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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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zu begegnen. Ghislaine wandte den Kopf wieder zum Herzog. »Das, Henri, ist ein starkes Stück. Wärest du nicht mein Bruder, würde ich dich für diese Selbstherrlichkeit ohrfeigen.«
    Zu Sophies Erstaunen senkte der Herzog den Blick und schwieg. Dass ihn jemand mit bloßen Worten in die Schranken weisen konnte und auch den Mut hatte, das zu tun, war für sie eine völlig neue Erfahrung. Mehr noch als das verständnisvolle Lächeln, das ihr die Comtesse schenkte.
    »Nun, im Grunde gibt es nicht viel zu erzählen, Henri. Schon ehe du mir bei der Taufe von Justin de Rossac von deinem Plan berichtet hast, wollte ich ein Kind. Als dann ein passender Mann in mein Leben trat, wagte ich den Versuch. Und er ist geglückt.« Sie strich liebevoll über ihren Leib.
    »Wer ist er? Kenne ich ihn?«, fragte Henri.
    »Nein, du kennst ihn nicht. Und das soll auch so bleiben.« Die Schärfe in ihrer Stimme ließ Sophie aufhorchen. Die anderen hingegen hingen wie gebannt an den Lippen der Comtesse. »Es ist mein Kind, Henri. Du kannst es zu deinem Erben machen, du kannst es besuchen, so oft du willst, du kannst Pate und Onkel mit allen Rechten und Pflichten sein. Deshalb soll es auch hier zur Welt kommen. Auf Belletoile. Das soll die Verbindung sein. Aber trotz allem ist es mein Kind, und ich werde alle wichtigen Entscheidungen allein treffen. Dir muss klar sein, Henri, dass ich keine Einmischung in diese Dinge dulden werde.«
    Sophie betrachtete die sehr gerade auf dem Sofa sitzende Frau. Ihre Haltung und die klaren Worte nötigten ihr Bewunderung ab. Sie wünschte, sie hätte ihre Interessen auch so entschieden vertreten können. Stattdessen war sie zu einem Spielball in den Plänen des Herzogs geworden, ohne dass sie sich zur Wehr gesetzt hatte.
    Die Comtesse blickte zu ihr. »Aber vielleicht ist das alles jetzt ohnehin unnötig, weil du ein eigenes Kind bekommst.«
    Sophie hielt ihrem Blick stand. »Ich kann es noch nicht sagen. In zwei Wochen ... wissen wir mehr«, murmelte sie und fühlte sich schrecklich unbeholfen.
    »Gut. Ich hoffe, Henri, du hast Vorsorge für Mademoiselle d'Asseaux getroffen, falls sie nicht ...«
    »Wofür hältst du mich, Ghislaine?«, unterbrach sie der Herzog ungehalten und sprang auf. »Ich war und bin mir meiner Verantwortung immer bewusst.«
    »Gut, dann besteht kein Grund zur Aufregung.« Sie nahm Vincent das Glas mit dem Apfelsaft ab.
    Der Herzog blieb in einiger Entfernung stehen und sah seine Schwester an. »Soll ich nach einem Arzt schicken lassen und ihn für die nächsten Wochen hier einquartieren?«
    »Ich war vor meiner Abreise bei einer Hebamme. In drei Wochen lasse ich sie holen. Sie hat mir versprochen, bis zur Niederkunft an meiner Seite zu bleiben. Ich vertraue ihr. Deshalb wird kein Arzt nötig sein.«
    Der Herzog schluckte seine Einwände mit sichtlicher Mühe hinunter. »Kann ich sonst etwas tun?«
    »Jacques sollte beschäftigt werden. Laurent ist den ganzen Tag mit ihm zusammen, aber vielleicht findet sich noch jemand, der für seine Unterhaltung sorgt. Er hat Diabolo mitgebracht und ihn selbst in den Stallungen versorgt. Die Reitknechte haben Anweisung, niemanden außer ihn an das Pferd heranzulassen. Es wäre mir lieb, wenn du diese Anordnung wiederholen könntest. Dein Wort hat ein anderes Gewicht.«
    Henri verdrehte die Augen und seufzte. »Der verdammte Gaul. Ich werde mich darum kümmern.«
    Ghislaine leerte ihr Glas und stand auf. »Gut. Dann werde ich mich hinlegen und ein wenig ruhen. Später zum Abendessen sehen wir uns ja wieder.«
    Sie nickte in die Runde und lächelte Sophie zu, ehe sie den Raum verließ. Von den Entwicklungen wie erschlagen, schaffte Sophie es gerade noch, das Lächeln zu erwidern. Angespannt wartete sie darauf, dass der Herzog etwas sagte und damit ihr weiteres Schicksal besiegelte.
    Das Räuspern des Herzogs unterbrach die Stille, und sie blickte ihm entgegen, als er auf sie zukam. »Sophie, ich bin genauso überrascht wie Ihr. Meine Schwester hat mich in Ihre Pläne nicht einbezogen, ich nehme an, das habt Ihr selbst gemerkt.«
    Sophie nickte schweigend.
    »Ich schlage vor, wir warten ab.« Er schwieg ebenfalls, und es erweckte den Eindruck, als ob er nach den richtigen Worten suchte. »Ich werde Euch vorläufig nicht mehr beiwohnen. Wenn unsere bisherigen Begegnungen Früchte tragen sollten, dann ist ohnehin alles klar. Wenn nicht, dann werde ich natürlich die getroffenen Abmachungen einhalten und mich weiter um Euch kümmern. Ghislaines

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