
Er verzichtete darauf, ihr zu sagen, dass er viel Zeit gehabt hatte, seine Fantasien zu perfektionieren. Im Nachhinein erschien es ihm, als ob er sein halbes Leben damit zugebracht hätte.
Sie streichelte seinen Nacken mit den Fingerspitzen. »Aber manchmal ist die Wirklichkeit noch besser.« Sie lächelte geheimnisvoll. »Deshalb solltet Ihr wissen, dass es in meinem Zimmer nicht nur ein breites Bett, sondern auch viele Spiegel gibt. Sie
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