Der Duft der Rose
mehr Hand an sich selbst, solange er mit im Bett war. Was nachher geschah, wusste Sophie nicht, und sie wollte es auch nicht wissen.
Sie wollte nicht an Farid denken, der auf ihr spielte wie auf einem Instrument. Er konnte sie mit der Berührung eines Fingers derart in Erregung versetzen, dass sie alles um sich herum vergaß. Je mehr sie versuchte, sich dieser Magie zu entziehen, desto schneller und stärker überrollte sie ihr Höhepunkt. Dennoch blieb anstelle von Befriedigung immer ein schales Gefühl zurück, das sie nicht näher benennen konnte. Sie wünschte nur, dass sie endlich ein Kind empfing und das Ganze damit ein Ende hatte.
Jemand ging den Weg entlang, der am Weiher vorbeiführte. Sophie hob die Hand und winkte Vincent zu. Er kam langsam näher und setzte sich schließlich neben sie. »Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Aber nein, es ist noch genug Brot da.« Sie hielt ihm den Korb mit einem auffordernden Lächeln hin. Bisher hatte er ihre Gesellschaft nicht gerade gesucht, und sie verstand den Grund dafür. Vielleicht sollte sie die Gelegenheit nutzen, um ein klärendes Gespräch zu führen. Während sie noch nach einem passenden Beginn suchte, sagte Vincent: »Ich war nicht besonders freundlich zu Euch, Sophie. Es ist an der Zeit, mich dafür zu entschuldigen.«
Überrascht sah ihn Sophie an. »Das ist wirklich nicht nötig, Vincent. Ihr wart immer höflich und zuvorkommend.« Sie machte eine kleine Pause und blickte auf den Weiher. »Dass es an Herzlichkeit fehlte, kann ich verstehen. Ich verurteile Euch deswegen nicht. Es ist eine außergewöhnliche Situation.«
Er seufzte. »Ja, das ist es wohl.«
Sie wandte sich ihm wieder zu und musterte ihn aufmerksam. »Ihr liebt ihn. Wie werdet Ihr damit umgehen, wenn sein Plan gelingt?«
Er erwiderte ihren Blick freimütig. »Ich liebe ihn. Und ich will, dass er glücklich ist. Wenn ihm ein eigenes Kind dieses Glück verschafft, so freue ich mich mit ihm.«
»Und Ihr könntet auch eine Ehefrau akzeptieren, die nicht gewillt ist, beiseitezutreten und ihr Kind zu verlassen?«
»Wenn sie so charmant und einnehmend ist wie Ihr, Sophie, dann natürlich.«
Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Hört auf mit den nichtigen Schmeicheleien. Ich meine es ernst.«
»Ich auch.« Er legte seine Hand auf ihre. »Ihr seid eine lautere Persönlichkeit, weder eingebildet noch manieriert. Ihr besitzt menschliche Wärme und Mitgefühl im Überfluss. Henri kann durch eine Freundschaft mit Euch nur gewinnen, ebenso wie ich.«
Seine Worte rührten sie. Sie wusste, dass es für ihn nicht so einfach sein konnte, wie er tat. Er war ein außergewöhnlicher Mann. Und sie fragte sich, ob sich Henri dessen wirklich bewusst war. Unwillkürlich erwiderte sie den Druck seiner Hand. »Ihr macht mich sprachlos. Alles, was Ihr gesagt habt, kann ich nur zurückgeben. Wenn es so weit kommt, dass Henri mich heiratet, werdet Ihr in mir immer eine Freundin haben.«
Er nickte. »Gut, und bevor wir uns in Tränen auflösen, gehen wir besser zurück. Es sieht nach Regen aus.« Sein Lächeln war aufrichtig, aber dennoch erreichte es seine Augen nicht.
Sophie blickte zum Himmel. Er hatte recht. Dunkle Wolken zogen auf, und die Temperatur kühlte merklich ab. Sie erhob sich, nahm den Korb und schlenderte mit Vincent zum Schloss zurück. Im Foyer lagen zahlreiche Taschen herum, und durch die geöffneten Türen konnte man eine vierspännige Kutsche sehen, die auf der cour d'honneur stand. Vincent runzelte die Stirn. »Das Wappen des Comte du Plessis-Fertoc. Henri sagte mir gar nicht, dass sie kommen wollten.«
Schritte näherten sich, und Sophie drehte sich um. Neben Henri, der übers ganze Gesicht strahlte, gingen ein grobschlächtiger Riese mit einem gewaltigen Kopf und eine kleine füllige Frau. Beide waren erlesen und teuer gekleidet.
»Vincent«, rief der Riese freudig aus und lief zu ihm, um ihn stürmisch zu umarmen. Während er Vincent einen Schmatz auf die Wange drückte, klopfte der ihm auf den Rücken. »Jacques, das ist wirklich eine Überraschung.« Er befreite sich und verbeugte sich vor der Frau. »Ghislaine, ich freue mich, Euch zu sehen. Wie geht es Euch?«
Bevor die Frau antworten konnte, sagte der Herzog: »Sophie, ich möchte Euch meine Schwester, die Comtesse du Plessis-Fertoc, vorstellen und ihren Gatten, Jacques. Ghislaine, Mademoiselle d'Asseaux, eine liebe Freundin.«
Von der Vorstellung als liebe Freundin gegenüber seiner Schwester etwas irritiert, knickste
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