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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Sophie pflichtschuldig. »Wie schön, Euch kennenzulernen, Comtesse.«
    »Nennt mich Ghislaine, meine Liebe. Die Freunde meines Bruders sind auch meine Freunde.« Sie lächelte Sophie aufmunternd zu. Die Blässe ihres Gesichts unterstrich die dunklen Schatten unter ihren Augen. Unwillkürlich fragte sich Sophie, ob die Comtesse wohl krank war.
    »Ich laufe schnell zu den Tigern, Ghislaine, ich bin gleich wieder da«, rief der grobschlächtige Mann und eilte davon.
    »Nein, Jacques, es regnet, bleib hier.« Die Worte der Gräfin verhallten ungehört, und Sophie wich erschrocken zur Seite, als ein großer breitschultriger Mann, der etwas abseits gestanden hatte, dem Grafen nachsetzte. Er erreichte ihn, ehe er in den Park laufen konnte, und führte ihn trotz heftiger Gegenwehr zurück.
    »Ich will zu den Tigern«, schrie der Comte mit zornrotem Gesicht und stampfte mit dem Fuß auf. »Du hast versprochen, dass ich zu den Tigern darf, Ghislaine.«
    »Das darfst du auch, Jacques. Sobald es aufhört zu regnen, du weißt doch, wie leicht du dich erkältest.« Sie streckte begütigend die Hand aus, aber der Mann schlug sie beiseite. Ohne darauf zu achten, fuhr die Comtesse fort: »Schau dir doch mit Laurent dein Zimmer an, vom Fenster aus kannst du den Weiher mit den Enten und Schwänen sehen. Und später geht er mit dir zu den Tigern.«
    Jacques schob trotzig die Unterlippe vor.
    Sie lächelte ihn an. »Außerdem musst du doch deine Armee wieder aufstellen.«
    »Aber wenn der Regen aufhört, gehe ich zu den Tigern.« Er blickte in die Runde und zog dann an Laurents Ärmel. »Hast du den Koffer mit den Zinnsoldaten schon auf mein Zimmer gebracht?«
    »Natürlich, Comte. Wir brauchen sie nur mehr aufzustellen.«
    »Wenn der Regen aufhört, gehe ich zu den Tigern«, wiederholte der Comte, ehe er mit Laurent zur Treppe ging.
    Sophie hatte die Szene beobachtet und begriffen, dass Jacques du Plessis-Fertoc nicht wie andere Erwachsene war. Unwillkürlich blickte sie zu Ghislaine, die den beiden Männern nachsah.
    »Nehmen wir eine kleine Erfrischung im Salon?«, schlug Henri vor.
    »Gerne. Die Reise hat mich ermüdet.« Ghislaine folgte ihm, und Sophie tat es ihr mit Vincent gleich. »Für mich nur etwas Apfelsaft, auf den Muscadet werde ich heute verzichten.«
    »Ganz wie du möchtest, Ghislaine.« Er nahm ihr den Mantel ab und wollte ihn beiseitelegen, als er mitten in der Bewegung innehielt. Er starrte auf den weiten gebauschten und hochangesetzten Rock ihres Kleides. Sein Blick flog zum lächelnden Gesicht seiner Schwester, und er ließ den Mantel fallen. Mit einem Schritt stand er neben ihr und legte die Hand auf ihren Bauch.
    Sophie wurde siedend heiß und im nächsten Augenblick eiskalt, als sie begriff: Die Schwester des Herzogs war guter Hoffnung. Es würde ein Kind mit dem Blut der Herzöge von Mariasse geben - ohne, dass sie selbst dabei eine Rolle spielte. Sie sank auf einen der Lehnsessel und bekämpfte verzweifelt die Schwärze, die sich vor ihren Augen ausbreiten wollte.
    »Ghislaine, wie um alles in der Welt ...«, stammelte der Herzog und führte sie so vorsichtig zum Sofa, als wäre sie aus Glas.
    »Es ist ein Wunder, Henri.« Ghislaines Stimme klang hell und lebendig. »Ich habe selbst Mühe, es zu glauben.«
    »Wann soll es denn zur Welt kommen?« Henri saß neben ihr und hielt ihre Hände.
    »Anfang nächsten Jahres. Und ich möchte, dass es hier geboren wird.«
    Sophie traute ihren Ohren nicht. Mehr als drei Monate mit der vor Glück strahlenden Schwester des Herzogs unter einem Dach zu leben ... und wenn sie selbst womöglich ebenfalls guter Hoffnung war?
    »Du musst mir alles berichten, Ghislaine«, sagte der Herzog gerade aufgeregt und drückte seine Schwester an sich.
    »Gerne. Aber vielleicht sollten wir damit warten, bis wir unter uns sind.« Sie blickte zu Sophie, um zu unterstreichen, was sie meinte.
    Vincents Hände legten sich auf Sophies Schultern und verhinderten damit, dass sie aufstand. »Mademoiselle d'Asseaux trägt möglicherweise Henris Kind unter dem Herzen. Deshalb hat sie jedes Recht, in familiäre Dinge eingeweiht zu werden.«
    Ghislaine blickte mit offenkundigem Erstaunen von ihrem Bruder zu Sophie. »Du hast geheiratet, Henri? Ohne mir etwas davon zu sagen? Ohne mich einzuladen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe nicht geheiratet. Ich wollte erst heiraten, wenn das Kind geboren worden ist.«
    Sophie errötete unter den Blicken der Comtesse und wappnete sich, ihrer Verachtung

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