Der Duft der Rose
an Henri. »Ich verzichte. Ich brauche das nicht. Eine Frau muss nicht erregt sein, um ein Kind zu bekommen - wenn er Euch das erzählt hat, dann hat er gelogen«, sagte sie ohne Umschweife. Ihre Worte klirrten vor Kälte.
»Ich habe ihm das nicht erzählt, sondern seine Gnaden beliebte mich damit zu beauftragen, Euch Lust zu verschaffen, weil er will, dass sein Kind mit Lust gezeugt wird. Nicht, weil es nötig ist.« Farids Stimme klang trocken, aber Sophie war sich sicher, Belustigung dahinter zu entdecken. Und Spott. Ehe sie darüber nachdenken konnte, hatte Farid ihre Hand genommen, und Henri ging zu Vincent.
Überrumpelt versuchte Sophie, sich Farid zu entwinden, aber er hielt sie unbarmherzig fest und zog sie an sich. »Lasst ihm seinen Willen«, zischte er ihr ins Ohr. »Ihr kommt aus dieser Sache nicht heraus, ich habe den Vertrag gesehen. Spielt das Spiel nach seinen Regeln, und in ein paar Nächten habt Ihr es überstanden. Und seid für den Rest Eures Lebens die Herzogin von Mariasse.«
»Ich will nicht«, presste sie zwischen den Zähnen heraus. »Davon war nie die Rede.«
»Was Ihr wollt, interessiert ihn nicht, das muss Euch doch klar sein, Liebste«, gab er leise zurück. »Ihn interessiert nur Euer Bauch, in den er seinen Samen pflanzen kann.«
»Ich bin nicht Eure Liebste.« Wieder zerrte sie an seinem Griff. »Und ich werde nicht ...«
»Ihr werdet. Welche anderen Möglichkeiten habt Ihr denn?«
Diese nüchternen, völlig leidenschaftslos ausgesprochenen Worte brachten sie zur Vernunft. Sie hatte keine andere Wahl. Und alle hier im Raum wussten es.
Ihre Augen brannten, und sie senkte den Kopf. Am Rande registrierte sie, dass Farid sie an sich zog und seine Lippen ihren Hals berührten.
»Glaubt mir, es gibt Schlimmeres, als meine Aufmerksamkeit ertragen zu müssen«, murmelte er an ihrer Wange. Seine Finger öffneten geschickt ihren Morgenmantel.
»Ich darf das Nachthemd anlassen. Henri war damit einverstanden.« Selbst in ihren Ohren klang ihre Stimme wie das Piepsen eines ängstlichen kleinen Vogels, und genauso fühlte sie sich. Wie ein kleiner Vogel, gefangen in einer riesigen Faust.
»Wenn Ihr das vereinbart habt, dann belassen wir es dabei.« Der grüne Seidenmantel fiel zu Boden, und er zog sie an sich. Er trug ein weites schwarzes Hemd und eine orientalisch geschnittene, ebenfalls schwarze Hose, die am breiten Bund und an den Bündchen über den Knöcheln mit roten Arabesken bestickt war. Seine Füße waren nackt.
Sophie spürte seine Körperwärme durch die Kleidungsstücke und durch seine Hand, die über ihren Rücken strich. Ein schwerer, aromatischer Duft umgab ihn, Patschuli, wie sie nach kurzem Überlegen erkannte. Unwillkürlich atmete sie tief ein und entspannte sich ein wenig. Sie war keine unerfahrene Jungfrau mehr. Sie wusste, was passieren würde, es gab keinen Grund ängstlich zu sein. Sie befand sich im gleichen Raum mit Männern, nicht mit Ungeheuern. Der Herzog wollte ihr nichts Böses, sondern verfolgte nur ein bestimmtes Ziel, wie viele in seiner Position. Und Farid war ein in der körperlichen Liebe bewanderter Mann, der wusste, was er tat, also ...
»Wollt Ihr ihnen zusehen?«, flüsterte er und nutzte die Gelegenheit, sanft in ihr Ohrläppchen zu beißen.
Sie hob den Kopf und spähte über seine Schulter. Der Herzog saß in einem Lehnsessel, und Vincent kniete zwischen seinen Beinen. Viel mehr als das Auf und Ab seines Kopfes sah sie nicht. Und sie war auch nicht sicher, ob sie mehr sehen wollte.
Entschlossen legte sie die Hände flach auf Farids Schultern und spreizte die Finger. »Mir wäre lieber, wir kommen zur Sache. Sofort.«
Seine schwarzen Augen glänzten. »Mit Vergnügen.«
Ehe sie es sich versah, hatte er sie hochgehoben und trug sie zum Bett. Dort legte er sie hin und strich ihr langes Haar so zurecht, dass es ihr Gesicht wie ein seidener Fächer umgab. Sophie hielt unbewusst den Atem an. Sie reagierte auf seine Nähe und zwar stärker, als ihr lieb war. Er machte ihr bewusst, wie sehr sie es vermisst hatte, in den Armen eines Mannes zu liegen. Ihr Körper erinnerte sich an die Lust, die er empfinden konnte, und eine schmerzhafte Sehnsucht breitete sich in Sophie aus. Verzweifelt versuchte sie, sich darauf zu besinnen, dass sie den Mann, dessen Finger gerade durch ihr Haar fuhren, verachtete und verabscheute. Dass sie schon einmal dieser brennenden Sehnsucht nachgegeben und damit ihr Leben zerstört hatte. Für Farid war sie eine Frau von
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